Sorge dich nicht. Vertraue lieber den Fakten.

Das Buch „Factfulness“ von Hans Rosling möchte Mut machen

Das Buch Factfulness des 2017 verstorbenen schwedischen Medizinprofessors Hans Rosling möchte aufzeigen, dass die Situation der Menschheit sich insgesamt nicht verschlechtert, sondern sich zum Besseren entwickelt. Viele Menschen nehmen intuitiv das Gegenteil an, obwohl die Faktenlage eine andere ist. Rosling spürt dem nach und liefert Erklärungsversuche.

Die Lektüre von Roslings Buch stellt vermeintliche Gewissheiten in Frage, und es ist durchaus spannend, sich den Thesen des Autors zu stellen. Fragt man Personen zum Beispiel, wie verbreitet Armut in der Welt sei, liegen sie regelmäßig daneben: Die meisten Menschen leben inzwischen in Ländern mit mittlerem Einkommen, wie die Statistiken zeigen. Die Mehrheit der Befragten nimmt immer noch an, dass ein Großteil der Menschheit in absoluter Armut lebt. Auch die allgemeinen Annahmen bezüglich der durchschnittlichen Lebenserwartung unterscheiden sich deutlich von der Realität: Der tatsächliche globale Altersdurchschnitt liegt mittlerweile bei 72 Jahren, die Schätzwerte dagegen weit darunter. Und fragt man Personen nach der Zahl der geimpften Kinder weltweit, tippt eine Mehrheit auf 20%. Das Gegenteil ist richtig: Die Impfrate bei einjährigen Kindern lag 2018 global bei 80%. Generell dominiert in der öffentlichen Wahrnehmung die Meinung, die Welt treibe immer schneller auf den Abgrund zu, obwohl die statistischen Daten oft in eine andere Richtung zeigen.

Rosling, Mitbegründer der schwedischen Sektion der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ ist in seinem Leben weit in der Welt herumgekommen. Im Buch liefert er einige Erklärungen, warum die Intuition uns bezüglich der Weltlage trügt und in eine falsche, pessimistische Richtung lenkt. Beispiele: Auf unserer inneren Landkarte ist die Welt noch immer in „Arm“ und „Reich“ aufgeteilt, obwohl es in Wirklichkeit gar keine klaren Trennlinien gibt. Täglich sind wir mit den Schreckens- und Katastrophenmeldungen aus aller Welt konfrontiert, die über unsere Bildschirme in unsere Wahrnehmung und damit in unser Leben eindringen. Aus diesen Nachrichten schließen wir – fälschlicherweise – auf die allgemeine Weltlage. Außerdem neigen wir fälschlicherweise dazu, auf der Grundlage von Informationen, die fast immer veraltet sind, zu verallgemeinern.

Professor Hans Rosling initiierte über seine „Gapminder“-Stiftung die Entwicklung der Software „Trendalyzer“. Diese ermöglicht es, Statistiken für Nichtfachleute verständlich und anschaulich aufzubereiten. Die frei zugänglichen Statistiken sollen unsere Sicht der Welt auf der Grundlage von Fakten fördern. Interaktive Animationen stehen kostenlos auf der Gapminder-Website www.gapminder.org zur Verfügung.

Rosling sagte einmal, dass es ihn wütend mache, als Optimist bezeichnet zu werden, denn das lasse ihn naiv erscheinen. Freilich findet sich unter den über 80 Grafiken im Buch keine einzige, die einen negativen Trend darstellt. Man könnte also durchaus schließen, dass sich der Arzt in seiner Rolle als Freund des halbvollen Glases sehr wohl fühlte. Dennoch ist „Factfulness“ eine Arznei, die zur rechten Zeit kommt. In einem zunehmend aufgeheizten und von irrationalen Ängsten geprägten gesellschaftlichen Klima tut es dringend Not, auf den Boden der Fakten geholt zu werden.

Bibliografische Angaben:
Rosling, Hans, Factfulness / Aus dem Englischen übersetzt von Hans Freundl, Hans-Peter Remmler, Albrecht Schreiber. / Ullstein, Berlin 2018 / ISBN-13 9783548060415

Christian Schmitt, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Christian Schmitt
In: Pfarrbriefservice.de