Nachhaltige Geldanlagen aus der Sicht eines Ordens

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Geld ist den Franziskanern durchaus nichts Fremdes. Schon der heilige Antonius von Padua (bzw. von Lissabon), ein Zeitgenosse Franziskus’, wirkte in dieser Hinsicht. Er zog durch die Lombardei und das heutige Südfrankreich. Als Prediger fielen ihm die grausamen Folgen der Verschuldung der einfachen Bürger ins Auge. Tagtäglich wurde er mit Verarmung und Leid konfrontiert, welches sich aus der massenhaften Überschuldung der Bauern und Handwerker ergab. Oftmals führte die Verschuldung die Menschen in den Ruin, teilweise sogar ins Gefängnis. Gegen die Vermögenden (unter ihnen viele Lombarden), die ohne Skrupel mit ihrem Geld wirtschafteten, wandten sich die franziskanischen Wanderprediger mit dem Aufruf zu menschenwürdigem Umgang mit Geld. Über Antonius von Padua wird erzählt, dass er wohlhabende Bürger überzeugen konnte, umfangreich Schulden zu erlassen.

Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte verstärkte sich der Einsatz der „Bettelbrüder“, indem sie nach alternativen Strukturen suchten. So entstanden die „montes pietatis“ (die Berge der Barmherzigkeit). Sie wollten damit dem Wucher Einhalt gebieten. Nach dem Vorbild der „Montes pietatis“ entwickelten sich in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert die in kommunaler Selbstverwaltung geführten Gemeindesparkassen.

Vor diesem Hintergrund haben die Franziskaner die „Bank für Orden und Mission“ gegründet. Auf der Suche nach neuen Produkten, die diese gleiche Absicht verfolgen, entstanden 2009 die „terrAssisi-Fonds“. Unter einer Vielzahl von ethischen Kriterien werden hier Gelder verwaltet und angelegt. Eine auf Nachhaltigkeit spezialisierte Ratingagentur trifft eine Vorauswahl der Anlagen. Aber immer wird (abgesehen von ökonomischen Aspekten) der Dreiklang von ökologischer, sozialer und kultureller Verträglichkeit berücksichtigt.

Der Beitrag nachhaltiger Geldanlagen für eine zukunftsfähige Entwicklung resultiert vor allem aus der Anwendung des „Best in Class-Prinzips“ . Nach diesem Prinzip werden innerhalb einer Kategorie (z.B. Land, Branche) stets die Anlageobjekte bevorzugt, die die Nachhaltigkeitskriterien am besten erfüllen. Dieser Ansatz fördert den Wettbewerb hin zu mehr Umwelt-, Kultur- und Sozialverträglichkeit in Ländern und Unternehmen. Diese Kriterien einer nachhaltigen Anlageentscheidung können auf folgende Anlageobjekte angewandt werden: Aktien, Renten (Unternehmens- und Staatsanleihen), Immobilien- und geschlossene Fonds, Investmentfonds und Direktbeteiligungen (z.B. Windkraftparks, Solaranlagen), Zertifikate.

Die Finanzkrise im Jahr 2008/2009 hat erneut eine grundlegende Frage an das moralische Bewusstsein aufgeworfen: Die Art und Weise, wie wir handeln, wird einen Einfluss darauf haben, ob unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren wesentlich solidarischer sein oder stattdessen noch eigennütziger werden wird. Auch wenn wir alle Reichtümer der Welt besäßen, sind die Christen aufgefordert, die Güter gut zu verwalten und sie verantwortungsvoll zu verwenden.

P. Stephan Ottenbreit OFM, Quelle: „Für einen gerechten Umgang mit Geld“, März 2011, Missionszentrale der Franziskaner e.V.

In: Pfarrbriefservice.de

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Text: P. Stephan Ottenbreit OFM
In: Pfarrbriefservice.de