Es war mir eine Ehre

So mochte in noch nicht lange vergangener Zeit die galante Antwort eines höflichen Herrn geheißen haben, wenn eine Dame sich für einen kleinen Dienst bedankte, wenn sie nach dem Tanz zu ihrem Platz geleitet wurde, wenn man sie nach Hause begleitet hatte. Es war mir eine Ehre, Ihnen meinen Dienst anbieten zu dürfen. Gibt es das noch, dass jemand es sich zur Ehre anrechnet, wenn er um einen Dienst gebeten wird? Ist es denn eine Ehre zu dienen?

... bleibt die Frage, ob wir in unserer nüchternen Zeit der amtlichen Funktionen nach Tarif und Dienstordnung nicht Wesentliches verloren haben: das Empfinden, dass ein guter Dienst, mag er auch unbeachtet und unscheinbar sein, ehrenwert ist und dem, der ihn tut, Ehre einbringt. So waren die ehrenwerten Leute, die Honoratioren, wohl auch gern bereit, dies und jenes Ehrenamt zu übernehmen, und machten sich eine Ehre daraus, es unentgeltlich zu tun. – Vergangene Zeiten, vergangene Formen?

Vielleicht tut es gut, dem Wort nachzusinnen: Ehrenamt. Ein Amt, das Ehre einbringt. Ein Dienst, den zu übernehmen mir eine Ehre ist. Letztlich deshalb, weil Mitarbeit in der Gemeinde Mitarbeit mit dem Herrn bedeutet und weil es eine Ehre ist, von ihm beansprucht zu werden zur Teilhabe an seiner Sendung.

Wo man den hauptberuflichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern anmerkt, dass es trotz aller fachlichen Vorbereitung und trotz der notwendigen Verfügung ihrer Arbeit eine unverdiente und unbezahlbare Ehre ist, im Dienst des Herrn zu stehen, da könnte es ihnen leichter gelingen, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Gemeinde zu finden

Franziskus Eisenbach
aus: Zeitschrift "Praxis in der Gemeinde" (15. Jg. 1993, Nr. 2, S. 32), Matthias-Grünewald-Verlag

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Das Schwerpunktthema für September 2011

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Text: Franziskus Eisenbach
In: Pfarrbriefservice.de