Freunde und Angehörige als Begleiter in der Trauer

Wer auf andere Menschen bauen kann, meistert Krisen besser – doch nicht jedes Angebot ist hilfreich

In schwierigen Lebenssituationen, und so auch beim Verlust eines nahestehenden Menschen, sind es in der Regel Familienmitglieder, gute Freunde und Kollegen, die dem Betroffenen zur Seite stehen. In diesem Sinne sind Familienmitglieder, Freunde und Kollegen ganz selbstverständliche Trauerbegleiter: Sie kennen den Betroffenen häufig seit vielen Jahren, sind mit seinen Eigenheiten vertraut, haben schon manch schwierige Situation gemeinsam gemeistert und sind ganz selbstverständlich auch weiterhin auf ihre vertraute Weise für ihn da.

Soziale Unterstützung ist wichtig

Die soziale Unterstützung, die Menschen in Notlagen bekommen, ist eine wichtige Ressource. Studien zeigen, dass Menschen, die sich gut sozial unterstützt fühlen, Krisen besser meistern, als Menschen, die wenig soziale Unterstützung bekommen.

Eine nicht zu unterschätzende Form von sozialer Unterstützung ist die Übernahme von ganz praktischen, konkreten Dingen, die den Alltag erleichtern, wie z.B. Kinder von der Schule abholen, Essen kochen oder mitgehen zu einem Behördenbesuch.

Und natürlich ist es auch eine wichtige Form der Unterstützung, für den Trauernden da zu sein, keine Angst vor dessen Verzweiflung und Tränen zu haben und zuzuhören.

Oft ist auch etwas ganz Anderes gefragt, wie eine Trauernde es formulierte: „Zum Weinen brauche ich keinen. Von Freunden wünsche ich mir, dass sie mich zwischendurch mal auf andere Gedanken bringen.“

Individuelles Trauererleben

Menschen reagieren sehr verschieden auf einen bedeutsamen Verlust. Und damit kann das, was ihnen hilft, auch sehr verschieden sein. Eine ganz unmittelbare und grundlegende Form von Unterstützung besteht darin, dass Menschen aus dem Umfeld offen für diese individuellen Unterschiede sind.

Das ist allerdings nicht immer so einfach, denn Menschen haben alle mehr oder weniger bewusste Vorstellungen davon, was Trauer ist und wie man „erfolgreich“ trauert. Diese Vorstellungen können sich auf verschiedene Dinge beziehen, z.B. die Dauer von Trauer, das Loslassen oder Weiterbestehen einer Bindung an den Verstorbenen, Unterschiede zwischen Mann und Frau, das Ausdrücken von Gefühlen, usw.

Eigene Vorstellungen von Trauer beeinflussen das Handeln

Wenn jemand zum Beispiel davon ausgeht, dass es nicht hilfreich ist, ja die Dinge nur noch schlimmer macht, wenn man seinen schmerzhaften Gefühlen Raum gibt, dann wird es ihm wohl eher schwer fallen, auszuhalten, dass eine Freundin oft und heftig weint. Er wird vielleicht versuchen, ihr zu helfen, indem er sie aufmuntert und ablenkt.

Wenn jemand – als Gegenbeispiel – daran glaubt, dass Trauer nur bewältigt werden kann, wenn man sich seinen schmerzhaften Gefühlen bewusst stellt, sie zulässt und auch ausdrückt, dann wird er sicherlich seiner weinenden Freundin signalisieren, dass es gut ist, wenn sie weint und sie dazu ermuntern. Wäre die Freundin hingegen sehr gefasst, würde er sich wohl eher Sorgen um sie machen und ihr vielleicht sogar ans Herz legen, dass sie ohne ein Zulassen ihrer Gefühle ihre Trauer nicht bewältigen wird.

Offen sein für unterschiedliche Trauerformen

Ob Trauernde die soziale Unterstützung ihres Umfeldes wirklich hilfreich finden, hängt also stark davon ab, ob sie in ihren Vorstellungen über Trauer übereinstimmen bzw. ob sie (sowohl die Trauernden als auch die Tröstenden) offen dafür sind, anzuerkennen, dass Menschen mit einem Verlust unterschiedlich – und dennoch „gut“ – umgehen. Besonders innerhalb einer Familie, in der alle Mitglieder von einem Verlust ähnlich stark betroffen sind, ist diese Anerkennung unterschiedlicher Bewältigungsstile hilfreich, um sich nicht zusätzlich durch Vorwürfe und Missverständnisse (z.B. „du trauerst ja gar nicht richtig“) zu belasten.

Quelle: www.gute-trauer.de, In: Pfarrbriefservice.de

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