Dialog mit den Gläubigen des Islam

Texte einer Broschüre des Erzbistums Köln

Der folgende Text ist der Broschüre „Dialog mit den Gläubigen des Islam“ des Erzbistums Köln entnommen. Er kann von Pfarrbriefredaktionen ganz oder in Auszügen nachgedruckt werden. Das Impressum steht am Ende dieses Textes. Bernhard Riedl

Dialog mit den Gläubigen des Islam

Unser Faltblatt lädt ein

  • zum Abbau von Vorurteilen und Angst gegenüber dem Islam mit Hilfe sachlicher Informationen,
  • zum Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam.

Wo, wann und wie ist der Islam entstanden ?

Mohammed
(ca.570 – 632 n.Chr.), geboren auf der arabischen Halbinsel in der HandelsstadtMekka, war der Verkünder des Islam.

Im Alter von etwa 40 Jahren
hat er zum ersten Mal nach dem Glauben der Muslime göttliche Offenbarungen empfangen – gesammelt als Koran in arabischer Sprache. Diese Offenbarungen haben die Entscheidungen seines Lebens geprägt. Er hat sie im Zeitraum von etwa 22 Jahren empfangen.

Zunächst trat er in seiner Vaterstadt auf;#
er verurteilte den Glauben an die vielen Götter und übte Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen. Er verkündete den einen, einzigen Gott und warnte vor dessen endzeitlichem Gericht, vor dem sich jeder zu verantworten habe.

Mit seinen Predigten
schuf er sich viele Feinde unter den Mekkanern. Diese übten schließlich solchen Druck aus, dass Mohammed und seine Anhänger im Jahr 622 aus Mekka nach Yathrib, dem heutigen Medina, auswanderten.

In Medina
übertrugen die dort lebenden Stämme Mohammed das Amt eines Schiedsrichters. Seine religiöse Botschaft setzte sich zunehmend durch und Mohammed erhielt die Aufgabe des Leiters des Gemeinwesens. Mit der Auswanderung (hidschra) nach Medina beginnt die islamische Zeitrechnung. Die von Mohammed verkündeten Offenbarungen betreffen ab dieser Zeit auch vermehrt Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Von Medina aus
dehnte Mohammed den islamischen Einfluss auf weite Teile der arabischen Halbinsel aus.630 nahm er Mekka in Besitz und erklärte die Kaaba, die schon in vorislamischer Zeit ein Ort der Verehrung vieler Gottheiten und ein Wallfahrtsort war, zum ausschließlichen Heiligtum des Islam.

Nach Mohammeds Tod
632 breitete sich der Islam in den folgenden Jahrzehnten nach Nordafrika, dem Mittleren Osten und bis nach Zentralasien aus.

Was sind die Kennzeichen des Islam?

Die Muslime befolgen fünf Grundpflichten, auch genannt: die „fünf Säulen“ des Islam

  1. Das Bekennen des islamischen Glaubens (arabisch: schahada)
    Das Glaubensbekenntnis lautet: „Ich bezeuge: Es gibt keinen Gott außer Gott; und Mohammed ist der Gesandte Gottes.“
  2. Das rituelle Gebet (arabisch: salat)
    Das rituelle Gebetmuss nach genauen Vorschriften in arabischer Sprache und mit festgelegten Texten im Anschluss an rituelle Waschungen fünfmal täglich zu bestimmten Zeiten verrichtet werden, in Richtung Mekka in Saudi Arabien, denn dort liegt das Zentralheiligtum des Islam, die Kaaba.
  3. Die Armensteuer (arabisch: zakat)
    Das ist eine jährliche Abgabe für religiöse und soziale Zwecke.
  4. Das Fasten (arabisch: saum)
    Im islamischen Monat Ramadan wird zwischen Sonnenaufgang und -untergang gefastet. In diesem Monat begann nach dem Glauben der Muslime die Herabsendung des Korans an Mohammed.
  5. Die Pilgerfahrt (arabisch: hadsch)
    Nach Mekka sollen Muslime einmal im Leben pilgern, wenn Gesundheit und finanzielle Verhältnisse die Reise erlauben.

Was unterscheidet Islam und Christentum?

Die Muslime verehren den Einen, einzigen Gott. Auch die Christen verehren nur den einen Gott, den sie aber als dreifaltig glauben: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Christus istGottund Mensch und hat durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung alle Menschen erlöst. Die Muslime glauben: Mohammed ist der letzte von Gottgesandte Prophet. Gott habe immer wieder Propheten – zu denen auch Jesus gehört– zu den Menschen gesandt. Mohammed aber sei das „Siegel“, der Schlusspunkteiner langen Reihe von Propheten. Der durch Mohammed verkündete Koran ist nach dem Glauben der Muslime die letztgültige Offenbarung Gottes. Auch die Christen glauben an die Botschaft der biblischen Propheten. Allerdings ist Christus mehr als ein Prophet, er ist der Sohn Gottes – „wahrer Gott und wahrer Mensch“. Christen glauben, dass die göttliche Offenbarung in Jesus Christus ihren Höhepunktund ihre Erfüllung gefunden hat. Die Bibel gibt Zeugnis vom Heilshandeln Gottes in der Geschichte.

Gemeinsam glauben Muslime und Christen

  • an den einen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der seine Schöpfung und den Menschen nichtallein lässt,
  • an die Auferstehung und das ewige Leben,
  • an Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit,
  • dass Gott den Menschen Gebote gab als Richtschnur für das Handeln,
  • dass alle Menschen für ihr Leben vor Gott Rechenschaft ablegen werden.

Der Koran lehnt den Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes ab. Er weist den christlichen Glauben an Tod und Auferstehung Jesu Christi und die Erlösung der Menschen durch ihn zurück und steht dem Alten und dem Neuen Testament kritisch gegenüber: Hierin sei manches geändert oder sogar verfälscht worden. Christen können den Koran nicht als Offenbarung Gottes anerkennen, da Christus das endgültige Wort Gottes ist, nach dem es keine weitere Offenbarung mehr geben wird.

Der Dialog mit den Religionen

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

  • Der Dialog des Lebens, der das Zusammenleben der Menschen in einer offenen und nachbarschaftlichen Atmosphäre betrifft, das Teilen von Freude und Leid, von Problemen und Sorgen.
  • Der Dialog des Handelns, in dem Menschen unterschiedlichen Glaubens für eine umfassende Entwicklung und Befreiung zusammenarbeiten.
  • Der Dialog des theologischen Austauschs, in dem Spezialisten das Verständnis des jeweiligen religiösen Erbes vertiefen und sich theologisch austauschen.
  • Der Dialog der religiösen Erfahrung, in dem Menschen, die in ihrer eigenen religiösen Tradition verwurzelt sind, ihren spirituellen Reichtum teilen, z.B. ihre Erfahrungen im Gebet und in der Betrachtung, im Glauben und in der Suche nach Gott oder dem Absoluten.

Vgl. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 102, hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog, Kongregation für die Evangelisierung der Völker, DIALOG UND VERKÜNDIGUNG, 1991

Erläuterungen zu einigen Begriffen

Islam bedeutet: Hingabe an Gott und Ergebung in Gott. Der Begriff ist verwandt mit dem arabischen Wort für Frieden (salam).

Ein Muslim/eine Muslima (arabisch) oder Moslem ist ein Mensch, der dem Islam folgt.

Die Sunniten bilden die überwiegende Mehrheit der Muslime in der Welt; etwa 80% der weltweit mehr als 1 Mrd. Muslime sind sunnitisch ausgerichtet. Die Bezeichnung leitet sich her von dem Begriff Sunna, was „Handlungsweise, Brauch, Satzung“ bedeutet. Damit ist der Lebensweg Mohammeds gemeint:was Mohammed gesagt und getan hat. Bei den Sunniten existiert weder ein Klerus noch ein oberstes Lehramt. Nicht zuletzt deshalb hat sich eine große Vielfalt der Lehrmeinungen innerhalb der Sunniten entwickelt. Vier gleichberechtigte Rechtsschulen sind heute maßgeblich.

Die Schiiten (von schi’a = Partei) sind die zweitgrößte Gruppe im Islam mit geschätzten 200 Millionen Anhängern. Sie haben sich in der Auseinandersetzung um die Nachfolge Mohammeds von der Mehrheit, den später so genannten Sunniten, getrennt und sich im Laufe der Zeit in Untergruppen aufgespalten. Im Iran sind die Schiiten heute die bestimmende Kraft. Im Gegensatz zu den übrigen Muslimen haben die Schiiten einen „Klerus“ gebildet.

Scharia bedeutet ursprünglich „Weg“. Der Begriff umfasst die göttliche Schöpfungsordnung und wird meist mit „islamisches Recht“ übersetzt. Erkennbar wird dieser „Weg“ für Muslime im Koran und dem Vorbild des Propheten. Die Scharia ist kein fertiges Gesetzbuch. Die Umsetzung der dort niedergelegten Grundprinzipien in Gesetze ist Aufgabe der Rechtswissenschaft (fiqh).

Dschihad heißt „Anstrengung“ und bezeichnet den Einsatz für die Sache Gottes bzw. den Islam. Die Mehrheit der islamischen Theologen versteht darunter den (inneren) Kampf gegen die eigenen schlechten Neigungen. Der Begriff erfährt eine militärische Bedeutung, wenn zum Schutz des Islam ein Krieg unerlässlich erscheint. Die Verteidigung des Glaubens und der islamischen Gemeinschaft wird als Dienst vor Gott und als eine religiöse Pflicht verstanden. Allerdings ist der Begriff Dschihad nicht gleichbedeutend mit „Krieg“ oder „Heiliger Krieg“

Der Freitag ist der Tag des Gebetes und der Versammlung. Die Muslime versammeln sich in der Moschee, um das rituelle Gebet unter Leitung eines Vorbeters – eines Imams – gemeinsam zu vollziehen. Zum Freitagsgebet gehört immer auch eine Predigt, die theologische Fragen, alltägliche oder gesellschaftliche Probleme erörtern kann.

Feste sind Höhepunkte des islamischen Jahreskreises, der sich nach dem Mondkalender richtet. Den höchsten Rang nimmt das Opferfest ein. Mit dem Schlachten eines Schafes erinnern sich die Familien daran, dass – nach islamischer Tradition - Abraham bereit war, seinen Sohn Ismael (nicht Isaak wie in der jüdisch-christlichen Tradition) zu opfern. Das Fest des Fastenbrechens, das in der Türkei auch Zuckerfest genannt wird, kennzeichnet das Ende des Fastenmonats Ramadan. Kinder werden mit Süßigkeiten beschenkt und Bedürftige erhalten Spenden.

Hintergrundinformation 

Der interreligiöse Dialog dient dem Frieden. In der Begegnung mit dem Anderen lernen wir das Eigene zu lieben und den Fremden besser zu verstehen und zu achten. Im Dialog geben wir Zeugnis von unserem Glauben und werden darin glaubwürdig. Wir ermutigen Sie zum Dialog.

Bei Fragen zum Islam informiert ausführlich die Arbeitshilfe Nr. 172 des Sekretariates der Deutschen Bischofskonferenz: Christen und Muslime in Deutschland. Bonn 2003

Impressum der Broschüre: Dialog mit den Gläubigen des Islam

Herausgeber: Erzbistum Köln und Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln
Verantwortlich: Prälat Dr. Heiner Koch
Realisation: Presseamt des Erzbistums Köln
Redaktion: Referat für Interreligiösen Dialog, Diözesanrat und Presseamt
Bezug: Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln
Breite Straße 106
50667 Köln
Tel.:(0221) 25 76 111
Fax:(0221) 25 54 62

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Oktober 2011

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Text: Erzbistum Köln und Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln
In: Pfarrbriefservice.de