„Warum sagt die Kirche, dass Gott jeden liebt und klammert Menschen aus, die in einer gleichgeschlechtlichen Ehe leben?“

Eine 17-Jährige strauchelt mit der Kirche

„Die größte Frage, die ich mir immer stelle: Warum vermittelt die Kirche Nächstenliebe und Liebe und sagt, dass Gott jeden Menschen liebt, unabhängig von seiner Sexualität, seinem Charakter, seinem Aussehen und klammert dann Menschen aus, die in einer gleichgeschlechtlichen Ehe leben? Das kann ich nicht verstehen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie es eine Begründung von jemandem sein kann zu sagen, die haben das Glück nicht verdient. Das ist mir schleierhaft. Ich sehe keine logische Begründung für diese Äußerung. 

Ich stecke mit 17 Jahren in einer Phase von meinem Leben, in der ich alles hinterfrage. Ich bin mir bei vielen Dingen nicht sicher. Ich bin mir auch noch nicht einhundert Prozent sicher, wie ich mein Leben gestalte und in welcher Sexualität ich mich einordne. Das kann man mit 17 für sich nie richtig fest sagen. Und da sehe ich mich in der Kirche nicht willkommen oder zu einhundert Prozent akzeptiert. 

In meiner alten Klasse von meiner Regelschule waren alle Farben der Regenbogenflagge vertreten. Ich hab viele im Freundeskreis, die ein Teil der Community sind. Die auch beim Christopher Street Day mitgelaufen sind und dort engagiert sind. Dementsprechend strugglen sie, genauso wie ich, damit, wie sich die Kirche beim Thema Sexualität verhält.

Ich habe mich mit meiner besten Freundin unterhalten, mit anderen Freundinnen und ein paar Kumpels und uns regt das auf, wenn wir diese Ungerechtigkeit sehen. 

Ich habe vor zwei Jahren die Firmung gemacht, weil ich den Grundgedanken einer Kirche echt schön finde mit der Nächstenliebe, diesem Willkommen, dem Platz für jeden. Eine Kirche ist auch ein wunderschöner Ort zum Runterkommen. Aber das ändert nichts an der Tatsache der einzelnen Werte, die sie zu verschiedenen Sexualitäten vertritt. Ich habe momentan nicht so viele Berührungspunkte mit der Kirche, nicht mit dem Glauben, sondern mit der Kirche.

Wenn es der Kirche wichtig ist, homosexuelle Menschen nicht zu verlieren, sollte sie sich auf keinen Fall gegen sie aussprechen. Sie sollte sie willkommen heißen. Sie sollte wie eine Notinsel für diese Menschen sein. Eine Notinsel, wie es sie auch in der Straßenbahn gibt. Und sie sollte ihnen nicht die Ehe verweigern. Jemand kann wohl gläubig, aber nicht hetero sein.“

Anonym, aufgeschrieben von: Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Anonym
In: Pfarrbriefservice.de