Die dreifache Verantwortung der Bischöfe

Für das Gelingen des Synodalen Wegs stehen sie besonders in der Pflicht

Der wichtige Grundlagentext des Synodalforums 4 zur Erneuerung der kirchlichen Sexuallehre wurde bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs von 159 Synodal:innen (rund 83 Prozent) angenommen. Er scheiterte an der Sperrminorität der Bischöfe: 21 der anwesenden (Weih-) Bischöfe (rund 40 Prozent) lehnten ihn ab. Im Nachgang wurde vielfach beklagt, die Bischöfe nähmen ihre Leitungsverantwortung nicht oder zumindest nicht gut wahr.

Natürlich kann man nicht alle Bischöfe über einen Kamm scheren. Aber zweifellos haben sie eine besondere Verantwortung für das Gelingen des Synodalen Wegs:

Sie hatten 2019 die Initiative ergriffen und die Laienvertretung, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), gebeten, mitzumachen. Angesichts der horrenden Schuldgeschichte der Kirche, die in der MHG-Studie und vielen weiteren Missbrauchsstudien mit Namen und Zahlen unterlegt wird, war deutlich geworden: Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt sind keine „Ausrutscher“. Sie finden begünstigende Umstände im System Kirche selbst, in der Machtverteilung und im Umgang mit Sexualität. Es gibt den Synodalen Weg, um diese „heißen Eisen“ anzufassen und substantielle Veränderungen vorzubereiten, damit nicht noch mehr Menschen in der Kirche Leid widerfährt.

Besondere Rolle

Den Bischöfen kommt dabei eine besondere Rolle zu, weil sie diese schuldbehaftete Kirche repräsentieren und leiten. Sie können entsprechende Reformen in Lehre und Praxis umsetzen. Deshalb ist ihr Engagement so wichtig. Sie haben laut der Satzung das Privileg, dass ihre Stimme mehr gilt als die der Priester und der Laien: Kein Beschluss kommt ohne eine bischöfliche Zweidrittelmehrheit zustande.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Co-Präsident des Synodalen Wegs, Georg Bätzing, sprach nach dem Scheitern des Forumstextes von einer dreifachen Verantwortung der Bischöfe, der sie nicht gerecht geworden sind. Sie tragen 1. Verantwortung für den Fortgang des Synodalen Wegs. Ein Text, der in zweiter Lesung „durchfällt“, ist vom Tisch. Er kann nicht mehr aufgerufen werden. Sie tragen 2. Verantwortung für die Inhalte, über die gesprochen wird. Dazu konnte sich kaum jemand derer, die den Text abgelehnt haben, qualifiziert äußern; manche hatten ihn anscheinend nicht einmal gelesen. Und sie tragen 3. Verantwortung für die Menschen in der Synodenaula, in den Gemeinden und Bistümern.

Angesichts der bischöflichen Ablehnung des Textes waren die übrigen Synodal:innen schlichtweg schockiert; viele weinten, einige brachen zusammen. Sie fühlten sich einmal mehr von ihrer Kirche verraten. Immerhin: Mittlerweile haben sich einige Bischöfe öffentlich positioniert und deutlich gemacht, den Text für die Praxis in ihren Bistümern stark zu machen und seine Inhalte in den weltsynodalen Prozess einzubringen. Sie werden nicht an guten Worten, sondern an realen Veränderungen gemessen werden.

Julia Knop, In: Pfarrbriefservice.de

Dr. theol. Julia Knop (geb. 1977) ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und Mitglied der Synodalversammlung sowie des Synodalforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.

Der Synodale Weg

Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantworten gemeinsam diesen Prozess, der auf mehrere Jahre angelegt ist und am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde. www.synodalerweg.de

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Julia Knop schildert ihre Eindrücke von der vierten Vollversammlung

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Text: Julia Knop
In: Pfarrbriefservice.de