Kinder und der Tod

Lukas, 5 Jahre, sagte, als sein Papa im Sterben lag: „Eigentlich verkehrt rum. Papa ist jung und muss sterben. Tante Helga ist alt und lebt noch … aber eigentlich richtig rum: Papa ist krank, Tante Helga nicht.“

Paul, 7 Jahre, bemerkte in der Kindertrauergruppe ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mutter: „Dass Mama tot ist, ist so doof. Aber wenn sie nicht tot wäre, hätte ich euch nicht kennen gelernt. Also etwas schade, etwas auch nicht schade.“

Nora, 8 Jahre, sagte beim Tod der Mutter: “Das Schlimmste was einem Kind passieren kann, ist, wenn die Mutter stirbt. Mutterliebe kann keiner ersetzen.“ Auf meine Frage, ob es besser für sie gewesen wäre, wäre Papa gestorben, überlegt sie kurz und sagt dann: „Nein, beide sollen da sein. Aber ich glaube, immer der, der tot ist, der fehlt einem am meisten.“

Simon, 10 Jahre, dessen Papa völlig überraschend, sein Opa einige Tage später an einer Krebserkrankung stirbt, meint: „Dass Opa tot ist, ist schade. Aber das ist auch irgendwie Erlösung. Dass Papa tot ist, das ist keine Erlösung. Das ist einfach eine große Scheiße!“

Diese Kinder reagieren nicht unbedarft, nicht kindisch, sie sehen manche Tatsachen klarer als Erwachsene und benennen sie auch so. Das Schöne bei diesen 4 Kindern ist, dass sie Eltern haben, die ihre Aussagen zulassen, manchmal auch bestätigen, wie die Mama, die da sagt: „Ja Simon, manchmal denke ich auch: “Das ist alles eine Scheiße.“ Dabei nimmt sie ihren Simon auf den Schoß und sie sind zusammen traurig und sie trösten sich auch gleichzeitig.

Lebensweg

Keinem Kind wünscht man traurige Dinge auf dem Lebensweg. Dennoch kann sich keiner seine Geschichte aussuchen. Es gibt Freude, es gibt Tränen. Es gibt Sonne, es gibt Regen. Es gibt Leben, es gibt den Tod. In meiner Arbeit mit den Kindern bin ich mir sicher geworden: Die Kinder, die Leid erleben, aber trauern dürfen und Begleitung erhalten, gehen oft als starke Menschen aus dieser Situation heraus. Schutz der Kinder in Trauerzeiten darf für Eltern nicht bedeuten, ihre Kinder vor Traurigem zu bewahren, sondern bedeutet: sie zu begleiten und zu unterstützen, ihre eigenen Gefühlsausdrücke zu finden.

Mechthild Schroeter-Rupieper, www.familienhandbuch.de, In: Pfarrbriefservice.de

Mechthild Schroeter-Rupieper ist verheiratet und Mutter von 3 Söhnen und einer Pflegetochter, Erzieherin, langjährige freiberufliche Fortbildnerin und Trauerbegleiterin. Sie setzt ihren Schwerpunkt auf die Stärkung und Begleitung von Erziehenden, Pflegenden und Seelsorgern aus dem sozialen Umfeld von Kindern und Jugendlichen und geistig Behinderten Menschen. In ihrer Praxis Lavia Institut für Familientrauerbegleitung in Gelsenkirchen begleitet sie ebenfalls Menschen jeden Alters vor einem anstehenden Tod und in der Zeit danach. Sie ist Autorin des Buches „Für immer anders. Das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds.“

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Das Schwerpunktthema für Januar 2010

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Text: Mechthild Schroeter-Rupieper
In: Pfarrbriefservice.de