Warum wird gemobbt?

In einer repräsentativen Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin wurden Mobbingopfer nach ihrer Einschätzung der Mobbingmotive befragt (Mehrfachnennungen möglich).

Ich wurde gemobbt, weil bzw. wegen …

  • ich unerwünschte Kritik geäußert habe 60,1 %
  • ich als Konkurrenz empfunden wurde 58,9 %
  • der/die Mobber neidisch auf mich war/-en 39,7 %
  • es Spannungen zwischen mir und Vorgesetztem gab 39,4 %
  • meiner starken Leistungsfähigkeit 37,3%
  • ein Sündenbock gesucht wurde 29,1 %
  • meines Arbeitsstils 28,5 %
  • der/die Mobber meinen Arbeitsbereich haben wollte/-n 24,8 %
  • meiner angeblich unzureichenden Leistung 23,3 %
  • ich neu in die Abteilung/Gruppe gekommen bin 22,1 %
  • meines persönlichen Lebensstils 17,7 %
  • ich eine Frau/ein Mann bin 12,5 %
  • meines Aussehens 9,1 %
  • meiner Nationalität 3,8 %
  • meiner sexuellen Orientierung 2,2 %
  • sonstiger Motive 28,2 %
  • keine Ahnung, warum gerade ich gemobbt wurde 7,9 %

Die Motive, andere am Arbeitsplatz zu verleumden, zu schikanieren und zu drangsalieren, sind vielfältig. Da kommt z. B. ein neuer Kollege in die Abteilung und will sich einfach nicht der geltenden „Büro-Hackordnung“ unterwerfen. Oder es wird ein Sündenbock gesucht, um von eigenen Fehlern abzulenken. Oder man will der Kollegin einen Denkzettel verpassen, weil sie sich beim Chef immer so wichtig macht. Oder man selbst muss immer die miesen Aufgaben erledigen, während sich der Kollege immer die Rosinen herauspicken darf. Vielleicht findet man diesen Kollegen auch noch unsympathisch? Und ausgerechnet der setzt jetzt zum Überholmanöver auf der Karriereleiter an!

Antipathie, Neid, Frust, falsch verstandener Ehrgeiz: alles bekannte Motive, die zum Mobbing führen können - wohlgemerkt: können, nicht müssen. Damit aus dem „Kopfmobbing“ wirkliches Mobbing wird, bedarf es eines „günstigen“ Umfelds im Unternehmen. Ist dies gegeben, droht der „kalte Krieg am Arbeitsplatz“ mit einiger Wahrscheinlichkeit auszubrechen. Grundsätzlich sind dabei solche Unternehmen besonders gefährdet, die der Unternehmenskultur und insbesondere der Personalpflege wenig oder gar keine Aufmerksamkeit schenken. Wenn schon das Unternehmen mit den Beschäftigten wenig sorgsam umgeht, warum sollten es dann die Kollegen untereinander tun?

Weitere betriebliche Auslöser bzw. begünstigende Faktoren von Mobbing können sein:

  • Schlechte Arbeitsorganisation […]
  • Mangelhafte Arbeitsgestaltung […]
  • Autoritärer Führungsstil […]
  • Fehlende Gesprächskultur […]

Neben diesen innerbetrieblichen Auslösern begünstigen auch außerbetriebliche Faktoren Entstehung und Verbreitung von Mobbing. Die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt, gepaart mit einer weitverbreiteten Ellenbogenmentalität, lässt einigen Mobbing als akzeptables Mittel im Kampf um den Arbeitsplatz erscheinen.

Damit erklärt sich auch die unterschiedliche Mobbingbetroffenheit der verschiedenen Berufsfelder: So stellen die Beschäftigten im sozialen Bereich ganz sicher keine Ansammlung zweifelhafter Charaktere dar, obgleich hier vergleichsweise mehr gemobbt wird. Vielmehr ist dieser Bereich seit längerem stark vom Stellenabbau betroffen. Das führt bei den verbliebenen Beschäftigten nicht nur zu einer hohen Stressbelastung, sondern auch zu einer großen Existenzangst. Und Stress und Angst sind zwei Faktoren, die die Bereitschaft erhöhen, sich unfaire Vorteile zu verschaffen. Daneben spielt natürlich auch die wirtschaftliche Situation der Betriebe eine Rolle in Sachen Mobbing. So nutzen eine Reihe von Unternehmen diese Methode zum Personalabbau, indem „überflüssige“ bzw. unliebsame Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinausgemobbt werden. Das rechnet sich in Euro und Cent: Wer selbst kündigt, erhält keine Abfindung …

Quelle: Broschüre „Wenn aus Kollegen Feinde werden … Der Ratgeber zum Umgang mit Mobbing“, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 6. Auflage. Dortmund: 2010. http://www.baua.de/de/Publikationen/Broschueren/A12.html  

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Das Schwerpunktthema für Juli 2012

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Text: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
In: Pfarrbriefservice.de