Vom Geschenk des Lebens

„... Heute ist es vielfach ein Wunder der Wissenschaft der Medizin und der Fülle der Medizinen, die wir mit steigendem Alter zu nehmen gewohnt sind, dass wir die zeitliche Lebensgrenze weiter und weiter nach vorne schieben. Dieses Wunder der Machbarkeit hat in nicht wenigen von uns einen hohen Anspruch geweckt, dass es auch mir persönlich zuteil wird. Wir sind nicht mehr bereit zu akzeptieren, dass alles seine Zeit, seine begrenzte und bestimmte Zeit hat, wir wollen jedes und alles zu aller Zeit und das jederzeit.

Wir haben das Wunder des Lebens aus der Sphäre des Unfassbaren heruntergeholt in die Niederungen des Machbaren. Ich habe den Eindruck, dass wir in der Menschheitsentwicklung in jene Armutszone herabgestiegen sind, in der allein das Kriterium des Machens gilt. Solange i c h etwas machen kann, ich etwas tun kann, etwas leisten kann, bin ich vor mir selbst respektabel und werde ich von den anderen respektiert. Darin besteht mein Wert, dass ich etwas Sichtbares und Nützliches auf die Beine stelle.

Umgekehrt formuliert: Wir haben vielfach den Geschenkcharakter des Lebens aus unserem Wissen heraus verloren. Uns entgeht oft das Gespür, dass wir von woandersher und woandershin leben. Damit vernachlässigen wir den Schritt über das eigene Ich hinaus und bleiben nur in uns selbst verhaftet.

Biblisch dagegen ist es, das Wunder des Lebens aus dem Schöpfer heraus in den Blick zu nehmen. Dass der Mensch lebt, ein lebendiges Wesen ist, ist einfach ein Himmelsgeschenk. Leben ist an sich und überhaupt ... „göttlich". Insofern der Mensch Gottes Lebensatem in sich atmet, ist er Gottes ureigenstes Ebenbild. Gottes Atem in ihm ist das Glücksmoment eines jeden Augenblicks, das Glück der Tage und der vielen Jahre. Es ist ein Gotteswunder, dass es mich überhaupt gibt und dass ich nach dem Schlaf der Nacht mich am Morgen lebendig vorfinde....

Sehr praktisch würde ich sagen: Atme tief durch, ... ein ... und aus ... und wieder aus. So atmest du Fülle in dich hinein. So atmest du Gott in dich hinein.

Sagen Sie jetzt bitte nicht vorschnell: das ist banal. Gott ist doch keine Atemtechnik! Das ist er nicht und das will ich auch nicht sagen. Aber es gilt auch: Wenn Sie dieses so Alltägliche als Banalität abtun, dann werden Sie das ersehnte und erfragte höhere Glück nicht finden. Gottes Glück beginnt in den Banalitäten. Wer Gott im Kleinen, Niedrigen, ja Banalen nicht findet, wird ihn auch auf den Gipfeln nicht entdecken....“

Abt Albert Altenähr OSB

aus seinem Vortrag: Vom Glück der vielen Jahre – Gedanken zum Gottes- und Menschenbild der Bibel anlässlich der Frühjahrstagung des Katholischen Altenwerks, Bistum Aachen, im Rahmen der Aachener Heiligtumsfahrt 2007

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Das Schwerpunktthema für Januar 2008

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Text: Abt Albert Altenähr OSB
In: Pfarrbriefservice.de