Lesetipp „Ohne dich"

Neues Buch der Serie „Kinder- und Jugendbücher entdecken“

von Ronja Goj / Markus Tomberg am 04.05.2023 - 06:00  

Seit seine beste Freundin Zivan weg ist, hat Joshua eine fürchterliche Zeit hinter sich. Und jetzt auch noch das: Neue Schule, neue Klasse, neue Mitschüler. Gerade Sergio hat es auf ihn abgesehen. Ausgerechnet das Skizzenbuch hat er Joshua weggenommen. Schlimmer geht es kaum.

Joshua und Zivan hatte eine tiefe Freundschaft verbunden. Jahrelang waren sie zur gleichen Schule gegangen, hatten viel Zeit miteinander verbracht. Doch dann musste Zivan zurück in den Irak. Ihr Vater wollte sie traditionell mit einem Cousin verheiraten.

Erna Sassens Roman erzählt in Rückblenden von dieser Freundschaft, von Joshuas Angst um Zivan, von den immer weniger erfolgreichen Versuchen, den Kontakt zu halten. Und er erzählt von der Zeit danach: Von Joshuas Ängsten in der neuen Schule, den gewalttätigen Mitschülern, der Suche nach neuen Freunden. Der sensible, künstlerisch begabte Fünfzehnjährige wirkt in der rauen Welt der neunten Klasse der Hauptschule so richtig fehl am Platz. Die Buchillustrationen von Martijn van der Linden ergänzen Sassens Romantext grandios und geben Einblicke in Joshuas Skizzenbuch, das die Freundschaft von Joshua und Zivan noch einmal auf ganz besondere Weise darstellt.

Doch gerade das Skizzenbuch wird zum Türöffner. Sergio sucht ein besonderes Motiv für ein Tattoo und Joshua soll es zeichnen. Und auch Dylan, vor dem Joshua besonders Angst hat, will ein Motiv von Joshua. Bei beiden soll es nicht irgendein Motiv sein. Tattoos haben eine Bedeutung! Nach und nach erfahren die drei Jugendlichen von ihren Geschichten. Alle tragen tiefe Wunden in sich.

Dann brechen alle neunten Klassen zu einer Fahrt ins Rijksmuseum in Amsterdam auf. Sie haben Glück: Die Führung dauert nicht lange. Zusammen mit Sergio und Dylan geht Joshua auf eigene Faust los. Am Ende landen nicht nur Dylan und Sergio, sondern alle drei Jungen im Tattoo-Studio. Sergio entscheidet sich für eine Aktzeichnung. Ein Bild Zivans aus Joshuas Skizzenbuch wird die Vorlage für ein Tattoo für Dylan, der sich seine als Kind verstorbene Schwester stechen lässt. Joshua greift zu einem Symbol – eine wunderschöne Ziege, die an das Opferlamm Zurbaráns erinnert.

Erna Sassen erzählt eine Geschichte ohne Happy End für Zivan und Joshua. Sie erzählt vielmehr vom Schmerz, der am Ende beim Stechen der Tattoos unmittelbar körperlich wird, sichtbare Spuren hinterlässt und eine Art Erkennungszeichen ist. Wer da an die Wundmale des Gekreuzigten denken will, findet in dem Roman gute Gründe dafür. Sensibel entfaltet das Buch die Freundschaften der so verschiedenen Jugendlichen. Es macht deutlich, wie gerade die, die wir vermissen, zeigen, wer wir sind.

Buchrezensionen von Markus Tomberg

Markus Tomberg fischt für Pfarrbriefservice.de die interessantesten Geschichten aus dem Büchermeer. Er ist Mitglied der Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises der Deutschen Bischofskonferenz. Für Pfarrbriefservice.de schreibt er Rezensionen ausgewählter Kinder- und Jugendbücher.

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Eine Rezension von Markus Tomberg

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Markus Tomberg

„Alles geht schief.“ Seit seine beste Freundin Zivan weg ist, hat Joshua eine fürchterliche Zeit hinter sich. Und jetzt auch noch das: Neue Schule, neue Klasse, neue Mitschüler. Gerade Sergio hat es auf ihn abgesehen. Ausgerechnet das Skizzenbuch hat er Joshua weggenommen.

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Markus Tomberg

Jahrgang 68, ist seit 2012 Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät Fulda.

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