Ethisch-nachhaltige Geldinstitute
Ein Überblick
Banken spielen bei der Vermittlung zwischen Kapitaleignern („Sparer“) und den Kreditnehmern eine Schlüsselrolle. Ihre traditionelle Aufgabe besteht darin zu prüfen, ob Kreditnehmer kreditwürdig, d.h. in der Lage sind mit dem anvertrauten Geld so zu arbeiten, dass sie es zuverlässig in angemessener Zeit zurückzahlen können. Bei ethisch-nachhaltigen Geldanlageformen achten die Banken zusätzlich darauf, ob mit dem geliehenen Geld ethisch verantwortlich gearbeitet wird. Neben rein wirtschaftlichen Kriterien spielen hier vor allem soziale, gesellschaftliche und ökologische Aspekte eine wichtige Rolle. Um diese verantwortlich umzusetzen bedarf es eines hohen Expertenwissens, weshalb sich inzwischen einige Banken auf solche Anlageformen spezialisiert haben.
Zu den größten Geldinstituten dieser Art zählt die Triodos Bank mit Hauptsitz im niederländischen Zeist. Die Direktbank besteht seit 1980 und unterhält Niederlassungen in einigen europäischen Ländern, auch in Deutschland (Frankfurt). Die GLS-Gemeinschaftsbank in Bochum ist eine Genossenschaftsbank mit anthroposophischen Wurzeln. Im Jahr 2003 übernahm man die Geschäfte der zu diesem Zeitpunkt insolventen Ökobank und im Jahr 2008 erfolgte die Übernahme der IntegraBank, bis dahin ein Projekt der Katholischen Integrierten Gemeinde in München. In Nürnberg ist die Umweltbank angesiedelt, die sich ganz ökologischen Investments, wie z.B. erneuerbare Energien verschrieben hat. Die genossenschaftlich organisierte Ethikbank operiert im thüringischen Eisenberg als Ableger der dortigen Volksbank.
Daneben gibt es zahlreiche Geldinstitute, die den beiden großen christlichen Kirchen und Ordensgemeinschaften nahe stehen. In einem solchen Umfeld spielen seit jeher christliche Prinzipien für Geldentscheidungen eine wichtige Rolle, die erst heute unter dem Nachhaltigkeitsgedanken bekannt sind.
So bietet die Bank für Kirche und Caritas mit Sitz in Paderborn im Bereich Nachhaltigkeit eine Palette qualitativ hochwertiger Produkte, sowie ein ganzheitliches Konzept für Finanzdienstleistungen. Die ethisch-nachhaltigen Bewertungskriterien kommen in einem Nachhaltigkeitsfilter zum Ausdruck, der zahlreiche soziale, ökologische und Governance-Kriterien abdeckt. Das Geldinstitut betreut bundesweit katholische Einrichtungen und deren Mitarbeiter. Die Bank im Bistum Essen (BIB) wurde 1966 als Spezialbank im Ruhrbistum gegründet. Sie bietet ethisch-nachhaltig orientierte Geldanlagen für Einrichtungen aus Kirche und Caritas, Stiftungen, deren Mitarbeitern sowie privaten Anlegern. Die BIB finanziert Projekte, die einem kirchlich-sozialen Zweck dienen. Nach ihrem Verständnis bedeutet eine werteorientierte und nachhaltige Unternehmensführung ökonomischen Erfolg und zugleich die Wahrnehmung sozial-ökologischer Verantwortung. Die Pax-Bank in Köln versteht sich als Partner für kirchliche und karitative Einrichtungen und ist der Finanzdienstleister für Menschen, denen christliche Werte wichtig sind. Das ethisch-soziale Profil der Pax-Bank folgt seit jeher dem Anspruch, das christliche Weltbild in die marktwirtschaftlichen Unternehmensziele hineinzutragen. Der Ethik-Kodex der Pax-Bank formuliert das Bekenntnis zu gemeinsamen Werten und Grundhaltungen.
Die Steyler Ethik Bank mit Sitz in Sankt Augustin dürfte die älteste ethische Bank in Deutschland sein. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 begreift sich das Unternehmen als Gegenentwurf zur primär profitorientierten Bankenwelt. Eigentümerin ist die katholische Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare. Die Bank beruft sich auf die drei Kernprinzipien des Ordens: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Gewinne aus dem operativen Geschäft fließen ausschließlich in die weltweiten Hilfsprojekte der Steyler Missionare. Die Bank für Orden und Mission in Idstein steht in engem Bezug zur Missionszentrale der Franziskaner. Das Unternehmen gehört zur genossenschaftlichen Finanzgruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sozialverträglichkeit, Kulturverträglichkeit und Umweltverträglichkeit sind die zentralen Dimensionen der Geldanlage der Bank. Der bankübliche Gewinn geht zu Gunsten von Projekten für notleidende Menschen.
Kunden im Bereich der evangelischen Kirche bedient die Bank für Kirche und Diakonie in Dortmund. Bereits im Jahr 2008 hat man einen Nachhaltigkeitsfilter bei der eigenen Geldanlage in Wertpapiere eingeführt. Die Evangelische Bank in Kassel, mit einer Bilanzsumme von über 7 Mrd. Euro die größte kirchlichen Bank, entstand 2014 aus der Fusion der Evangelischen Kreditgenossenschaft mit der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft. Das Geldinstitut ist zertifiziert für sein Nachhaltigkeitsmanagement sowie für sein außerordentliches Engangement in allen drei Aspekten der Nachhaltigkeit: dem sozial-ethischen, dem ökologischen und dem ökonomischen Bereich.
Eine besondere Form der Geldanlage, die benachteiligten Menschen unmittelbar zugute kommt, ist der sog. „Mikrokredit“. Die Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit vergibt aus den Kapitaleinlagen ihrer Anteilseigner Kleinkredite an Menschen, die von normalen Banken keine Kredite bekommen, weil sie aus deren Sicht nicht kreditwürdig sind. Mit Hilfe der Mikrokredite können diese Menschen sich eine Existenz aufbauen.
Christian Schmitt, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Christian SchmittIn: Pfarrbriefservice.de