Sterben und Tod haben mit Essen und Trinken zu tun

Gedanken von Bruder Paulus

In Mexiko geht man im November auf die Gräber mit einem Picknick-Korb. Mit den Toten isst man zusammen. In den unterirdischen Grabfeldern Roms versammelten sich die Christen, um miteinander Brot zu teilen und zu essen. In den Gräbern unserer vorchristlichen Ahnen finden sich Trinkgefäße und Speisereste.

Sterben und Tod haben mit Essen und Trinken zu tun. Der Psychotherapeut Fritz Perls spricht in seinem Buch „Das Ich, der Hunger und die Aggression” davon, dass wir die Krisen und die Todeserfahrungen unseres Lebens als Aggression erleben. Mit der Aggression der Zähne, dem Malmen und Kauen, setzen wir etwas dagegen.

Daher gehört zum Trauern unbedingt der Leichenschmaus, der leider so sehr aus der Mode gekommen ist. Bei diesem Essen kommen die Freunde zusammen und verarbeiten den Zwang des Todes, sich nun ohne den Verstorbenen in der Welt bewegen zu müssen. Im Kauen und Schlucken wecken sie Hoffnung, dass der Tod den Verstorbenen nicht vernichtet hat, sondern nur zerstört. So wie das Essen nicht vernichtet wird, sondern zerstört wird, damit es uns wieder aufbaut, so möge auch der Tote nicht vernichtet sein, sondern seinerseits zum Leben der Hinterbliebenen beitragen.

Festliche Totengedenkmähler sollten ruhig wieder in Mode kommen. Wäre das nicht ein gutes Zeichen für die Ehre, die man einem Verstorbenen erweist, wenn man ihm zu Ehren ein ausgiebiges Mahl feiert? Da könnten entsprechende Reden gehalten werden und so manche Erinnerungen die Runde machen. Was meinen Sie: Könnte so nicht wieder auch dem wirklichen Leben die Ehre gegeben werden? Würden Sie sich mit dafür einsetzen, dass die Trauer auf diese Weise den zerstörerischen Fängen der Privatheit entrissen werden würde?

Bruder Paulus, In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für November 2013

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Text: Bruder Paulus
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