Ein lächelnder Blick

Erfahrungen eines bisexuellen jungen Mannes

Dieser eine Blick, ganz kurz war er da. Inmitten all dieser Menschen guckst du ausgerechnet mich an. Einen kleinen Moment lang habe ich Angst. Was, wenn du nicht bist wie ich, was wenn du mich gar nicht siehst, was wenn ich mich täusche? Die Sorgen breiten sich aus und ich werde nervös. Du schaust mich noch immer an. Ich sehe wie auch deine Hände zittern. So stehen wir hier, die Musik dröhnt und die Luft scheint trüb, schauen uns an und zittern am ganzen Leib. Ein Schritt nach vorn, ein leises Fluchen aus Richtung der Eingangstür. Alles scheint so schnell und laut. Ein kurzes Lächeln, dann ist es vorbei. Ich wende den Blick ab und drehe mich um. Meine Freunde lachen über einen Witz, den ich nicht verstanden habe. Du schaust noch immer, verunsichert. Was sollst du auch sagen? Was würden nur die anderen denken? Was, wenn ich nicht bin wie du, wenn du dir das alles nur eingebildet hast? Auf einmal fühlst du dich fremd in diesem Raum. Du schaust dich um und siehst ein Mädchen. Sie winkt dir lächelnd zu. Ich kneife die Augen zusammen und drehe mich nochmal um. Da stehst du und winkst einem Mädchen zu. Ihr lächelt beide. Einen kurzen Moment lang bin ich still. Du bist nicht wie ich. Gut, denke ich, dass ich nichts gesagt habe, gut, denke ich, dass ich still geblieben bin.

anonym, In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für März 2022 – Spezialausgabe mit Materialien für die Jugendseite

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Text: Anonym
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