Wie Achtsamkeit hilft

Bei der Bewältigung von Problemen stellt sich immer wieder die Frage, was kann ich ändern und was muss ich lernen zu akzeptieren. Schwere Erkrankungen, der Verlust eines lieben Menschen oder ein plötzlicher Unfall sind Dinge, die von uns meistens nicht beeinflusst werden können. Achtsamkeit und die damit einhergehende Akzeptanz helfen uns jedoch, mit unseren Gefühlen wie Trauer, Wut und Schmerz umzugehen und uns mit der Situation zurecht zu finden. Achtsamkeit hilft, unseren Emotionen Beachtung zu schenken, ohne sie direkt abzulehnen. Achtsamkeit hilft, sie anzuschauen und ihre Existenz anzunehmen. Dennoch bedeutet dies nicht, die Dinge passiv zu ertragen oder zu resignieren, sondern sie zuerst zu erkennen, bevor man einen Weg sucht, mit ihnen umzugehen.

Gerade bei psychischen Belastungen ist es so, dass eine innere Zustimmung zu den Tatsachen entstehen muss, bevor sich etwas im guten Sinne verändern kann. Wenn man sich nicht eingesteht, wie stark man unter der Trennung seines Partners/ seiner Partnerin leidet, kann man nur schwer eine passende neue Lebensperspektive entwickeln. Schwerkranke oder Unfallopfer, die mit ihrer Situation lange hadern und sich ständig und immer wieder fragen: „Warum ich?“, kommen so nicht zur Ruhe. Erst wenn der Kampf mit dem „Schicksal“ aufgegeben wird und die Lebenssituation innere Akzeptanz findet, ist wirkliche Kraft für einen Neubeginn da.

Menschen, die unter Ängsten leiden, entwickeln oft eine Angst vor ihrer Angst. Sie bekämpfen innerlich das Angstgefühl. Dies macht das Angstempfinden stärker und es wird schwieriger, die Angstentwicklung zu verändern. Gelingt es, unliebsame Gefühle achtsam anzuschauen, verlieren sie ihren Schrecken. Es ist hilfreich, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, ohne sie direkt pauschal als schlecht und unangenehm zu verurteilen und abzuwehren. Dadurch wird es möglich, sich der Angst und ihrer körperlichen Auswirkungen wirklich zu nähern und sie besser zu verstehen. Allein dies ist schon eine große Erleichterung und ein erster Schritt, sich von der Angst zu befreien.

Achtsamkeit bei Stress

Ein anderer bedeutender Bereich, in dem Achtsamkeit sehr nützlich sein kann, ist das Thema Stress. Reinhard Tausch betont in seinem Buch „Hilfe bei Stress und Belastung“, dass die meisten Stressbelastungen die Folge von Gedanken und Bewertungen sind. Nach seiner Ansicht liegt die entscheidende Möglichkeit der Stress-Verminderung darin, seine Art zu denken und zu beurteilen zu verändern. Zum Beispiel weniger zu bewerten und zu verurteilen und stattdessen mehr seine Empfindungen zu erspüren und den Augenblick deutlicher wahrzunehmen.

Hierzu entwickelte Professor Jon Kabat-Zinn und seine Mitarbeiter an der Universitätsklinik von Massachusetts und an der in diesem Zusammenhang gegründeten „Stress Reduction Clinic“ ein Trainingsprogramm zur Bewältigung von Stress in all seinen Formen. Das MBSR (=Mindfulness-Based Stress Reduction) vereinigt Elemente aus Sitzmeditation, BodyScan und einfachen Yoga-Haltungen. Es wird inzwischen mit großem Erfolg sowohl in den USA als auch in Europa im stationären und ambulanten Bereich, in pädagogischen und sozialen Institutionen und auch in Unternehmen gelehrt. Die Teilnehmer lernen in diesem Verfahren, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Das hilft ihnen, eingeschliffene und kaum bewusste Reaktionsmuster zu durchbrechen, aus denen viele psychische Belastungen resultieren. Viele befähigt dieses Achtsamkeitstraining, sich wieder wohlwollend und liebevoll mit sich selbst, dem eigenen Körper und den Gefühlen und Gedanken zu beschäftigen. Die Gegebenheiten können gesehen und erstmal angenommen werden, was entlastet und den Stress reduziert.

Christoph Neukirchen
Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen Köln, www.efl-koeln.de (Jahresbericht 2009/2010)

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Das Schwerpunktthema für März 2012

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Text: Christoph Neukirchen
In: Pfarrbriefservice.de