Sich Hilfe holen

Einige Wochen nach dem Tod meines Mannes bot mir eine Nachbarin an, mal abends auf meine Kinder aufzupassen, damit ich ausgehen könne.
Ich war perplex. Wieso sollte ich ausgehen wollen? Abgesehen davon, dass ich abends viel zu müde für irgendwas war, interessierte mich nichts „da draußen“, kein Kinofilm, kein Theaterstück, kein gar nichts. Meine vier Wände waren der einzige Ort, an dem ich mich aufhalten wollte. Zusammen mit den Kindern. Seltsam, dachte ich, auf was die Leute so kommen.

Eine andere Nachbarin brachte mir mehrere Säcke mit Kleidung für die Kinder. Als sie kam, war ich nicht da und so stellte sie die Sachen vor die Wohnungstür. Zu aller anderen Arbeit, die mich sowieso schon überforderte, hatte ich nun noch die Arbeit, die Kleidungsstücke zu sichten, zu sortieren und das zu entsorgen, was nicht in Frage kam (und das war das Meiste). Ich war wütend.

Die Nachbarinnen wollten mir helfen und haben das angeboten, was ihnen naheliegend erschien. Ein anderer Mensch als ich wäre vielleicht sehr gerne abends mal ausgegangen oder wäre dankbar gewesen für die Kinderkleidung. Niemand kann wissen, was wir wollen, und wir möchten alle unterschiedliche Dinge. Das macht es für unsere Umwelt manchmal schwierig. Deshalb: Sagt, was ihr gerne möchtet. Die meisten Menschen helfen gerne und sind erleichtert, wenn sie wissen, womit sie denn eigentlich helfen können.

Ich hätte damals sagen können, dass ich abends nicht ausgehen möchte, aber dass es vielleicht mal ganz gut wäre, wenn die Nachbarin mal nachmittags kommen könnte, damit ich in Ruhe einkaufen gehen kann. Und die andere Nachbarin hätte ich anrufen und bitten können, mit mir einen Kaffee zu trinken und anschließend die Kleidung gemeinsam zu sortieren. Darauf bin ich leider nicht gekommen. Aber vielleicht findet ihr Möglichkeiten, euch bei netten, hilfsbereiten Menschen das zu holen, was ihr braucht.

ellimic (Ellen Peiffer), Sonntagsgedanken, forum.verein-verwitwet.de, In: Pfarrbriefservice.de

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