Von Brustkreuz bis Pileolus - Die Zeichen des Bischofs

Was unterscheidet den Bischof von Myra eigentlich genau vom Weihnachtsmann? Woran erkennt man den Heiligen? Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, gibt Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti eine theologische Ausdeutung der Bischofszeichen, der Insignien oder "Pontifikalien", die einem Bischof oder einem Abt mit eigener Jurisdiktion vorbehalten sind und bei Amtshandlungen genutzt werden. Heute sind dies Brustkreuz, Bischofsring, Bischofsstab, Mitra und Pileolus.

Das Brustkreuz

Ein Brustkreuz, auch Pektorale genannt, ist ein Brustschmuck, der als Würdezeichen vom Papst sowie den Kardinälen, Bischöfen, Äbten und Äbtissinnen getragen wird. Es bezeugt die enge Bindung des Trägers an Christus und die Kirche und ist zugleich Bekenntnis und Zeichen des Vertrauens.

Die Christen haben sich von Anfang an mit Medaillen und Amuletten geschmückt und mit Reliquien geschützt. Daraus entwickelte sich seit dem 5. Jahrhundert das Brustkreuz als Reliquienbehältnis, das ursprünglich vom Bischof unter seinem Gewand getragen wurde. Seit dem 12. Jahrhundert trugen es die Bischöfe dann über der Albe, was 1570 Vorschrift wurde.

Der Bischofsring

Der Bischofsring war ursprünglich wohl ein Siegelring, 633 erstmals bezeugt. Er wurde seit dem 9. Jahrhundert bei der Bischofsweihe mit dem Stab überreicht. Er galt und gilt als Zeichen der Treue und eheähnlichen Verbindung mit der dem Bischof angetrauten Ortskirche. Der Bischof trägt seinen Ring jederzeit an der rechten Hand. Die Äbte haben diesen Brauch in Einzelfällen seit dem 12. Jahrhundert, allgemein seit dem 15. Jahrhundert, übernommen.

Der Bischofsstab

Ein Stab gilt bis in unsere Tage als Hoheitszeichen. Britische Offiziere führen ihn mit sich, während die britische Königin sich ihr Zepter vorantragen lässt. In fast allen Kulturen hebt der Stab seinen Träger als jemand Besonderen hervor.

Der Stab des Bischofs besteht aus einem langen Holz- oder Metallschaft, der unten mit einer Spitze und oben mit einer aufgesetzten Krümme endet. Die Krümme ist vielfach von einem Künstler gestaltet und besteht aus Holz, Silber, Gold, Elfenbein oder anderen edlen Materialien. Der gesamte Stab ist schulter- oder mannshoch und wird mit der linken Hand geführt.

Die Idee hinter dem Bischofsstab ist die Herde der Gläubigen, die von einem Hirten geführt und bewacht wird. Das Bild vom „Guten Hirten“ liegt einem Gleichnis Jesu zugrunde. Kaiser Konstantin der Große gestattete mit dem „Privilegium fori“ im 4. Jahrhundert den Bischöfen das Führen eines Stabes als Zeichen ihrer geistlichen und weltlichen Autorität. Der Papst, Bischof von Rom, trägt als einziger Bischof keinen in einer Krümme auslaufenden Hirtenstab. Sein Stab, die Ferula, endet in einem Kreuz.

Während ein Bischof in seinem Bistum die Krümme nach vorn ausrichtet, hält sie ein Abt immer nach hinten. Der Abt deutet damit an, dass er seine Autorität nach innen, auf sein Kloster, beschränkt, während der Bischof nach außen, auf Kirche und Welt ausgerichtet ist. Der Bischofsstab hat sogar Eingang in die Spruchweisheit gefunden: Der Satz „Unter dem Krummstab ist gut leben“ bedeutet, dass die Bauern in Kurfürsten-, Fürstbistümern sowie Fürstabteien geschützt und nicht der Ausbeute adliger Großgrundbesitzer ausgesetzt waren.

Die Mitra

Ein Hut überhöht seinen Träger, macht ihn sprichwörtlich größer, bedeutender. Deshalb sind Kopfbedeckungen ursprünglich nicht rein funktionale Gegenstände, sondern Rangabzeichen. Der Form nach ist eine Mitra ein Klapphut. Seine zwei hoch aufsteigenden, durch Einlagen versteiften, oben verbundenen Hälften enden in Spitzen, die auch cornua, Hörner, genannt werden. An ihrer Rückseite wird die Mitra durch zwei Behangstreifen geschmückt. Getragen wird die Mitra vom Papst, von Bischöfen und Äbten. Die Mitra scheint in der Mitte des 10. Jahrhunderts in Rom aufgekommen zu sein und sich im 11. Jahrhundert als bischöfliche liturgische Kopfzier verbreitet zu haben. Auf welche Vorläufer die Mitra zurückgeht, ist letztlich nicht geklärt. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts ist sie allgemein in Brauch.

Der Pileolus

Zu den Pontifikalien gehört auch ein Scheitelkäppchen, das auch der Papst, Kardinäle, Priester, Ordensgeistliche und Ordensbrüder auf dem Teil ihres Kopfes tragen, der früher infolge der Tonsur kahl geschoren war. Es hat den Namen Pileolus und ist verwandt mit der jüdischen Kipa. Es ist hervorgegangen aus einer den Kopf oder die Haare schützenden Haube aus Filz oder Wolle, die unter dem Barett (priesterliche Kopfbedeckung) und unter Helmen getragen wurde.

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti
Quelle:
www.weihnachtsmannfreie-zone.de

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Das Schwerpunktthema für Dezember 2008

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Text: Dr. Manfred Becker-Huberti
In: Pfarrbriefservice.de