Neues wagen in der Fastenzeit - Vorschläge von Bruder Paulus

„In der Fastenzeit geht es nicht um weniger, sondern um mehr. Das Leben schmeckt doch gleich viel besser, wenn es mit neuen Ideen gewürzt wird. Dafür sind die Tage vor Ostern ein gutes Übungsfeld. Gewohnte Rituale werden kritisch beleuchtet und neue Formen der Lebensgestaltung ausprobiert“, schreiben Bruder Paulus und Marcus C. Leitschuh im Vorwort zu ihrem Trau-dich-Fastenkalender. Er enthält für jeden Tag der Fastenzeit einen Impuls, der einlädt, eingeschliffene Pfade zu verlassen und Neues zu wagen. Mit freundlicher Genehmigung des Herder-Verlages veröffentlicht Pfarrbriefservice daraus sieben Vorschläge, die von Pfarrbriefredaktionen übernommen werden dürfen.

Trau dich: Im Treppenhaus grüßen

Für einen Moment kommt man sich näher. Der eine senkt wie beschämt den Kopf. Doch ich will heute der andere sein. Ich sehe meinen Nachbarn an. Seine Augen sind lebendiger, als ich dachte. Mit einem frohen Gruß hellen sich unser beider Gesichter auf.

Jesus wurde vor ihren Augen verwandelt;
sein Gesicht strahlte wie die Sonne.
Matthäus 17,2

Gute Nachbarn sind ein echter Schatz. Aus Ungarn

SEGNE, GOTT, ALLE, DENEN ICH HEUTE BEGEGNE. Lass dein Angesicht über uns leuchten. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

Trau dich: Spielfilm ansehen

Wir betrachten die Welt aus unserer Perspektive. In Filmen wird unser Blick erweitert. Bild für Bild. Deswegen plane ich heute einen Kinobesuch ein – mit einem Freund. Oder wir wählen bewusst einen Film aus dem Fernsehprogramm. Wir sehen genau hin: Danach machen wir unsere persönliche Filmkritik.

Jesus heilte den Mann, der nun alles
ganz genau sehen konnte.
Markus 8,25

Wenn ich alles Große genau betrachte,
so sehe ich, dass es aus lauter Kleinigkeiten
zusammengesetzt ist, und wenn ich ganz
genau hinsehe, erkenne ich, dass es so etwas
wie eine Kleinigkeit gar nicht gibt.
Michelangelo (1475–1564), italienischer Bildhauer, Maler, Baumeister und Dichter

SEGNE, GOTT, MEINEN BLICK AUF DIE WELT. Weite ihn und segne meine Augen mit heller Sicht. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

Trau dich: Gesicht betrachten

Spiegel der Seele nennt man die Augen. Vielleicht liegt darin der Grund, dass ich nur schwer das Gesicht eines Menschen betrachten kann. Ich traue mich, heute mit einem Menschen in meiner Nähe zu vereinbaren, dass ich sein Gesicht betrachten darf. Schönheit und Geschichte liegen darin, Abglanz göttlicher Gegenwart.

„Wie in einem Spiegel sehen
wir jetzt nur rätselhafte
Umrisse, dann aber schauen
wir von Angesicht zu
Angesicht.“
1 Korinther 13,12

Schau einmal im Spiegel auf dein eigenes Gesicht.
Dahinter wohnst du. Dein Gesicht ist Spiegel deines Inneren.
Phil Bosmans (*1922), belgischer Ordenspriester

SEGNE, GOTT, MEINEN BLICK AUF DIE MENSCHEN. Meine Zuwendung wecke auch in ihnen eine Ahnung von ihrer Einmaligkeit und Schönheit. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

Trau dich: Mit Sekt anstoßen

In den Kellern der Winzer lange gereift, wurde der Wein zu einer perlenden Kostbarkeit. Auch wenn man in der Fastenzeit auf Genussmittel verzichtet – der Sonntag bleibt die wöchentliche Feier von Ostern. Deshalb ist es erlaubt, dass ich heute etwas Besonderes genieße.

„Trink nicht nur Wasser, sondern nimm auch
ein wenig Wein.“ 1 Timotheus 5,23

Um leben zu können,
musst du genießen können.
Phil Bosmans (*1922), belgischer Ordenspriester

SEGNE, GOTT, DIESEN SONNTAG und meine Zeit an diesem freien Tag. Erfülle mich mit einer Freude voll Fantasie. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

Trau dich: Vorne sitzen

Die hinteren Sitzplätze in der Kirche werden schnell besetzt. Ich traue mich, zu Beginn der Karwoche einen mutigen Schritt nach vorne zu tun. Mein Blick fällt auf Jesus; er hat sich mutig gezeigt. Ich bekämpfe den Gedanken, was andere über mich denken könnten. Ehrlichen Herzens will ich heute vorn dran sein bei der Palmprozession und im Gottesdienst.

Gott sprach zu Elija: „Komm heraus.
Stell dich dort auf den Berg
vor mich hin!“ 1 Könige 9,11

Wer Mut zeigt, macht Mut.
Adolf Kolping (1813–1865), deutscher katholischer Theologe

MACH MICH ZUM SEGEN, O GOTT, für die Verzagten. Mit meinem Mut steck andere an, sich nicht zu verstecken. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

Trau dich: Politiker ansprechen

Die Volksvertreter arbeiten auch für mich im Stadtrat. Ich traue mich, einen Telefontermin für ein Gespräch mit einem von ihnen zu vereinbaren. Zur Vorbereitung fertige ich eine Liste von Themen an und entscheide mich am Ende für zwei, die ich ansprechen will. Ich mache mich bereit, von ihm zur Mitarbeit eingeladen zu werden.

„Tut etwas für das Wohl der Stadt, in die ich euch
geführt habe; in ihrem Wohl liegt euer Wohl.“
Jeremia 29,7

Wenn ich nun an der Politik teilzunehmen
scheine, so geschieht es nur deshalb, weil
die Politik uns heute umklammert wie die
Schlange ihr Opfer; man kann sich nicht
davon befreien, was man auch tue. Ich
will drum mit der Schlange kämpfen.
Mahatma Gandhi (1869–1948), indischer Pazifist und Menschenrechtler

SEGNE DIE STADT, GOTT, IN DER ICH LEBE. Weise mir meinen Platz zu, an dem ich zu ihrem Wohl mitwirken kann. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

Trau dich: Trauernde ansprechen

Der Alltag nimmt uns die Zeit selbst für die unaufschiebbaren Pflichten. Ich traue mich, mir heute Zeit für einen Trauernden in meiner Umgebung zu nehmen. Alle Einwände wie etwa: „Ich kenne ihn doch nicht so gut!“ oder: „Ob er das wirklich will?“, weise ich zurück. Im Blick auf das Kreuz nehme ich mir heute vor, der Trauer und dem Tod den ihnen gebührenden Platz zu geben.

Bei dem Kreuz Jesu standen Maria, seine Mutter, und
seine Tante, die Frau des Klopas. Auch seine Bekannte
Maria von Magdala war bei ihm. Johannes 19,25

Trauer, leise Trauer deckt die Erde zu.
Seele, liebe Seele, schweig und träum auch du.
Christian Morgenstern (1871–1914), deutscher Schriftsteller

SEGNE, O GOTT, MEIN GESPRÄCH MIT DEN TRAUERNDEN. Gib mir die nötige Sensibilität und die Kraft, auch im Schweigen mit ihnen auszuhalten. Amen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Bruder Paulus Terwitte, Marcus C. Leitschuh: Trau dich, 40 Tage anders zu leben. Der Fastenkalender. Verlag Herder, 2006.

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Das Schwerpunktthema für März 2010

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Text: Bruder Paulus/Marcus C. Leitschuh
In: Pfarrbriefservice.de