„… ich habe Euch Freunde genannt“

Gedanken zur Freundschaft

Stell dir mal vor, dass du ganz besonders stolz auf jemanden bist, dass du sie oder ihn immer schon bewundert hast, und der käme dann auf dich zu und würde dir ihre oder seine „Freundschaft“ anbieten. „Was für ein Glück!“, würdest du dann ganz sicher sagen. „Was für ein Geschenk, einen echten Freund, eine echte Freundin zu haben!“ Natürlich ist damit nicht so jemand gemeint, der sich auf „Instagram & Co“ als „Freund“ ausgibt, dann aber jemanden gnadenlos verspottet, vorführt, demütigt, mobbt und fallen lässt, ohne dass man ihn dabei bremsen könnte. „Ihr seid mir schöne Freunde!“ würdest du dann mit Recht sagen dürfen.

„er/sie ist immer für dich da“

Du würdest dich dann mit ihm oder ihr bestimmt über all das austauschen, was dich bewegt, freut, interessiert oder was dir Sorgen macht. Echte Freunde oder Freundinnen sind immer für dich da, wenn du sie brauchst. Es ist so beruhigend, nie alleine zu sein, ein aufrichtiges Interesse, Vertrauen, aufrichtige Wärme, aufrichtigen Respekt zu spüren, wenn Freunde oder Freundinnen einfach da sind. Wie wohltuend ist es, wenn jemand mit dir lachen, aber auch weinen kann. Wenn jemand dafür sorgt, dass es dir gut geht, dass du nicht im Regen stehen musst oder irgendwo unbedacht ins offene Messer rennst. Der englische Mystiker William Blake trifft es auf den Punkt: „Dem Vogel ein Nest, der Spinne ein Netz und dem Menschen Freundschaft.“

„auf ihn/sie kannst du dich immer verlassen“

Echte Freunde oder Freundinnen meinen es gut mit dir. Du darfst ihnen voll vertrauen, natürlich vertrauen sie auch dir. Wenn du mutlos wirst, dann trauen sie dir etwas zu. Sie helfen dir, unterstützen dich, ganz ohne Hintergedanken oder Geld zu verlangen. Immer ist einer für dich da, der es gut mit dir meint, der Tag und Nacht zu dir hält, der dich einfach nur mag. Freunde stehen fest neben dir, auch im Sturm, auch im Kummer, auch im Schmerz. Sie loben dich, aber sie schmeicheln dir nicht. Sie lieben dich mit all deinen Ecken, Kanten und Flecken. Sie helfen dir, deine Flecken zu beseitigen, wenn du es willst. Sie halten dir die Treue, was auch immer kommen mag. Sie schenken dir Zuversicht, machen Mut, stehen immer hinter dir, wenn dich jemand angreifen will.

Jesus selbst hat uns alle einmal seine „Freunde“ genannt [Joh 15,9-17]. Auf ihn können wir uns blind verlassen, in Not und aller Enge des Lebens. Er ist sogar bereit, wie ein „guter Hirte“ sein Leben für uns zu opfern. Selbst den unglücklichen Judas Ischariot, der ihn später verraten wird, begrüßt er mit einem Kuss, dem Ausdruck inniger Verbundenheit, als er ihn fragt: „Mein Freund, wozu bist du gekommen?“ [Matth 26, 50]. Er hätte sich mit Recht empören, wehren und seine ganze Macht zeigen können. So wie er, handeln nur Freunde, die einen lieben. Leider ist die Zahl derer sehr groß, die zwar den Namen „Freundschaft“ im Munde führen, ihn aber nicht mehr kennen und sogar mit Füßen treten, wenn es wirklich darauf an kommt. Ein alter irischer Segensspruch wünscht dir: „Mögen die Scharniere unserer Freundschaft nie rostig werden.“ Wenn dem so ist, dann sollten die „Scharniere“ deiner Freundschaften stets „geölt“ sein. Das heißt: Du musst Freundschaft wie das Feuer stets nähren, sonst erlischt und stirbt es. Nichts braucht daher mehr gegenseitige Pflege als eine tragfähige Freundschaft. Ein Leben ohne sie ist wie eine Welt ohne Sonne. Dein Leben verändert sich mit demjenigen, der neben dir steht, aber auch mit dem, der neben dir fehlt.

Dipl. Psych. / Theol. Stanislaus Klemm, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Stanislaus Klemm
In: Pfarrbriefservice.de