Auf ne Limo …

Ein Gespräch, darüber, warum Likes in Social Medias bedeutungslos sind

mit Matthias Jonen und Linus Hartmann

Matthias und Linus sind Freunde seit der ersten Klasse. Mittlerweile sind die beiden 16 Jahre alt. Ihre Freundschaft verbindet ihren Spaß am Diskutieren. Manchmal, da treffen sie sich am Wochenende, um einen Filmabend zu machen. Sie quatschen nebenbei und dann kann es passieren, dass die beiden nachts um drei immer noch debattieren. Ein Gespräch der beiden über das Thema „Likes in Social Medias“.

Linus: Ich habe bei Instagram lange Zeit alles geliked, was ich gesehen habe. Wirklich alles. Dann habe ich mir gedacht: Das ist ziemlich unnötig und damit aufgehört. Aber die Beiträge von den Leuten, denen ich folge, like ich immer noch alle.

Matthi: Auf Instagram like ich nur Bilder von Leuten, die ich kenne, aber von denen alle Beiträge. Wenn ich ein Bild vom Linus auf Insta like, heißt das für mich aber nicht, dass sein Bild gut war. Das mache ich, weil er ein Freund ist.

Linus: Natürlich pusht es das Selbstbewusstsein, wenn innerhalb von einer Stunde hundert Leute dein Bild liken und du denkst: Krass, da haben 100 Leute mein Bild gesehen, denen gefällt es. Aber gleichzeitig weißt du, dass das nicht stimmt.

Matthi: Ja, das ist ein bisschen komisch und ein Paradoxon. Nehmen wir an, ich würde ein Bild von meinem Haus hochladen und 10 000 Likes bekommen. Ich würde denken: Boah krass alter 10 000 Likes! Das ist total viel. Wie krass bin ich eigentlich! Aber ich würde nicht denken, dass 10 000 Leute finden, dass ich ein mega geiles Haus hab.

Linus: Stimmt, das ist ziemlich verzerrt.

Matthi: Es kann passieren, dass die Leute dadurch ein falsches Selbstbild bekommen. Ich glaube aber auch, dass sich viele etwas darauf einbilden oder froh darüber sind, wenn es viele Likes gibt.

Linus: Kennst du das, manchmal passiert es, dass jemand ein Bild von sich hoch lädt, auf dem du selber nicht drauf bist, aber du bist auf dem Bild markiert. Dann ist das für mich eine unterschwellige Aufforderung, dass ich das Bild kommentieren soll. Ich fühle mich gezwungen zu kommentieren.

Matthi: Was?

Linus: Ich kommentiere dann, aber alle kriegen die gleichen Floskeln, die ich im Alltag nie sagen würde. So: „krasses Bild“ oder „hübsch“. (lacht) Die Bedeutung, die ein echtes Kompliment hat, geht auf Instagram auf jeden Fall verloren. Ich glaube, das liegt daran, dass du das Bild bei Instagram jemanden vor die Nase hältst. Wenn jemand sein Gesicht auf Instagram stellt, will er hören, dass er hübsch ist. Das bin ich! Wenn es dir gefällt, klicke hier. Wenn du was kommentieren willst, klicke da. Du forderst einen auf, zu interagieren. Im echten Leben, redet man miteinander. Es geht nicht um die eine oder um die andere Person, sondern es geht um beide.

Matthi: Stimmt, ja.

Linus: Und deswegen glaube ich, dass es Menschen gibt, die das gleichwertig sehen, auch wenn es nicht gleichwertig ist. Ich würde eher ein Kompliment und einen Kommentar miteinander vergleichen, weil man beim Kommentar ja wirklich aktiv sagt: „Das finde ich toll.“

Matthi: Bei mir ist da ein großer Unterschied zwischen Instagram und Youtube. Auf Youtube kenne ich niemanden persönlich. Aber, wenn ich jemandem ein Like gebe, würde ich ihm auch ins Gesicht sagen, dass das ein sehr gutes Video war.

Linus: Ich wurde ein einziges Mal in der Schule auf ein Bild angesprochen, das ich auf Insta hochgeladen habe. Das hatte für mich eine viel größere Bedeutung, weil jemandem mein Bild in diesem Fall wirklich gefallen hat. Dieses Kompliment wirkt viel wertvoller, weil es von einer Person kommt.

Matthi: Das stimmt. Für mich wäre ein Kompliment im echten Leben auch viel, viel bedeutsamer, als ein Like oder ein Kommentar auf Instagram. Weil es viel persönlicher ist.

Ronja Goj, In: Pfarrbriefserivce.de

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Text: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de