Neues Leben wartet schon

Im Herbst erinnert die Natur ans Sterben. Doch sie zeigt auch, dass neues Leben bereits im alten Leben angelegt ist – eine Hoffnung für die Menschen.

Bunte Blätter, Gartenfeuer, abends wird es früher dunkel und morgens später hell, Frühnebel und kühlere Temperaturen sagen uns: Es ist Herbst geworden. Doch nicht nur in der Natur gibt es den Herbst, auch manche Menschen sind bereits im Herbst ihres Lebens angelangt. Über die Zeit durchziehen die Haare graue Strähnen. Der Körper ist mit den Jahren schwächer geworden und sehnt sich mehr und mehr nach Ruhe. So wie die Natur nach einem langen Sommer, auch wenn er dieses Jahr wohl eher ins Wasser gefallen ist.

Die meiste Zeit gelebt

Nun kennt auch der Herbst noch schöne und angenehme Tage, aber dennoch: Mit Wehmut blicken viele auf den Sommer, die Hoch-Zeit ihres Lebens zurück und sorgen sich um die Zeit, die vor ihnen liegt. Die meiste Zeit des Lebens ist ja bereits gelebt.

In den Kreislauf der Natur eingebunden

Weil wir im Herbst unseres Lebens mit dem Gedanken an unsere eigene Sterblichkeit besonders konfrontiert werden durch die Natur, darum fallen in diese Jahreszeit hinein auch die Gedenktage an die Verstorbenen, sei es nun der katholische Allerheiligen- und Allerseelentag, der evangelische Ewigkeitssonntag oder der weltliche Volkstrauertag. Der Herbst erinnert uns Menschen daran, dass wir in den Kreislauf der Natur vom Werden und Vergehen mit eingebunden sind. Wer im Herbst seines Lebens angelangt ist, der weiß, dass der Winter und damit der Tod vor der Tür steht und jederzeit hereinbrechen kann.

Neues Leben wartet schon

Doch wer im Herbst die Natur genau beobachtet, der weiß auch darum, dass bereits die Knospen für eine Blüte im nächsten Jahr in Bäumen und Sträuchern angelegt sind. Sie sind Zeichen dafür, dass unser Leben mit dem Winter nicht einfach so endet. Nein, jede Knospe sagt uns: Auch durch das Dunkel und die Kälte des Winters hindurch ist Leben drin. Und im nächsten Jahr wird aus einem scheinbar toten Zweig, dessen Blätter abgestorben waren, wieder neues Leben hervorgehen.

Für uns Christen bedeutet das: Auch wenn wir körperlich sterben, also durch den Winter unseres Lebens gehen müssen: neues Leben wartet schon, ja ist jetzt, in diesem alten Leben angelegt – das ewige Leben bei Gott. Darum hängen zum Toten- oder besser gesagt: Ewigkeitssonntag keine schwarzen Tücher an Altar und Kanzel in den Kirchen, sondern grüne, als Zeichen unserer christlichen Hoffnung auf Auferstehung und Leben bei Gott. Ich wünsche von Herzen eine trostreiche Zeit.

Claudia Winterstein, evangelische Pfarrerin in Hellingen, Bayern.

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Das Schwerpunktthema für Januar 2008

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Text: Claudia Winterstein
In: Pfarrbriefservice.de