Geschlechtergerechtigkeit: Große Zustimmung für Reformtexte

Dritte Synodalversammlung beriet über Ämter für Frauen, Umgang mit Homosexualität und kirchliches Arbeitsrecht

Kirchliche Ämter für Frauen

Bei der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs, die im Februar 2022 in den Frankfurter Messehallen stattfand, wurden mehrere Texte beraten und in erster Lesung angenommen, die sich mit Fragen der Geschlechtergerechtigkeit befassen: der grundlegende Text des Forums 3 „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ und zwei konkrete Folgerungen dazu: ein Plädoyer an den Papst, den Diakonat für Frauen einzuführen, und ein Text, der die weltkirchliche Debatte über alle Ämter (Diakon, Priester, Bischof) für Frauen neu in Gang bringen soll. Diese Debatte hatte Johannes Paul II. 1994 für beendet erklärt. Aber natürlich wurde trotzdem weiter diskutiert – nun soll dies auch offiziell geschehen und vor allem Ergebnisse bringen. Denn die Gründe, die offiziell gegen die Weihe von Frauen angeführt werden, überzeugen nicht mehr.

Homosexualität und Arbeitsrecht

Außerdem wurde ein wichtiges Votum des Forums 4 „Leben in gelingenden Beziehungen“ angenommen, das ebenfalls an den Papst gerichtet werden muss: Er soll die Passagen des Katechismus ändern, die die Homosexualität immer noch verurteilen und für widernatürlich erklären. Das liturgische Gegenstück dazu sind Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, wie sie vielerorts schon stattfinden. Auch dafür sprachen sich 78 Prozent der Synodal:innen aus. Und schließlich ging es um das kirchliche Arbeitsrecht. Dieses Votum, dass Homosexualität oder Scheidung kirchlicher Mitarbeiter:innen kein Kündigungsgrund mehr sein soll, erreichte mit 93 Prozent die größte Zustimmung. Aber auch die anderen Texte wurden mit jeweils über 85 Prozent der Stimmen angenommen.

Bewegende Debatte im Plenum

Die Texte sind durchweg von ausgezeichneter Qualität. Sie wurden intensiv beraten und theologisch rückversichert. Die Debatte im Plenum dazu war sehr bewegend. Es gibt unzählige Verletzungsgeschichten von Frauen aller Generationen und von homosexuellen Menschen, von Laien, Priestern und Ordensleuten, Religionslehrern, Ärzten und Wissenschaftlern. Wie viele Frauen auf dieser Welt ihrer Berufung zur Priesterin nicht folgen können, weiß der Himmel. Junge Leute wollen erst gar nicht in den kirchlichen Dienst; andere müssen ihn trotz guter Arbeit quittieren, weil sie den „falschen“ Partner lieben und dies nicht (mehr) heimlich tun wollen. Die Aktion „#outinchurch – Für eine Kirche ohne Angst“ vom 24. Januar 2022 hatte erneut eindringlich deutlich gemacht, wie nötig entsprechende Reformen sind.

Änderungen zeitnah auf den Weg bringen

Allen in Frankfurt war klar: Es muss sich etwas ändern, und zwar nicht erst in 100 Jahren. Was in Deutschland jetzt schon möglich ist, müssen die Bischöfe auch zeitnah auf den Weg bringen. Das betrifft die nötigen Änderungen im Arbeitsrecht, aber auch die Einführung von Segensfeiern. Anderes braucht einen längeren Atem, weil Rom zustimmen bzw. sich bewegen muss. Das betrifft die Weihe von Frauen und die nötigen Änderungen im Katechismus zur Homosexualität.

Julia Knop, In: Pfarrbriefservice.de

Dr. theol. Julia Knop (geb. 1977) ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und Mitglied der Synodalversammlung sowie des Synodalforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.

Der Synodale Weg

Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantworten gemeinsam diesen Prozess, der auf mehrere Jahre angelegt ist und am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde. www.synodalerweg.de

alle Texte der Reihe

Kostenfreie Bilder zum Herunterladen unter https://www.synodalerweg.de/fotos/

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .rtf
Dateigröße: 0,03 MB

Sie dürfen den Text in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Julia Knop
In: Pfarrbriefservice.de