Firmling und Pate als Seilschaft

Die Aktion „Patenzeit“ des Dekanats Alzenau (Diözese Würzburg) findet auch in einem Hochseilgarten statt.

“Macht langsam, ihr schafft es“ - ermutigende Zurufe hallen über den Hochseilgarten auf dem Volkersberg. Ein Erwachsener und ein Jugendlicher versuchen, an einem Netz nach oben zu klettern. Das ist vor allem deshalb schwierig, weil die Beiden an den Füßen zusammengebunden sind. Durch lange Seile werden sie vom Rest der Gruppe gesichert. Zusammen sind sie alle entweder Firmlinge oder Firmpaten, die an der Aktion "Patenzeit" der Dekanatsfamilienseelsorge Alzenau teilnehmen.

Aneinander gebunden haben sich Firmling und Pate im übertragenen Sinne schon, als sie die Vereinbarung zur Übernahme des Patenamtes getroffen haben. Wenn das geklärt ist, wird dann aber oft nicht weiter über diese Beziehung nachgedacht. Alles geht seinen Gang, nach der Firmung gibt es Geschenke und eventuell einen gemeinsamen Ausflug - und das war es dann. Dem will die "Patenzeit" entgegen wirken. Mit einem Tag voller Aktion, Gesprächen und einem Fest soll die Beziehung zwischen den Jugendlichen und Erwachsenen mit Inhalt gefüllt werden.

Bevor es in den Hochseilgarten geht, hat die Gruppe schon eine intensive Kennenlernphase hinter sich. Dann werden nach dem Aufwärmen drei verschiedene Übungen absolviert. Immer geht es darum, eine innere Grenze zu überwinden, das Vertrauen zum anderen und zur Gruppe einzuüben und als Team etwas zu erreichen. Am intensivsten wird der Gemeinschaftsgedanke bei der Übung am Kletternetz deutlich: man kann die Aufgabe nur bewältigen, wenn man aufeinander wartet, Geduld hat und Rücksicht nimmt. Und da ist dann das Patenamt auf einmal nicht mehr nur Theorie: so mancher Firmling schafft die Aufgabe erst, nachdem er von seinem Begleiter Mut zugesprochen und vom Stärkeren die ein oder andere Hilfestellung bekommen hat. Und auch das gibt es: bei der Übung an der Riesenschaukel ist es dann ein Firmling, der seinem Paten erst einmal Mut machen muss.

Die Teilnehmer sind mit Spaß und Konzentration bei der Sache. Vom Regenwetter lassen sie sich nicht ablenken. Nach jeder Übung wird reflektiert. Der Stolz auf die bewältigten Aufgaben ist hinter her nicht nur den Jugendlichen anzumerken.

An den Übungen im Hochseilgarten schließt sich die "Zeit zu Zweit" an: Firmling und Pate sagen sich, was sie voneinander wissen und was sie vom anderen erwarten. "Dass sie mir immer zur Seite steht und mir in schwierigen Situationen hilft", so formuliert eine Jugendliche ihren Wunsch an die Patin. Eine andere hofft, dass sie mit ihr über die Sachen reden kann, die sie bei ihren Eltern nicht unbedingt ansprechen will.

Allen Paten wird im Laufe des Tages deutlich, dass sie eine durchaus ernst zunehmende Aufgabe übernommen haben. Als „Wegbegleiter in schwierigen Situationen" sieht sich einer. "Irgendwie geht es wohl auch ein wenig darum, ein Vorbild zu sein", meint ein anderer nachdenklich.

In einer Lebensfeier werden die Erfahrungen des Tages zusammengefasst. Hier geht es noch einmal darum, die Gemeinschaft zu spüren und darin auch den lebendigen Geist zu erfahren, der ihnen in der Firmung zugesprochen ist.

Danach wartet ein leckeres Buffet auf sie. Das abschließende Lagerfeuer und die Spiele im Freien mussten dieses Jahr wegen des schlechten Wetters leider ausfallen.

Familienseelsorger Richard Rosenberger ist von der positiven Resonanz auf dieses "etwas andere Firmgeschenk" überrascht worden. Zwei Mal war er mit seinem ehrenamtlichen Team und jeweils 26 Teilnehmern aus dem Dekanat Alzenau auf dem Volkersberg, geplant war ursprünglich nur ein Termin.

Für Rosenberger ist die Aktion ein Baustein in seinem Konzept "Jugendliche stärken - Eltern entlasten", zu dem er im Dekanat Alzenau schon verschiedene Maßnahmen durchgeführt hat. Er hält es für wichtig, dass es neben den Eltern für die Jugendlichen auch Bezugssysteme wie die Jugendarbeit oder Bezugspersonen wie die Paten gibt. Die können gerade in der oft schwierigen Jugendphase bei der Erziehungsarbeit unterstützen und entlasten.

Die Rückmeldungen zeigen, dass die Paten sehr dankbar sind für dieses Angebot: "Sie erleben die Patenzeit viel intensiver, als nur mal eben einen Tag im Freizeitpark zu verbringen. Es gibt Anregung zum Gespräch miteinander, es gibt eine Idee, was die Beziehung zwischen Pate und Firmling überhaupt bedeuten könnte und das Ganze wird dann noch spirituell vertieft".

Für Rosenberger ist das wertvollste Geschenk, das Erwachsene an Jugendliche weitergeben können, eine mit Sinn gefüllte gemeinsame Zeit zu verbringen. Und was mit der "Stärkung durch den Heiligen Geist'" im Firmsakrament gemeint ist, gewinnt durch den Tag Hand und Fuß. Der Firmpate wird zum greifbaren Zeichen dieser Stärkung - oder mit den Worten eines Firmlings: "Es ist gut zu wissen, dass noch jemand hinter einem steht."

Burkard Vogt, Gemeindereferent in der Diözese Würzburg
Tel.: 06021/421018 Mobil: 0160/93027605

 

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Das Schwerpunktthema für April 2009

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Text: Burkard Vogt
In: Pfarrbriefservice.de