Die Kirche - Ort des privaten Betens

Serie: Was ist was im Kirchenraum? (10. und letzter Teil)

Zentrales Geschehen im Kirchenraum ist die Feier des Gottesdienstes, zumal die Feier der hl. Messe. Doch erschöpft sich darin nicht die Bestimmung eines Kirchenraumes. Doch welche Bestimmung hat die Kirche außerhalb gemeinschaftlicher Gottesdienstzeiten?

Die Philosophin Edith Stein (1891-1942) schreibt über folgendes Erlebnis, das sie im Alter von 25 Jahren im Frankfurter Dom hatte: „Wir [Pauline Reinach u. Edith Stein] traten für einige Minuten in den Dom, und während wir in ehrfürchtigem Schweigen dort verweilten, kam eine Frau mit ihrem Marktkorb herein und kniete zu kurzem Gebet in einer Bank nieder. Das war für mich etwas ganz Neues. In die Synagogen und protestantischen Kirchen, die ich besucht hatte, ging man nur zum Gottesdienst. Hier aber kam jemand mitten aus den Werktagsgeschäften in die menschenleere Kirche wie zu einem vertrauten Gespräch. Das habe ich nie vergessen können.“ (ESGA 1, 331 f.)

Die Beobachtung Edith Steins erinnert, dass die Kirche nach katholischem Verständnis nicht allein Versammlungsraum für liturgische Feiern ist. Sie ist Gott geweihter Ort, dessen Mauern mit Weihwasser besprengt und mit heiligem Öl gesalbt sind wie der Leib eines Menschen bei seiner Taufe. Verschiedene Bilder der Mutter Gottes oder verehrter Heiliger laden zum persönlichen Gebet ein, oft verbunden mit der Möglichkeit, als Ausdruck der Bitte ein Opferlicht zu entzünden. Kreuz und Altar lenken den Blick des Beters auf Christus, dessen Gegenwart der Tabernakel birgt.

So bleibt nach dem Gedanken über die liturgischen Orte der Hinweis auf die Kirche als Ort des stillen Gebets, des Gewahrwerdens der Gegenwart Gottes. Darum ist es wertvoll, wenn unsere Kirchen zugänglich und offen sind.

Pfr. Dr. Eugen Daigeler, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Pfr. Dr. Eugen Daigeler
In: Pfarrbriefservice.de