Wichtig sind emotionale Nähe, Zeit und offene Aussprache

Tipps für das Gespräch mit Kindern, wenn Eltern sich trennen

Die siebenjährige Denise ist schon lange sehr verunsichert. Sie „weiß“ nichts von den Trennungsabsichten ihrer Eltern. Sie merkt aber, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Eltern, die sich oft streiten, gehen ihr aus dem Weg. Sie reden nicht darüber. Denise übersieht aber nicht die verweinten Augen ihrer Mutter. Sie ist hin- und hergerissen: Wird alles wieder gut oder nur noch viel schlimmer? Sie findet keinen zum Reden und fragt sich: „Ist die Mutter böse, weil ich schon wieder mein Zimmer nicht aufgeräumt habe?“ Sie fühlt sich schrecklich und schuldig.

So oder ähnlich mag es vielen Kindern gehen, die bemerken, dass etwas mit ihren Eltern nicht stimmt. Wenn sich ein Paar trennt, dann hat dies für die Kinder ganz erhebliche Folgen. Für sie geht oft „unvermittelt“ eine Welt unter. Wie sehen die neuen Modelle für ein Weiterleben aus? Sie haben noch keinerlei Vorstellung darüber, wie das Leben dann weitergehen soll. Gerade in solch einer für sie so bedrohlichen Situation brauchen Kinder Eltern, die eben nicht schweigen oder die nur so tun, als ob alles in Ordnung sei. Kinder spüren mit allen Kanälen ihrer Wahrnehmung, dass etwas Bedrohliches in der Luft liegt. Sie haben aber dafür noch keinen Namen. Emotionale Nähe, Zeit und offene Aussprache sind hier dringend geboten. Was hat sich bewährt?

Einige Tipps

  • Ganz abgesehen von den Fragen, was man wann wie dem Kind sagt, eines ist zentral: sich viel Zeit zu nehmen und die Nähe des Kindes zu suchen. Der Zeitpunkt, offen zu reden, ist spätestens dann gekommen, wenn einer der Elternteile definitiv eine klare Entscheidung getroffen hat und bereits erste konkrete Schritte anstehen, wie: Wohnsitzwechsel, Betreuung des Kindes, eventuell Schulwechsel, Besuche, Telefonanrufe usw.
  • Alles, was für das Kind wichtig ist und was es wissen möchte, sollte mitgeteilt werden. Nicht alle Zusammenhänge, nicht alle Details sind dabei wichtig.
  • Im Zentrum sollte immer wieder stehen: „Papa und Mama trennen sich, aber wir bleiben beide für immer dein Papa und deine Mama. Daran wird sich nie etwas ändern!“
  • Möglichst gemeinsam mit den Kindern reden. Offen, konkret und ehrlich. Keine verletzende Sprache benutzen. Dabei nicht streiten und auch dem anderen Partner nicht einseitig die Schuld zuschieben.
  • Die Großeltern motivieren, ebenfalls eine gemeinsame Vorgehensweise und Sprachregelung zu treffen.
  • Immer wieder betonen, dass die Kinder keinerlei Schuld trifft, Papa und Mama tragen beide gemeinsam die Verantwortung.
  • Kinder sollten dabei immer Kinder bleiben, nicht Partnerersatz und auch nicht Verbündete oder Geheimnisträger.
  • Viel Platz sollte das einnehmen, was sich nicht verändern wird: als Kind geliebt zu werden, normaler Umgang mit Vater und Mutter, von beiden unterstützt zu werden.

Kinder brauchen sehr viel Zeit, alles zu verkraften. Also immer gesprächsbereit bleiben.

Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe
In: Pfarrbriefservice.de