That's All Right, Mama

Was die biblische Schöpfungsgeschichte mit einem Rocksong und mit Pubertät zu tun hat

Der Song erzählt keine Geschichte und er erzählt doch eine. „That’s All Right, Mama“: Das ist eine Abschiedsszene. „Ist schon gut Mama, ist schon gut: Klar, das Mädchen, in das ich verknallt bin, das ist natürlich nichts für mich. Du und Papa, ihr habt‘s ja schon immer gesagt. Ist schon in Ordnung. Ich hau ab; dann bin ich euch wenigstens aus den Augen.“

Vor über sechzig Jahren kam der Titel von Elvis Presley auf den Markt – und er enthält eigentlich alles, was Rock’n’Roll enthalten muss. Musikalisch gilt das Erscheinen dieses Songs für viele Kenner der Rock’n’Roll-Szene als die Geburtsstunde des Rock’n’Roll, und der Inhalt legt in wenigen Zeilen die Umwälzung des ganzen gesellschaftlichen Miteinanders auf den Plattenteller. In Amerika war es nicht anders als in Deutschland. Die Nachkriegsjahre waren für Jugendliche der amerikanischen Mittelschicht einengende Jahre, die ach-so-heile Welt war lähmend.

„Es ist schon in Ordnung, Mama. Wenn ihr nicht versteht, was ich bin und was ich will und wen ich liebe, dann mach ich mich auf den Weg.“

Abschied ist angesagt

Und mit Elvis Presley macht sich eine ganze Generation auf den Weg. Geht über die Grenzen des Schicklichen hinweg. Hört ihre eigene Musik. Oft die Musik der Schwarzen, die bis dahin von Weißen ungehört blieb und als unerhört galt. Und die Musik transportiert die Stimmung. Anderes, Neues muss her. Abschied ist angesagt. Freiheit muss riskiert werden, auch gegen den Willen der Elterngeneration. Die Eltern befürchten Kriminalität und überhaupt das Abgleiten ihrer Kinder an das untere Ende der Gesellschaft. That’s All Right, Mama. Ist schon gut. Ich lebe mein Leben. Mit dem Mädchen, das ich liebe.

Kluge Eltern, die segnen

„Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau.“ So heißt es in der Schöpfungserzählung der Bibel. Das Aufbrechen von zu Hause, das Verlassen der Eltern, das Riskieren des eigenen Lebens kennt die Bibel auf ihren ersten Seiten. Das muss so sein, das ist nie anders gewesen. Rock’n’Roll kleidet diesen Abschied in einen rauen Ton. Den Abschiedston gibt immer die Jugend vor, er folgt nicht den Elternregeln. Die stehen da, merken, was gerade geschieht, und haben es jetzt in der Hand, kluge Eltern zu sein: Eltern, die die Grenze respektieren, die von jetzt ab ihre Welt von der ihrer Kinder trennt. Und Eltern, die ihre Kinder segnen, ihnen von Herzen allen Segen mitgeben und das große Vertrauen, dass Gott in ihre Kinder einen so guten Anfang gelegt hat, dass ihr Leben gelingen wird.

Autor: Peter-Felix Ruelius
Katholische Hörfunkarbeit für Deutschlandradio und Deutsche Welle, Bonn. www.katholische-hörfunkarbeit.de. In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Peter-Felix Ruelius
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