"Deine Freunde sind dir wichtiger als ich!"

Ein mögliches Partnergespräch - von Gesprächstrainern unter die Lupe genommen

Er: „Also, was ist das Problem? - Mein Weggehen?“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Geschlossene Eingangsfrage und einengende Vorwegnahme des Problems der Partnerin

Sie: „Ja, das Problem ist die Vorrangigkeit deiner Freunde und...“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Interpretation statt persönlicher Bezug

Er: (unterbricht) „Ist es, dass ich überhaupt weggehe - oder dass ich zu viel weggehe...“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Unterbrechen, Wort-Abschneiden; kein Eingehen auf ihre Worte. Geschlossene Frage, die ihr schon das Problem diktiert

Sie: „Du gehst zuviel weg und deine Freunde sind dir wichtiger als ich.“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Du-Satz und erneute Interpretation statt persönlicher Gefühlsäußerung

Er: „Ja, wie soll ich es machen, soll ich nicht mehr weggehen oder soll ich weniger als einmal in der Woche weggehen?“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Kein Eingehen auf ihre Äußerungen, geschlossene Fragen, die schon eine Lösung vorgeben - für ein Problem, das noch gar nicht verstanden wurde.

Sie: „Na ja, also den Montag hast du ja sowieso und den sollst du ja auch behalten“.

Gesprächstrainer nehmen wahr: Zu schnelles Einlenken statt Benennung eigener Bedürfnisse

Er: „Ja, gut.“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Zustimmung zur „scheinbaren“ und einfachen Lösung eines ihm nicht bekannten Problems statt Bemühen um Verständnis

Sie: „Aber sonst eben - dich braucht doch tagsüber nur jemand im Büro anrufen und schon schmeißt du die Arbeit hin und bist weg...“

Gesprächstrainer nehmen wahr: Massive Vorwürfe, um sich Gehör zu verschaffen

Wie reagieren Gesprächstrainer in den EPL-(Ein Partnerschaftliches Lernprogramm) und KEK-Kursen (Konstruktive Ehe und Kommunikation) auf so einen Gesprächsverlauf?

  • Bereits beim ersten Satz des Mannes würde der Trainer einhaken und ihn zu einer offenen Frage ermuntern und dafür Möglichkeiten anbieten, z.B. „Ich merke, dich bedrückt etwas. Was ist es denn?“. So bekommt die Frau Raum, ihr Anliegen zu schildern.
  • Sie wird ermutigt, offen zu sagen, wie es ihr in einer konkreten Situation mit ihrem Mann geht, also vorrangig ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.
  • Auf diese Weise würde sich von Beginn an ein ganz anderes Gespräch entwickeln, bei dem die Partner einander verstehen lernen könnten, um dann gemeinsam nach für beide passende Lösungen zu suchen.
  • Eine ganze Reihe von individuell auf die Gesprächssituation abgestimmten Interventionen würde diesen Prozess begleiten.
  • Voraussetzung ist, dass jedes Paar erst einmal sorgfältig mit den Gesprächsregeln vertraut gemacht wird und einige Rollenspielübungen hinter sich bringt, ehe der Austausch über eigene Themen erfolgt.

Dr. Joachim Engl, Dr. Franz Thurmaier
Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie, www.institutkom.de

Informationen zu den Kommunikationskursen unter www.epl-kek.de  

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Das Schwerpunktthema für Mai 2013

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Text: Dr. Joachim Engl, Dr. Franz Thurmaier
In: Pfarrbriefservice.de