Liturgische Körperhaltungen

Die Messe ist als Vergegenwärtigung des Auferstandenen eine Feier des weiterlebenden Leibes Christi. In den sichtbaren Zeichen der liturgischen Körperhaltungen wird dieser Glaube leibhaftig ausgedrückt. Bewusst und aktiv vollzogen sind sie eine bedeutsame und einfache Schule des Glaubens.

Knien

Beim Knien und bei der Kniebeuge macht sich der Mensch kleiner. Das bringt ein Doppeltes zum Ausdruck. Einerseits ist es ein Huldigungsakt einem Größeren gegenüber, ein Zeichen der Ehrfurcht und der Ehrerbietung. Und andererseits ist es ein Zeichen der Demut, ein Ausdruck der Geschöpflichkeit, verbunden mit einer entsprechenden Buß- und Umkehrgesinnung. Darum beugen wir unser Knie oder knien vor dem im Altar, in der Monstranz, im Tabernakel, in der Hostie oder am Kreuz gegenwärtigen Herrn Jesus Christus.

Sitzen

Sitzen ist eine Körperhaltung der Ruhe. Der Mensch wird ganz Gefäß, um etwas aufzunehmen, um zu empfangen, um zu hören. In der Messe sitzen die Feiernden im Wortgottesdienst bei der Verkündigung der Lesungen und der Auslegung des Wortes Gottes in der Predigt, ebenso beim Hören musikalisch besonders gestalteter Messfeiern, um emotional und inhaltlich die Botschaft der vertonten großen Gebete der Messe wie Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei in das Herz dringen zu lassen.

Stehen

Stehen ist die wichtigste Körperhaltung in der Messe. Es ist die Haltung des Aufgerichtet-seins, des Aufrecht-seins, des Ausgerichtet-seins, und damit die grundlegende Körperhaltung, die die Botschaft der Auferweckung und Auferstehung Jesu Christi zum Ausdruck bringt. Weil es im ersten Jahrtausend großteils keine Kirchenbänke gegeben hat, war Stehen die normale liturgische Körperhaltung.

Stehen bedeutet dann auch einen Standpunkt haben, verwurzelt sein, Wurzeln haben. Es ist so die körperliche Umsetzung des Grundwortes der Liturgie, des Amens, Ausdruck von Vertrauen, Treue, Festigkeit und Beständigkeit.

Zum Zeichen der Ehrfurcht vor dem kommenden Herrn und Zeichen der Nachfolge steht die Gemeinde beim Verkünden des Evangeliums. Sie steht zum Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen beim Beten des Hochgebetes und des Vater unsers. Und sie steht zum Zeichen des Aufbruchs und des Aufstehens beim Schluss-Segen und der Entlassung.

Gehen

Gehen verkörpert Bewegung, Aufbrechen, Unterwegs sein; es ist das Gegenbild zu Erstarrung, Ermüdung und Resignation. Glaube als Ausdruck des mitgehenden und begleitenden Gottes bringt in Bewegung und hält in Bewegung.

Die Messe beginnt beim Aufbruch zum Kirchgang. Wir gehen in die Kirche. In der Messe gab es früher den Opfergang als wichtigen Teil der Liturgie. Heute ist der Kommuniongang Ausdruck bewegten und bewegenden Glaubens. Und die Messfeier endet mit der Sendung, mit Gottes Segen Frieden in die jeweiligen Lebensbereiche der Feiernden zu bringen.

Hände

Hände geben das Innere der Seele wieder, vor allem vor Gott, im Gebet.

Beim Falten der Hände – ineinander fließend oder aneinander gelegt – symbolisieren sie Sammlung, Konzentration, Ausrichtung, Hingabe und Ergebung. Geöffnet und nach oben hin ausgestreckt bringen sie Bitte, Lobpreis, Sehnsucht und Dank zum Ausdruck. Über sich das Kreuz zeichnend oder über andere ausgebreitet geben sie Segen, Gnade und Sendung weiter. An die Brust klopfend rufen sie zum Aufwachen, zu Umkehr und Buße. Unachtsamkeit, Zerstreutheit, Lässigkeit sind dabei zu vermeiden. Denn Hände sprechen eine Sprache, „durch die der Leib in lauterer Wahrhaftigkeit Gott sagt, was die Seele meint.“ (Romano Guardini)

Quelle: Broschüre „Eucharistie – Tut dies zu meinem Gedächtnis“ aus der Reihe Sakramente im Leben der Kirche. Erzbischöfliches Ordinariat München, Seelsorgereferat I – Allgemeine Seelsorge (Hg.), Rochusstr. 5, 80333 München

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Das Schwerpunktthema für April 2011

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Text: Erzbistum München und Freising
In: Pfarrbriefservice.de