Gemeinsam für die Kinder

Als getrennte Eltern für Kinder zu sorgen, ist alles andere als leicht – Qualifizierte Beratung hilft

Zwei Paare, die keine mehr sind: Sonja und Volker haben sich zehn Monate nach Sayanas Geburt getrennt; ihre Vorstellungen von Familie klafften weit auseinander, täglich gab es Streit. Birgit, Thomas und ihr kleiner Samuel waren drei Jahre lang eine Familie, dann verliebte Thomas sich in eine Kollegin und zog aus. Als Paare sind sie auseinander, aber als Eltern nach wie vor verantwortlich für ihre Kinder.

Der Gesetzgeber ist da eindeutig: Jedes Kind hat ein Recht, beide Eltern zu kennen. Dazu gehört ein regelmäßiger Umgang mit ihnen; das gilt auch für die Großeltern. Auch unverheiratete und geschiedene Mütter und Väter sollen als Eltern-Team gut zusammenarbeiten, auch wenn ihre Liebesbeziehung scheiterte und Enttäuschungen, Kränkungen und Verletzungen hinterlassen hat. Keine Frage: Das ist alles andere als leicht.

Zwei Beispiele

Sonja und Volker leben jetzt auf dem Land, 20 Auto-Minuten voneinander entfernt; er wohnt wieder bei seinen Eltern. Sayana sieht ihren Papa an jedem zweiten Wochenende sowie an jedem Mittwochnachmittag bis zum nächsten Morgen; der Zwei-Wochen-Rhythmus wäre sonst für sie noch viel zu lang. Sie geht gerne zu Papa, sie ist auch gerne bei Mama. Bloß zwischen den Eltern geht es nicht gut. Sonja, die seit der Trennung wieder arbeiten geht, hält sehr auf klare Regeln, Grenzen und einen geordneten Tagesablauf; sie möchte Sayana dadurch Halt und Orientierung geben. Volker sieht das viel lockerer; er findet, Sayana solle einfach eine schöne Kindheit haben, und seine Eltern tun das ihre dazu, „das arme Trennungskind“ zu verwöhnen. Wenn sie vom Papa zurückkommt, dauert es deshalb oft ein paar Tage, bis sie sich wieder an Mamas Regeln gewöhnt; sie will dann abends länger aufbleiben, nach dem Zähneputzen noch naschen oder in Mamas Bett statt in ihr eigenes. Lauter Dinge, die Papa erlaubt. Sonja ist manchmal verärgert, dass Volkers Nachgiebigkeit ihr das Leben so schwer macht. Sie hat sogar schon beim Jugendamt nachgefragt: Ob es für Sayana wirklich zuträglich sei, wenn sie mal „hüh“ und mal „hott“ erlebt? Aber die Sozialarbeiterin meinte nach einem Hausbesuch bei Volker, dass Sayana dort sehr entspannt und fröhlich wirke; am besten sollten die Eltern mal mit Hilfe einer Beratungsstelle nach einer gemeinsamen Linie suchen.

Thomas wohnt jetzt bei seiner neuen Partnerin, 250 Kilometer weit weg von Samuel und Birgit. Besuche erfordern großen Aufwand. Einmal im Monat holt er Samuel freitags ab und bringt ihn am Sonntagabend zurück; unter der Woche skypen sie. Richtig froh machen die Papa-Wochenenden Samuel aber nicht. Tagsüber hat er zwar Spaß mit dem Papa und dessen Hund; auch die neue Frau ist in Ordnung. Aber abends vermisst er die Mama schrecklich. Und er spürt ihre Traurigkeit, wenn er heimkommt und vom Leben bei Papa erzählt. Auch Papa ist jedes Mal traurig beim Abschied. Samuel hat große Mühe, mit diesen Gefühlen klar zu kommen. Wäre doch alles wieder so wie früher!

Sich nicht gegenseitig schlecht machen

Die Trennung der Eltern gehört zu den schlimmsten Belastungen für Kinder. Immerhin haben Studien gezeigt: Am schlimmsten empfinden sie die Streitereien vorher; an das Pendeln zwischen Mama und Papa dagegen können sie sich gewöhnen, auch wenn die Eltern nach unterschiedlichen Wertvorstellungen und Regeln leben. Was Trennungskinder, ganz gleich welchen Alters, aber gar nicht aushalten, sind Mütter und Väter, die sich feindselig gegenüber stehen, immer wieder streiten, sich vor Gericht und im Beisein der Kinder gegenseitig schlecht machen. Dann würden sie den Kontakt zu einem Elternteil lieber ganz abbrechen, um aus diesem Stress herauszukommen.

Umso wichtiger ist es, dass Eltern sich bei einer Trennung möglichst bald und gut beraten lassen. Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (www.dajeb.de oder www.katholische-eheberatung.de), das Elterntraining „Kinder im Blick“ (www.kinderimblick.de) und die Alleinerziehenden-Seelsorge sind dafür erste Adressen (www.alleine-erziehen.de).

Quelle: www.elternbriefe.de, In: Pfarrbriefservice.de

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