Von Kirchenlied-Dichtern und Komponisten

Katholische Kirchenlied-Dichter sind namentlich kaum bekannt, weil die Lieder bis Ende des 18. Jahrhunderts anonym geschrieben wurden. Meist waren Ordensleute am Werk, welche die Verse und Melodien nicht als ihr privates geistiges Eigentum betrachteten, sondern als Gaben Gottes, die sie der Gemeinde schenkten.

Einer der wenigen namentlich bekannten Autoren war Angelus Silesius, der 1657 den Gedichtband "Heilige Seelenlust" schrieb. Möglicherweise ist sein Name nur überliefert, weil er zunächst der evangelischen Kirche angehörte, in der das Autorenrecht höher geschätzt wurde. Die protestantische Kirche kennt fast alle Urheber mit Namen.

Spee, Nikolai und Gerhardt

Der berühmteste katholische Liedautor des 17. Jahrhundert war Friedrich von Spee, ein Jesuit, der auch als weltlicher Dichter einen Namen hatte. Bis heute ist unklar, ob er 70 oder gar 140 Lieder geschrieben hat, weil er nie ein Lied unter eigenem Namen publiziert hat.

In der evangelischen Kirche setzte sich Martin Luther stark für das Kirchenlied ein und schrieb auch selbst Texte. Bekannt ist auch Philipp Nikolai, der "Wie schön leuchtet der Morgenstern" und "Wachet auf, ruft uns die Stimme" geschrieben hat. Der wohl bedeutendste evangelische Liedverfasser ist Paul Gerhardt, der im 17. Jahrhundert lebte.

Von ihm stammen allein 27 Lieder im evangelischen Gesangbuch. Johann Crüger vertonte die Gedichte. Einige Gerhardt-Lieder stehen auch im katholischen "Gotteslob", zum Beispiel "O Haupt voll Blut und Wunden". Daneben schrieb Gerhardt auch "Geh aus mein Herz und suche Freud", das gerne als Wanderlied zweckentfremdet wurde.

Verwahrloste Kirchenlieder

Die katholische Tradition der Anonymität führte dazu, dass die Kirchenlieder sich veränderten und teils regelrecht verwahrlosten, weil es keine autorisierte Fassung gab. Jeder, der wollte, dichtete etwas dazu oder nahm eine Strophe weg, zum Beispiel bei den beliebten Marienliedern. Das Lied "Wunderschön prächtige" findet sich in allen katholischen Gesangbüchern, jedoch immer im Anhang, weil man sich nie auf eine einheitliche Fassung einigen konnte.

Ein anderer Klassiker ist das Lied "Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn". Ursprünglich ein Liebeslied, das Maria als Mutter, Geliebte, Jungfrau, ferner als mächtige Helferin und Geleiterin über die Schwelle des Todes verehrte. In der Fassung, die heute im Gesangbuch steht, ist der Text stark verändert, weil das einst besungene Marien-Bild nicht mehr der aktuellen theologischen Auffassung entspricht.

Gunda Ostermann, www.katholisch.de

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Text: Gunda Ostermann
In: Pfarrbriefservice.de