„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!”
– Wie kann, wie darf ich das verstehen?
Das Gebot „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“, ist eines der Kernstücke der christlichen Ethik und findet sich sowohl im Alten Testament (z.B. Lev 19,18) wie im Neuen Testament (z.B. Matthäus 22,39). Es setzt die Liebe zum Nächsten in ein Verhältnis mit der Liebe zu sich selbst und unterstreicht, dass beide Formen der Liebe nicht nur untrennbar miteinander verbunden sind, sondern sich wechselseitig bedingen.
Selbstliebe im christlichen Kontext
Selbstliebe wird oft missverstanden als Selbstzentriertheit oder Egoismus. Im christlichen Verständnis jedoch bedeutet Selbstliebe, sich selbst als Geschöpf Gottes zu erkennen und zu schätzen. Es impliziert einen respektvollen und fürsorglichen Umgang mit sich selbst, der aus dem Bewusstsein der eigenen Würde und des eigenen Wertes entspringt, der uns durch Gott geschenkt wurde. Selbstliebe in diesem Sinne ist die Basis, von der aus wir anderen Menschen in Liebe begegnen können.
Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz
Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz bedeuten, sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen anzunehmen, ohne sich selbst abzuwerten oder zu verurteilen. Im christlichen Glauben vertrauen wir, dass jeder Mensch unabhängig von seinen Fehlern und Schwächen von Gott geliebt wird. Diese göttliche Annahme versetzt den Menschen in die Lage, sich selbst in einem ähnlichen Licht zu sehen: als fehlbar, aber dennoch wertvoll und der Liebe würdig.
Liebe zum Nächsten als Spiegel der Selbstliebe
Nur wer fähig ist, sich selbst zu lieben und anzunehmen, kann diese Liebe authentisch an andere weitergeben. Die christliche Lehre betont, dass wahre Nächstenliebe nicht aus Pflichtgefühl oder Zwang entsteht, sondern aus tiefstem Herzen, das die Liebe selbst kennt, lebt und mit anderen teilt.
Christian Schmitt
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Text: Christian SchmittIn: Pfarrbriefservice.de