„Warum Gott das Leid zulässt, weiß ich nicht. Doch ich weiß: Das Leid lässt Gott zu.“

Ein Gespräch mit Peter Schott, dessen Frau jung an Krebs starb

Peter Schott, Gemeindereferent im Bistum Würzburg und Autor, verlor 2006 seine Frau Daniela. Da war er 41 Jahre alt, sie 39. Eineinhalb Jahre zuvor hatten sie erfahren, dass Daniela an Krebs erkrankt ist. Es begann eine Zeit des Hoffens und Bangens. Wie Peter Schott mit der Frage nach dem Warum umgegangen ist, beschreibt er im Interview.

„Warum trifft es ausgerechnet uns?“ Haben Sie sich diese Frage damals gestellt?

Peter Schott: Wir beide hatten sie nicht so sehr im Kopf. Wir hatten eher praktische Fragen im Kopf: Welches Essen verträgt Daniela am besten am Chemotag? Stimmen die Blutwerte? Wie kann sie sich am besten zwischen den Behandlungen erholen? Sehr berührt haben uns die Fragen aus den Pfarreien, in denen wir - Daniela als Pastoralreferentin und ich als Gemeindereferent - damals tätig waren. Wir gingen sehr offen mit Danielas Erkrankung um. Die Menschen fragten uns: Ihr arbeitet doch für Gott. Wie kann er da so etwas zulassen?

Die Menschen fragten vermutlich auch: Gibt es diesen Gott überhaupt, der Menschen so etwas zumutet? War das auch Ihre Frage?

Peter Schott: Dass es Gott gibt, stand für mich nicht in Zweifel. Vielmehr ging mir durch Kopf und Herz: Warum, Gott, jetzt, warum so jung? Machst du wirklich alles richtig? Wenn wir älter gewesen wären, hätten wir es vielleicht eher akzeptiert. Hinzu kam dann nach Danielas Tod eine weitere Frage: Warum ist sie gestorben …? Ein Trost ist für mich heute, dass Daniela auf all diese Fragen jetzt schon die Antwort weiß. Und ich werde sie später auch einmal erfahren.

Wie sind Sie mit Ihren Warum-Fragen umgegangen?

Peter Schott: Ich habe versucht, nicht lange nach Antworten zu suchen, weil ich gemerkt habe: Diese Warum-Fragen kosten mich zu viel Energie. Es war mir klar, dass ich doch nicht auf die Antwort komme, so sehr sich auch meine Seele danach sehnte. Immer, wenn diese Grübeleien begannen, habe ich mich stattdessen gefragt: Was ist wirklich wichtig? Was hilft jetzt in der konkreten Situation? Was ist heute meine Lebensaufgabe?

Was hat Ihnen geholfen?

Peter Schott: Ganz wichtig war für mich das Schreiben. Ich habe mir die Warum-Frage quasi herausgeschrieben aus der Seele. Das waren geschriebene Streitgespräche mit Gott. Wie in den Psalmen. Ich polterte zu Beginn los, überschüttete ihn mit meinen Vorwürfen. Am Ende merkte ich, jetzt ist es gut. Mit versöhnlichen Worten endete meist das Schreib-Streit-Gespräch, wie beispielsweise: Wenn wir das jetzt nicht klären können, dann gib mir wenigstens die Kraft, dass ich weitergehen kann…

Haben Sie die Kraft bekommen?

Peter Schott: Die hab ich ganz oft gespürt – für mich war das eine Art Gottesbeweis. Ich durfte ganz viel Unterstützung erfahren, bewegende und ermutigende Situationen und Begegnungen – da hat sich viel gefügt. Noch heute frage ich mich manchmal, wie ich das alles damals geschafft habe. Für mich war da Gott mit am Werk. Warum Gott das Leid zulässt, weiß ich nicht. Doch ich weiß: Das Leid lässt Gott zu.

Was hat Ihnen außerdem geholfen?

Peter Schott: Musik hören. Spaziergänge in der Natur. Begegnungen mit Freunden und Familie. Und wenn ich etwas für Daniela tun konnte. Das Leid vertiefte unsere Liebe. Mir hat auch geholfen, wenn ich am Ende eines Tages sagen konnte: „Alles, was heute zu tun war, habe ich getan.“ Dann konnte ich versöhnt auf diesen Tag blicken - auch versöhnt mit Gott.

Interview: Elfriede Klauer, Pfarrbriefservice.de

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Text: Elfriede Klauer
In: Pfarrbriefservice.de