Wie erleben Männer Spiritualität?

Aussagen von Teilnehmern eines religiösen Männerwochenendes im Bistum Limburg

„Ich habe dafür oft keine Zeit. Mein Beruf (selbständiger Handwerksmeister) verlangt soviel von mir, dass da kein Raum bleibt. Ab und zu mache ich abends ein Räucherstäbchen an. Da habe ich dann einmal etwas Zeit und kann mich spüren. Aber sonst: In meinem Leben ist da einfach zuwenig Platz, das passt nicht rein. Da ist dann so ein Wochenende schon einmal ganz gut, dass ich zu mir komme.“

„Meine Familie ist ziemlich religiös. Meine Eltern, meine Geschwister, die haben alle einen starken und klaren Bezug zum Glauben. Aber ich: Ich habe da so meinen Widerspruch. Irgendwie sträubt sich bei mir etwas dagegen. Ich glaube, ich muss da meinen eigenen Weg finden. Nicht, dass ich das falsch fände. Überhaupt nicht. Ich möchte auch meine Kinder religiös erziehen. Das ist mir wichtig. Aber: Ich muss meinen eigenen Weg finden. Ich habe da viel Distanz. Das ist einfach meine Geschichte.“

„Manchmal denke, da müsste mehr sein. Irgendwie ist mir das zu wenig in meinem Leben. In meinem Alltag kommt das viel zu kurz. Ich meine immer, ich müsste eigentlich mehr tun. Mehr tun für mich, für meine Spiritualität. Aber da ist soviel im Beruf. Und mit den Kindern. Ich glaube, wenn ich so Motorrad fahre, einfach so mal mit der Maschine lossause, dann kann ich so etwas spüren. Das ist für mich auch irgendwie in ein spirituelles Moment. Auch draußen, die Natur, das ist mir wichtig.“

„Ja, ich habe da so meine Rituale. Früher habe ich das nicht so gehabt. Aber in letzter Zeit. Ich habe da so eine kleine Ecke in meinem Zimmer, mit einem Kreuz und einer Kerze. Da setze ich mich manchmal morgens so davor, und habe so meine Zeit für mich. Da schicke ich auch meine Gedanken, meine Wünsche und meinen Segen an meinen kleinen Sohn, der von mir getrennt ist. Irgendwie brauche ich das.“

„Im Gottesdienst, in der Kirche, da geht das gar nicht so an mich. Weihnachten, Ostern, die Feste der Kinder, klar haben wir das alles gemacht. Aber Spiritualität: das spüre ich, wenn ich mich allein in eine Kirche setze. Das mache ich manchmal. Da kann ich dann den Raum auf mich wirken lassen.“

„Ich gehe regelmäßig sonntags in die Kirche. Das ist mir wichtig. Wieder. In den letzten Jahren ist mir das wichtig geworden. Rituale finde ich gut.“

„Ich bin auf der Suche nach männlichen Ausdrucksformen. Bei den Hauskreisen und den Bibelarbeiten, wo ich manchmal hingehe, da ist mir das oft zu weiblich. Das Geratsche von den Frauen, das ist nicht mein Ding. Aber die richtige Form für mich habe ich noch nicht gefunden.“

„Mit meinem Vater kann ich gar nicht darüber reden. Das ist sehr schade. Er ist jetzt in einem Alter, wo das Sterben näher kommt. Das weiß er. Das verändert ihn. Aber er kann da nicht drüber reden. An seinem Geburtstag war ich mit ihm in der Kirche. Ich glaube, das hat ihm und mir gut getan, das gemeinsam, so nebeneinander zu tun. Aber darüber reden, das geht nicht. Da lebt jeder seinen Glauben, seine Spiritualität alleine. Das ist sehr schade, aber er ist so. War schon immer so.“

„Mir ist wichtig, mir immer wieder Zeit im Tag freizuschaufeln. Oft werde ich von meinem Job und den Notwendigkeiten richtig aufgefressen. Das möchte ich nicht. Ich brauche ab und zu meine eigene Zeit, um zu mir zu kommen. Um mich auf einen Stein zu setzen und mich zu spüren, zu mir zu kommen. Irgendwie muss ich mir das mehr einbauen, mir diese Zeit nehmen. Denn ich möchte nicht so leben. Es widerspricht eigentlich meinem spirituellen Bild von mir selber. Aber es geschieht immer wieder. Deshalb ist mir wichtig, dass ich einmal im Jahr in die Berge fahre. Da kann ich dann spüren, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Dass es mehr gibt im Leben als Arbeit, Pflichten, Familie, Geld verdienen. Da kann ich dann staunen, einfach da sein und atmen. Mich als Teil der Schöpfung spüren. Das ist großartig. das trägt mich dann ein Stück im Alltag.“

„Die Rituale müssen zu uns passen. So Schwitzhütte, Mandala, Yoga, das kommt doch alles aus einem anderen Kulturkreis. Wir müssen unsere eigenen Sachen finden, unsere eigenen Rituale und Formen. Ich weiß zwar nicht wie, aber die Rituale müssen zu uns und unserer Kultur passen.“

„Mir tut das hier gut. Hier ist es so ruhig. Nicht so laut wie in der Großstadt. Dort ist immer so ein Hintergrundrauschen, dort ist es nie still. Hier in der Stille kann ich besser zu mir finden. Leben möchte ich hier zwar nicht. O Gott, das wäre mir viel zu eng und zu sozial kontrolliert. Was willst du hier denn machen? Aber ab und zu hierher kommen: toll. Ich finde diesen Raum auch so gut. Dass wir hier auf dem Boden sitzen können, dass das hier so eine verdichtete Atmosphäre ist. Auch diese Fenster, einfach toll diese Farben und das Motiv.“

„Die Haltung für meine Spiritualität ist dieses sich Hinlegen, mit dem Gesicht am Boden, die Arme ausgebreitet. Mit möglichst vielen Punkten den Boden berühren. Das tut gut. Mich geerdet zu spüren in meiner Spiritualität. In unserer Kirche ist das oft so flach. Die Rituale und Formen sind so halbherzig. Bei den Muslimen, in der Moschee habe ich das erstmals gespürt. das ist etwas ganz anderes. Sich beim Gebet hinzuknien, mit dem ganzen Körper, die Stirn am Boden, an sieben Punkten den Boden zu berühren, und das mehrmals am Tag. Das ist viel beeindruckender und klarer als unsere christlichen Formen. Wir haben da vieles aufgegeben. Mir tut das gut, mich so ausgeliefert als Teil der Schöpfung zu spüren.“

„Wenn ich morgens ganz früh mit meinem Hund rausgehe, das hat auch etwas Spirituelles. Ganz früh, wenn es noch kalt ist, und sonst niemand unterwegs. Das tut mir gut. Da kann ich zu mir finden. Wenn dann die anderen Hundebesitzer kommen, das ist grauenhaft. Aber so allein. Das hat etwas mit Spiritualität zu tun.“

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Das Schwerpunktthema für April 2016

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Text: Bistum Limburg
In: Pfarrbriefservice.de