Kann eine Ehe an Bagatellen scheitern?

Eine Antwort von Klaus Hampe, dem Gewissensexperten der Evangelischen Radiokirche im NDR

Wir sind jetzt ein paar Jahre verheiratet und langsam werden unsere unterschiedlichen Geschmäcker zum Eheproblem. Sie will ein Plüschsofa, ich mag Leder. Sie will Jugendstillampen, ich mag weißes Glas und Edelstahl. Wenn das so weitergeht, streiten wir uns bald um jede Kleinigkeit. Ist das normal?

Ich dachte immer: Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Aber dass dieser Spruch nicht stimmt, wissen wir alle; denn nach meiner Erfahrung haben 80 Prozent aller Ehepaare dieses Problem. Und meine Beobachtung ist auch: Die übrigen 20 Prozent sind entweder langweilig oder sie lügen. Also: Sie sind interessant und ehrlich. Glückwunsch dazu.

Vielfalt bedeutet Reichtum

Stellen Sie sich mal ein total harmonisches Ehepaar vor. Beide haben immer den gleichen Geschmack. Im Kühlschrank stehen darum auch nur Leberwurst für die Scheibe Brot am Abend und Erdbeermarmelade fürs Frühstücksbrötchen. Wie sieht es in Ihrem Kühlschrank aus? Vier Sorten Marmelade und sieben Sorten Wurst und Käse? Ich glaube, ich möchte lieber von Ihnen eingeladen werden.

Merken Sie, worauf ich hinaus will? Unterschiedlicher Geschmack verspricht Vielfalt. Darum streiten Sie bitte nicht wegen Ihrer unterschiedlichen Ansichten von Schönheit und Gemütlichkeit. Kultivieren Sie diese Vielfalt, sie ist der Reichtum Ihrer Ehe!

Absprachen treffen

Aber wie können Sie dann den Streit vermeiden? Vielleicht durch Absprachen: Du suchst die Deckenlampe aus und ich den Bücherschrank. Du bekommst das Plüschsofa und ich den Ledersessel. Und wenn Sie sich eines Abends lächelnd die Jugendstillampe unter der Decke anschauen und sich bei dem Gedanken erwischen: "So ist meine Süße, verspielt und bunt. Und das mag ich an ihr." Dann sind Sie dem Geheimnis der Gegensätze-ziehen-sich-an-Ehen auf die Schliche gekommen: Unsere Partner sind so anziehend, weil sie die Eigenschaften haben, die wir an uns selbst vermissen. Es sind unsere Unterschiede, mit denen wir uns gegenseitig bereichern. Sie sorgen dafür, dass eins plus eins mehr als zwei ergibt.

Als Sie heirateten, haben Sie auch zu dieser Vielfalt "Ja" gesagt. Sonst hätten Sie sich selbst heiraten können. Wenn Sie daran bei Ihrem nächsten Besuch im Möbelhaus denken, kann Ihre Unterschiedlichkeit ein ganz nettes und sehr kreatives Spiel werden, meinen Sie nicht?

Quelle: Sendereihe „Gewissensfragen“ der Evangelischen Radiokirche im NDR, Sendedatum: 16.09.2014, www.ndr.de. In: Pfarrbriefservice.de

Der Link zur Sendung: https://www.ndr.de/kirche/Kann-eine-Ehe-an-Bagatellen-scheitern,gewissen588.html

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Mai 2015

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Klaus Hampe
In: Pfarrbriefservice.de