Sexuelle Gewalt gegen Kinder: Mutig fragen - Besonnen handeln

Das Schwerpunktthema für Juli 2009

am 01.04.2009 - 22:00  

Ja, es ist ein Thema für den Pfarrbrief: die sexuelle Gewalt gegen Kinder, die in unserem Land geschieht, oft unentdeckt, mit furchtbaren Folgen für die Betroffenen. Die Kinder sind es wert, dass dieses unangenehme Thema, das so gern im Verborgenen gehalten wird, in der Öffentlichkeit besprochen wird. Die Texte und Tipps, die Sie hier finden, wollen helfen, breit zu informieren und Wege aufzuzeigen, im Verdachts- oder im Missbrauchsfall zu handeln. „Alle Erwachsenen haben die Verpflichtung zum Hinsehen und zum Einschreiten, um der Gewalt gegen Kinder Einhalt zu gebieten“, schreibt das Bayerische Landeskriminalamt in einem Begleitheft für Lehrer und Eltern. Und weiter: „Da sich Kindesmisshandlungen vor allem innerhalb der Familie und im engeren Verwandten- und Bekanntenkreis ereignen, sind ihre Opfer auf Hilfe von außen angewiesen.“ Dazu möchte dieses Monatsthema ermutigen.

    Bilder
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    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Sexueller Missbrauch oder sexuelle Gewalt ist immer dann gegeben, wenn ein Erwachsener oder Jugendlicher ein Mädchen oder einen Jungen dazu benutzt, eigene Bedürfnisse mittels sexualisierter Gewalt auszuleben.

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Dass Jungen auch Opfer sexueller Gewalt werden, war bisher nicht ausreichend bekannt. Heute widmet man dem Thema des sexuellen Missbrauchs an Jungen zunehmend mehr Aufmerksamkeit.

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Es gibt keine „äußeren Erscheinungsmerkmale“, an denen man Menschen erkennt, die Mädchen und Jungen sexuell missbrauchen. In 80 bis 90 Prozent der Fälle werden Missbrauchshandlungen an Kindern durch männliche Täter begangen.

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Die Vorstellung, ein Kind könnte sexuell missbraucht werden, ist schrecklich und verursacht nicht selten unbändige Wut. In der ersten Verwirrung werden daher oft Schritte unternommen, die für die Mädchen und Jungen nicht hilfreich sind.

    Tipps für den Umgang mit einem Verdachtsfall:

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Im Familienalltag haben Sie als Eltern den größten Einfluss auf die Entwicklung Ihrer Kinder. Der beste Schutz liegt nicht darin, die Kinder genauer zu „bewachen“ oder ihnen dieses oder jenes zu verbieten. Der beste Schutz liegt tatsächlich in einer sachlichen Aufklärung.

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Die meisten Mädchen und Jungen wagen nicht, offen über den sexuellen Missbrauch zu reden. Dennoch teilen sie sich mit, um die für sie unerträgliche Situation zu beenden. Kinder senden die unterschiedlichsten Signale aus: Manchmal ändern sie ihr Verhalten ohne ersichtlichen Grund.

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Sexuellen Missbrauch erleben Mädchen und Jungen als ein extremes, überflutendes Ereignis, dem sie nicht ausweichen können. Fachleute sprechen hier von einem Trauma, einer seelischen Verletzung.

    von

    Wildwasser Nürnberg e.V. und Zartbitter e.V

    Vielleicht hast du in letzter Zeit schon mal etwas von sexuellem Missbrauch gehört oder im Fernsehen oder der Zeitung etwas darüber gesehen oder gelesen. Vielleicht hat dir auch schon mal eine Freundin oder ein Freund etwas davon erzählt.

    von

    Wildwasser Nürnberg e.V. und Zartbitter e.V

    - Es gibt viele Arten sich zu wehren. Du kannst unfreundlich sein, schreien, schlagen, kratzen, wegrennen, spucken und noch vieles mehr. Alles ist erlaubt, wenn du glaubst, in Gefahr zu sein.

    Interview mit der Buch-Autorin Brenda Leb

    von

    Es gibt viele Opfer von sexueller Gewalt, aber nur wenige sprechen davon. Eine Betroffene hat nun unter dem Pseudonym Brenda Leb ein Buch über die Missbrauchserfahrung und ihren Umgang damit geschrieben. Teresa Lugstein hat mit der Autorin gesprochen:

    von

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    - Sexueller Missbrauch ist Gewalt, die mittels Sexualität ausgeübt wird.

    Beratung und Hilfe: N.I.N.A.

    Die Abkürzung N.I.N.A. steht für "Nationale Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen". Die Telefonnummer lautet 01805 - 1234 65.

    N.I.N.A. richtet sich an Erwachsene,

    - die beobachtet haben, dass Mädchen oder Jungen von sexueller Gewalt bedroht sind, und nicht wissen, was sie tun sollen,

    - die einen Verdacht haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen,

    - die grundsätzliche Fragen zu sexuellem Missbrauch haben oder einfach in Ruhe mit jemandem reden wollen,

    - die eine Adresse in der Nähe brauchen, an die man sich wenden kann,

    - die Information über Literatur oder (Arbeits-) Materialien im Gebiet Aufklärung, Prävention und Intervention benötigen,

    - die Informationen über Anbieter von Präventionsprojekten sowie die entsprechenden Zugangswege suchen.

    Zuhören. Unsicherheiten abbauen. Weiterhelfen. Das sind die drei zentralen Angebote, die N.I.N.A. verfolgt. N.I.N.A. hat für Erwachsene und ihre Anliegen zum Thema sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen ein offenes Ohr. Ob als Nachbar oder Lehrerin. Ob als Erzieher oder Trainerin. Ob als Elternteil oder Familienmitglied. Oder als betroffene Erwachsene. Unter der zentralen Telefonnummer 01805 - 1234 65 oder im Internet unter www.nina-info.de findet man unbürokratische und kompetente Hilfe.

    Kein Kind kann sich alleine schützen. Deshalb will N.I.N.A. Erwachsene zum Hinsehen und Handeln ermutigen und ihnen zur Seite stehen. Denn Erwachsene stehen dem Problem des sexuellen Missbrauchs oft hilflos und mit vielen Fragen gegenüber: Wie kann man Mädchen und Jungen schützen? Welche Signale oder Anzeichen gibt es? Wie kann ich ein Kind unterstützen? Was kann ich konkret tun?

    N.I.N.A. ist eine Initiative des Bundesvereins zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen e.V. Der Bundesverein stützt sich bundesweit auf mehr als 100 Mitgliedsorganisationen, die vor Ort seit Jahren gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen aktiv sind.

    Lesetipp: Broschüren für die Präventionsarbeit mit Mädchen und Jungen

    Unter der Internetadresse http://www.zartbitter.de/content/e40/e42/index_ger.html kann man zahlreiche Broschüren für die Präventionsarbeit mit Mädchen und Jungen und deren Eltern (in verschiedenen Sprachen) ansehen und bestellen.

    Elternbrief "Was tun gegen Missbrauch"

    Mit dem Elternbrief „Was tun gegen Missbrauch“ will der Verein Elternbriefe du + wir e.V. dazu beitragen, Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Er informiert u.a. darüber, woran Eltern erkennen können, ob ihr Kind von einem Täter bedroht oder bedrängt wird, wie sie reagieren können und wo sie ggf. Hilfe finden. Wie die anderen Elternbriefe unterstützt er Väter und Mütter in einer liebevollen Erziehung, die Kinder stark macht. Denn das ist ein unschätzbarer Beitrag zur Vorsorge gegen jegliche Gewalt gegen Kinder.

    Der Elternbrief "Was tun gegen Missbrauch" kann zur Weitergabe an Väter und Mütter auch in größerer Stückzahl bei der Geschäftsstelle der Elternbriefe oder über www.elternbriefe.de kostenlos bestellt werden.

    Die Elternbriefe sind eine Initiative der katholischen Kirche. Die 36 Elternbriefe werden Mütter und Väter in einem Zeitraum von der Geburt ihres Kindes bis zu dessen neuntem Lebensjahr kostenlos zugeschickt: per Post zweimal im Jahr, als Newsletter viermal jährlich, genau abgestimmt auf das jeweilige Alter des Kindes.

    Elternbriefe du und wir e.V.
    Mainzer Str. 47
    53179 Bonn
    Tel. 0228/93299795 (vormittags)
    info@elternbriefe.de
    www.elternbriefe.de

    Buchtipp: Ein liebevolles Aufklärungsbuch für Kinder von 5 bis 8 Jahren

    Malcolm und Meryl Doney: Mama, Papa und ich. Wo kommen die kleinen Babys her?

    Kleine Kinder wollen alles ganz genau wissen: Wo kommen die kleinen Kinder her? Wie bin ich in Mamas Bauch gekommen? Und wie heraus? Dieses Buch gibt eine Antwort - leicht verständlich, offen und mit fröhlichen Zeichnungen. Nicht nur die biologischen Fakten werden beschrieben: Alle Fragen werden innerhalb der liebevollen Beziehung von Vater und Mutter erklärt. Darüber hinaus lernen Kinder in diesem Buch staunen über das Wunder des Lebens und über Gott, der dieses Wunder geschaffen hat. Ein liebevolles Aufklärungsbuch für Kinder von 5 bis 8 Jahren. (Borromäusverein)

    Malcolm und Meryl Doney: Mama, Papa und ich. Wo kommen die kleinen Babys her? Brunnen-Verlag, Gießen, 20. Auflage, 2008, ISBN 9783765556456, Preis: 9,95 Euro.

    zur Ansicht und Bestellung bei borro medien gmbh

    Bilderbuch-Tipp als Hilfe zum Gespräch mit jüngeren Kindern über sexuellen Missbrauch

    Marie Wabbes: Ich dachte, du bist mein Freund. Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen.

    Es geht in dem Bilderbuch um einen großen Wolf, der mit einem kleinen Bären Spiele spielt, die dieser nicht mag. Seite für Seite spitzt sich die Situation zwischen dem kleinen Bären und dem großen Wolf zu: aus Freundschaftsneckereien wird ein zudringliches Spiel, das den kleinen Bären verstört und ängstigt. Er hält sich nicht an das vom großen Wolf suggerierte Geheimnis, sondern redet mit anderen Bären über das Erlebnis mit seinem großen "Freund". - Die Wachskreidetafeln zeigen die beiden kontrastierten Hauptakteure (weißer Bär, schwarzer Wolf), ein klarer, sehr groß gesetzter Text (gut vorles- oder nacherzählbar durch Vermittelnde, die die Bilderbuchbroschüre unbedingt braucht) begleitet die eindrucksvollen Bilder. Ein pädagogisch sehr qualitätsvolles, beratendes Nachwort schließt das Buch ab. Es kann bei entsprechendem Verdacht in Kindergärten und Familien eingesetzt werden, um möglicherweise sexuelle Übergriffe Erwachsener auf Kinder vermeiden zu helfen. (Hans Gärtner, Borromäusverein)

    Marie Wabbes: Ich dachte, du bist mein Freund. Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen. Brunnen-Verlag, Gießen, 8. Auflage, 2007, ISBN 9783765565267, Preis: 8,95 Euro.

    zur Ansicht und Bestellung bei borro medien gmbh

    Faltblatt "Hände weg von mir - Tipps für Kinder"

    Mit diesem Faltblatt des Vereins Wildwasser Nürnberg e.V. werden Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 12 Jahren direkt angesprochen. Es informiert Kinder darüber:

    - was sexueller Missbrauch an Kindern ist und wer sexuelle Gewalt ausübt

    - was ein Kind in schwierigen Situationen tun kann und wo Hilfe zu finden ist.

    Die Mitarbeiterinnen des Vereins wissen aus ihrer langjährigen unterstützenden und präventiven Arbeit, dass altersadäquates Wissen sehr viel zum Schutz vor sexuellem Missbrauch beiträgt.

    Die "Tipps für Kinder" sind bisher in den Sprachen Deutsch, Türkisch, Russisch, Italienisch, Griechisch und Serbokroatisch erhältlich.

    Das Faltblatt bietet darüber hinaus für Lehrkräfte und Eltern eine gute Möglichkeit, mit Kindern über das Thema "sexueller Missbrauch" ins Gespräch zu kommen.

    Nähere Informationen unter http://www.wildwasser-nuernberg.de/ unter dem Navigationspunkt „Prävention“.

    Die Bestellungadresse lautet: Wildwasser Nürnberg e.V., Kobergerstraße 41, 90408 Nürnberg, Tel.: 09 11/ 33 13 30, Fax: 09 11/33 87 43.

    Der Verein Wildwasser Nürnberg e.V. ist eine Fachberatungsstelle für Frauen und Mädchen gegen sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt.

    Weitere Bücher, Comics, Spiele und Musik

    Der Verein Zartbitter Köln empfiehlt auf seiner Homepage weitere Bücher, Comics, Spiele und Musik für Kinder und Jugendliche, Eltern und Pädagogen http://www.zartbitter.de/content/e40/index_ger.html

    Lesetipp für Eltern: Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    „Mutig fragen – besonnen handeln. Informationen für Mütter und Väter zum sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen“. So heißt eine Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die 2004 erschienen ist.

    Die Broschüre ist für Väter und Mütter gedacht, die ihre und andere Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen wollen. Die Broschüre soll zeigen, was Eltern zum Schutz ihrer Kinder tun können. Sie will vor allen Dingen informieren und eine praktische Hilfe zur Vorbeugung sein. Denn: „Je mehr Sie darüber wissen, wo und wie Ihre Kinder sexueller Gewalt ausgesetzt sind, desto besser können Sie Ihre Kinder schützen“, heißt es im Vorwort.

    Die Broschüre wird kostenlos abgegeben und kann bestellt werden beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 53107 Bonn, Tel.: 01 80/5 32 93 29, E-Mail: broschuerenstelle@bmfsfj.bund.de, Internet: www.bmfsfj.de.

    Übersicht über verschiedene Anlauf- und Beratungsstellen

    Wer Fragen zum Thema „sexueller Missbrauch“ hat, mehr Information benötigt oder aktuell Unterstützung für sich oder ein betroffenes Mädchen oder einen betroffenen Jungen sucht, kann sich an Anlauf- und Beratungsstellen wenden. Es ist deren Aufgabe, zu helfen.

    Allgemeine Anlaufstellen

    Allgemeine Anlaufstellen sind weit verbreitet – also auch in kleineren Orten zu finden. Sie werden bei der Suche nach Spezialistinnen und Spezialisten unterstützen, falls sie selbst kein Angebot auf dem Gebiet „sexuelle Gewalt gegen Kinder“ machen:

    - Allgemeine Sozialdienste des Jugendamtes

    - Erziehungsberatungsstellen

    - Jugendamt

    - Gesundheitsdienste

    - Kirchliche Beratungsstellen

    - Pro Familia

    - Psychologische Beratungsstellen

    - Weißer Ring

    Spezielle Beratungsstellen

    Spezielle Beratungsstellen findet man im Telefonbuch unter den Stichworten:

    - Anlauf- und Beratungsstelle

    - Ärztliche Beratungsstelle

    - Beratungsstelle für ... Mädchen/Frauen/Kinder/Jugendliche/Eltern/Familie

    - Deutscher Kinderschutzbund

    - Familienberatung

    - Frauenberatung

    - Frauennotruf

    - Frauen helfen Frauen

    - Kinderschutz-Zentrum

    - Mädchenberatung, Mädchenzentren

    - Notruf

    - Terre des hommes Deutschland

    - Verein gegen sexuelle Gewalt

    - Wildwasser

    - Zartbitter

    aus: „Mutig fragen – besonnen handeln. Informationen für Mütter und Väter zum sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen“, Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004

    Tipp für Pfarrbriefredaktionen

    Recherchieren und veröffentlichen Sie die konkreten Anlauf- und Beratungsstellen bei „sexuellem Missbrauch“ in Ihrer Region. Die Linktipps dieses Monatsthemas können Ihnen dabei helfen.

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