"Plötzlich wurden mir wichtige Informationen vorenthalten."

Anonyme Wiedergabe eines Telefonprotokolls einer kirchlichen Mobbingberatungsstelle

A (Anruferin), M (mobbende Person)

A ist seit 1975 in einem Krankenhaus der Stadt XY als Krankenschwester tätig und versieht dort seit 5 Jahren als leitende Ambulanzschwester ihren Dienst. Sie hat in diesem Haus ihre Ausbildung absolviert und fühlt sich dort sehr wohl ("es ist meine Heimat"). Ein Wechsel der Arbeitsstelle käme für sie in keiner Weise in Betracht.

M ist 54 Jahre alt und seit 1,5 Jahren an diesem Krankenhaus als Leiterin der Pflegedienstleitung eingesetzt.

Beide Frauen haben sich anfangs sehr gut verstanden, so dass es neben der dienstlichen Situation auch zunehmend zu privaten Kontakten und vertraulichen Gesprächen kam.

Seit etwa einem halben Jahr ist die Beziehung gestört:

Die M fing plötzlich an, die A zu schikanieren. Auf Befragen konnte die A keinen Grund für diese plötzliche Veränderung nennen. Als besonders belastende Verhaltensweise führte die A an, dass plötzlich wichtige Informationen nicht mehr an sie weitergegeben wurden, und dass sie - entgegen vorheriger Praxis - ohne vorherige Absprache neue Mitarbeiter "vor die Nase gesetzt bekam". Besonders belastend kam in der Folgezeit vermehrt hinzu, dass die Pflegedienstleiterin ein Intrigenspiel begann, mit dem sie die Mitarbeiterin der A gegen die A aufzuhetzen versuchte.

Eine weitere Belastung ist für sie, dass die M in Zeiten größter Arbeitsbelastung kurzfristig zu "Vier-Augen-Gesprächen" herbei zitiert, die durchaus auch zu einem anderen Zeitpunkt geführt werden könnten.

Die A hat in der Ambulanz 15 MitarbeiterInnen, mit denen sie sich überwiegend gut versteht. Bisher konnte sie mit ihnen über ihre belastende Situation sprechen und sich austauschen. Die A stößt dort "noch" auf Verständnis. Am 25.06. ließ sich die A schließlich krank schreiben, da sie dem Druck nicht mehr standhalten konnte, und unterzieht sich derzeit einer Psychotherapie.

Heute hatte sie bei der ÖTV einen Gesprächstermin, wo sie ihre Arbeitssituation schildern konnte und den Vorschlag bekam, beim Mobbing-Telefon anzurufen. Auf Nachfrage sagte die A, dass sie bis zur Krankmeldung nicht in der Lage war, um ein persönliches Gespräch mit der M zu bitten. Auch derzeit fühlt sie sich total ausgelaugt und nicht fähig, ein Gespräch durchzuführen. Auch habe sie gescheut, die Mitarbeitervertretung anzusprechen.

In einem gemeinsamen Austausch sind die A und ich als momentane Lösung dahin gekommen, die mehrwöchige Krankmeldung bewusst zur Stabilisierung zu nutzen, bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz ein Gespräch mit der M zu führen und bei negativem Ausgang die Mitarbeitervertretung um Vermittlung zu bitten.

Die A bedankte sich mehrfach für das Gespräch, wirkte jedoch sehr belastet, als hielte sie einen Ausweg für ihr Problem nicht möglich.

Erwähnenswert ist, dass die A zu Anfang des Gespräches unsicher war, ob sie überhaupt über ihre Situation sprechen könnte, ob das von ihr beschriebene Verhalten überhaupt als Mobbing bezeichnet werden könnte. So war es zunächst für diese Frau sehr wichtig darin bestätigt zu werden, dass das Verhalten der M wirklich als Mobbing eingeschätzt werden muss und dass ihre Reaktion bei vielen Opfern "ganz normal" ist.

Quelle: www.mobbingline.nrw.de  

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Das Schwerpunktthema für Juli 2012

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Text: www.mobbingline.nrw.de
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