Auf die Plätze, fertig, los – aber bitte mit Blick nach vorne

Geprüft: Pfarrbrief „Wir alle sind Kirche“ des Pfarrverbands Kufstein

von Christine Cüppers am 05.10.2017 - 06:00  

Pfarrbrief „Wir alle sind Kirche“ – Titelseite

„Wir alle sind Kirche“ heißt der Titel des Pfarrbriefs aus Kufstein. Und diese „alle“ machen sich „auf die Plätze – fertig – los!“ Ein Aufbruch, wie er vielerorts in Gemeinden zu hören und zu spüren ist. Ein Aufbruch und ein Schwerpunkt-Thema, zu dem verschiedene Autoren auf den ersten Seiten des Pfarrbriefs einige sehr treffende, schöne Vergleiche und Bilder finden.
Leider aber richtet sich der Blick auf den meisten der 24 Seiten nicht, wie bei Aufbrüchen in der Regel üblich, nach vorne. Im Gegenteil, einige der Beiträge berichten von Ereignissen und Veranstaltungen, die zum Erscheinungszeitraum Juli sehr, sehr weit zurückliegen. Schade, damit bleibt die Aufbruchsstimmung der ersten Seiten sozusagen kurz nach dem Start schon auf der Strecke.

Titelseite

Ja, das Foto trifft genau die Situation, die das „Auf die Plätze – fertig – los!“ als Schwerpunkt-Thema assoziiert. Die jungen Damen warten förmlich auf den Startschuss. Der Leser schlägt gleich den Pfarrbrief auf, um Näheres über diesen Aufbruch zu erfahren. Schließlich fühlt er sich ja durch den Namen „Wir alle sind Kirche“ auch angesprochen und eingeladen. Den Pfarrbrief als „Amtliches Organ“ zu bezeichnen, kommt allerdings reichlich steif und überoffiziell daher.

Pfarrverband Kufstein

Bild 1

Pfarrverband Kufstein

Bild 2

Pfarrverband Kufstein

Bild 3

Gelungen

Bild 1: Fließend leiten die ersten Beiträge über von der Titelseite in die Hintergründe des Titel-Themas. Georg Höck spricht sicher manchem Leser aus der Seele, wenn er seine anfänglichen Bedenken bei der Themenwahl schildert und dann darstellt, was diese sportliche Formel für die Kirche und die Glaubenden bedeuten kann. Die Geschichte der beiden Athletinnen und auch die weiteren Beiträge von Pfarrer Bergner und Pastoralassistentin Freisinger auf den Folgeseiten bieten Impulse und Anregungen zum Nach- und Weiterdenken. Schade, dass die Überschrift „Heldinnen“ nicht aussagekräftig genug ist, ohne rechten Bezug zum Schwerpunktthema erscheint und optisch im Vergleich zum benachbarten „Editorial“ zu klein ist.

Bild 2: „Die Seite der Jugend“ – allein schon der Titel der vorletzten Pfarrbriefseite hat Seltenheitswert. Es gibt nicht viele Exemplare, in denen die Jugend so ausdrücklich wahrgenommen und über reine Veranstaltungshinweise mit einem passenden, informativen  Beitrag aus der eigenen Lebenswelt bedacht wird. Sehr gelungen, dass dieser zudem in der ebenfalls eher seltenen Interview-Form präsentiert wird. Nicht nur, aber besonders jugendliche Leser fühlen sich hier bestimmt angesprochen.

Bild 3: Noch eine Seite mit einer im Grunde gelungenen Rubrik: „Rund um den Kirchturm“ eignet sich hervorragend, kurz und knapp wichtige Nachrichten zum Leser zu transportieren. Dabei können die Neuigkeiten von direkt unterhalb des Kirchturms bis weit draußen aus der „großen Welt“ stammen. Aber: Auch hier ist die Überschrift so unauffällig winzig, dass sie frühestens beim zweiten Blick auffällt. Eine schöne Idee ist, dass die Leser etwas zum Lachen haben im Pfarrbrief. Das geht mangels entsprechender Überschrift jedoch unter. Deshalb der Tipp: Nutzen Sie die Kopfzeilen auf jeder Seite für entsprechende inhaltliche Hinweise, statt nur den Pfarrbrief-Namen zu wiederholen. Und erstellen Sie ein Überschriftenkonzept, das dem Leser bei der Orientierung im Pfarrbrief hilft.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden Gesichter auf den Beispielseiten teilweise unkenntlich gemacht.

Pfarrverband Kufstein

Bild 4

Pfarrverband Kufstein

Bild 5

Pfarrverband Kufstein

Bild 6

Ausbaufähig

Bild 4: Ein Rückblick auf den Bittgang in Wort und – wenig aussagekräftigem, da zu kleinem – Bild. Ein kurzer Hinweis ebenfalls in Text und Foto auf ein sanierungsbedürftiges Kirchendach. Die Ankündigung eines Straßenfestes ohne Zeitangabe. Und dann noch ein Impressum, das sich in winziger Schrift fast unter der Anzeige zu verstecken scheint. Diese Seite zeigt grundsätzliche Mängel auf, die sich durch ein schlüssiges Gesamtkonzept für den Pfarrbrief und eine eher zukunftsweisende Blickrichtung beheben ließen.

Bild 5: 98 Firmlinge und ihre Vorbereitungen in zwei Pfarreien sind schon eine stolze Zahl, der durchaus auch zwei Pfarrbriefseiten gewidmet werden dürfen. Aber die schönsten und inhaltsreichsten Aktivitäten lassen den Leser kalt, wenn sie nicht ansprechend präsentiert werden. Statt des definitiven Überangebots an Fotos im Briefmarkenformat und eines allgemeinen Textes sollten hier besser einige Jugendliche selber zu Wort kommen, im Gespräch oder einem eigenen Beitrag berichten von ihren Eindrücken und überhaupt der Motivation, sich firmen zu lassen.

Bild 6: Kein Zweifel: Eine Pilgerreise nach Assisi ist eindrucksvoll. Natürlich kann man davon auch im Pfarrbrief berichten. Aber bitte nicht in Gestalt eines Beitrags, der sich wie "Das schönste Ferienerlebnis" liest und mit kleinen Bildchen überfrachtet ist. Auf einer Seite alles wiederzugeben, was unterwegs begeistert hat, schafft man eh nicht. Deshalb sollten lieber ein, zwei oder drei Pilger ihre größten Eindrücke selber schildern, auch das in Form eines Interviews oder Drei-Fragen-an… Der Text würde persönlicher und damit gleich lesenswerter.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden Gesichter auf den Beispielseiten teilweise unkenntlich gemacht.

Allgemeine Informationen:

  • Erscheinungsweise: viermal im Jahr, etwa zu Fastenzeit, Schulschluss, Arbeitsjahr-Beginn, Advent
  • Auflage: 8.400 Exemplare
  • Umfang: 24 Seiten
  • Format: 21x20 Zentimeter
  • Verteilung: an alle Haushalte in Kufstein und Teilen von Ebbe (rund 8000 Stück) sowie durch die Post
  • Kontakt zur Redaktion: Georg Höck, Hörfarterstraße 2c, A-6330 Kufstein, E-Mail: b_g.hoeck@kufnet.at

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