Auf ne Limo

Wie weit geht Rückgrat – ein Gespräch

Matthias und Linus sind Freunde seit der ersten Klasse. Mittlerweile sind die beiden 17 Jahre alt. Ihre Freundschaft verbindet ihren Spaß am Diskutieren. Manchmal, da treffen sie sich am Wochenende, um einen Filmabend zu machen. Sie quatschen nebenbei und dann kann es passieren, dass sie nachts um drei immer noch debattieren. Eine Diskussion der beiden über das Mammut Manni aus Ice Age, einen Soldaten, der sein eigenes Leben riskiert, um einen Kollegen zu retten und Sofie Scholl.

Matthi: Rückgrat. Da könntest du wieder was aus deinem Reliheft zitieren. 

Linus: Ne, ich hab leider kein Zitat zu Rückgrat. 

Matthi: Wie ist Rückgrat definiert?

Linus: Das bedeutet Standhaftigkeit oder? Für persönliches Rückgrat brauchst du soziales Rückgrat, denn du kannst schwer Widerstand leisten, wenn du das Gefühl hast, du kämpfst alleine gegen alle. Es ist wichtig zu wissen, dass da Menschen sind, die voll und ganz hinter dir stehen und dich unterstützen.

Matthi: Aber, ich denke, ein großer Teil davon ist Selbstbewusstsein. Wenn du selbstbewusst bist, kannst du zu dir selber stehen und zu deiner Meinung. Wenn deine Meinung im Kontrast zu anderen Meinungen steht, bedeutet das, zu sich selbst zu stehen. Wie Manni beim Film „Ice Age“. Der läuft in der ersten Szene gegen den kompletten Strom der Viecher. Rückgrat heißt auch gegen andere aufzustehen.

Linus: Das finde ich gut. Vor allem, wenn Menschen Ideologien verbreiten, ist es enorm hilfreich, wenn du deine eigene Idee von der Welt hast. 

Matthi: Es gab den Fall, dass sich ein amerikanischer Soldat in Afghanistan auf eine Granate geworfen hat, um seinen Kollegen zu retten. Er hat sich viel gebrochen, aber er hat überlebt und auch die „Medal of Honour“ bekommen. 

Linus: Hart. 

Matthi: Dieser Typ meinte im Interview, dass er das gemacht hat, weil er weiß, dass jeder andere Soldat, der da an seiner Stelle gewesen wäre, das auch für ihn getan hätte. Das hört sich krass an. 

Linus: Ich finde, es ist ein Unding zu sagen: „Hey, ich sterbe für dich, weil du auch für mich sterben würdest.“ Ich finde, wenn ich mich nicht umbringe, sondern stattdessen mein ganzes Leben sieben Tage die Woche, 24 Stunden daran arbeite, dass eine Situation besser wird, ist das eine große Leistung. 

Matthi: Trotzdem finde ich das extrem bewundernswert.  

Linus: Ich finde, Rückgrat hört da auf, wo dein eigenes Rückgrat gebrochen wird (lacht). 

Matthi: Gute Metapher. 

Linus: Rückgrat bedeutet, jede Zeit an diese Grenze zu gehen. Da Schluss zu machen, wo du weißt, einen Schritt weiter und es geht nicht mehr. Das ist das Optimum. Mehr kann man von einem Menschen nicht verlangen. Du kannst nicht verlangen, das eigene Leben gegen das Leben eines anderen auf oder abzuwerten. 

Matthi: Nein, ich glaube, Rückgrat hat keine Grenzen. Rückgrat kann bis zum Tod eines Menschen gehen, wenn der für seine Prinzipien bis zum Schluss einsteht. Wie Sofie Scholl zum Beispiel. Das ist sehr beeindruckend.

Linus: Ich finde Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther, Sophie Scholl – alle bewundernswert. Aber, sie stellen kein Maximum und kein Minimum dar. Solche Menschen sind völlig außerhalb der Skala. Dann wäre das Ziel eines Lebens für eine Sache zu sterben. Das ist ein bisschen blöd, weil irgendwann alle tot wären. Das geht nicht. Trotzdem finde ich es wichtig, solche Leute in Ehren zu halten.

Matthi: Stimmt, manchmal schadet es dem eigenen Ziel mehr, als dass es hilft. Zum Beispiel, wenn sich ein Regimekritiker umbringt, der regieren will.

Linus: Das ist der Punkt. Was habe ich davon, wenn die Welt danach toller ist und ich bin tot.

Matthi: Nein, so sehe ich das nicht. Aber Darum geht es nicht. Das ist ein sehr egoistisches Denken. Jemand, der dafür stirbt, woran er glaubt, kann viel bewegen.

Hey liebe Leserin, lieber Leser, du merkst, Matthi und Linus werden sich nicht einig. Das liegt daran, dass das ein schwieriges, kompliziertes Thema ist. Menschen, die sterben, weil sie Rückgrat zeigen, haben das oft nicht geplant. Sie kommen in eine Situation und spüren, dass sie handeln müssen, auch wenn das bedeutet, dass sie sterben werden. Wie denkt ihr darüber? Diskutiert mit euren Freunden!

Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de
 

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Text: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de