Rund um’s Osterei

Gedanken zu Osterbräuchen

Der Anblick eines gefärbten Eies lässt unsere Phantasie und all unsere kindlichen Erinnerungen rotieren. Wir werden geradezu hineingezoomt in eine Stimmung randvoll mit Frühling, Ostern, Leben, Beginn. Es gibt ganz unterschiedliche Überlegungen zu dieser engen Verbindung.

Strenges Fastengebot

Die einen gehen ganz praktisch davon aus, dass es früher in der 40-tägigen Fastenzeit, die ja dem Osterfest vorausgeht, ein strengeres Fastengebot gab als heute, das auch den Verzehr von Eiern untersagte. In dieser langen Zeit wurden so viele Eier gelegt, dass die Menschen sie gekocht haben, um sie haltbar zu machen. Angemalt hat man sie deshalb, um sie später von den frischen Eiern zu unterscheiden. Als die Fastenzeit dann zu Ende war, hat man viele Eier gegessen und aufgrund der Menge auch viele davon verschenkt. Die Ostertage boten hierfür treffliche Gelegenheit. Das „Osterei“ war geboren.

Ei als Symbol der Auferstehung

Andere hingegen meinen, dass Eier für „Fruchtbarkeit“ und „Leben“ stehen und deshalb ein Symbol für den Sieg über Tod und Vergänglichkeit seien. Deshalb werde auch ein Zusammenhang zwischen einem Ei und der österlichen Auferstehung Jesu hergestellt. So wie das Küken die Schale des Eies zerbricht, um ins Leben zu gelangen, so ähnliche Gedanken kamen bei der Überlegung, dass Jesus nach seinem Tod das Grab wieder verlässt, den Stein weg wälzt, um uns allen damit das neue Leben der Auferstehung zu schenken.

Der Hase als Frühlingsbote

Wieder andere gehen ebenfalls von dem Gedanken der Fruchtbarkeit aus, die sie aber einem bestimmten Tier in ganz besonderem Maße zuordnen, nämlich dem Hasen, der zudem ja auch zu den Frühlingsboten zählt. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „die vermehren sich wie die Karnickel“. Die Phantasie lieferte dann bald eine passende Antwort auf die Frage vieler Kinder, woher diese schönen Eier kommen, die dann im Garten gut versteckt nur darauf warten, von ihnen gefunden zu werden.

Eier kunstvoll verziert

Schon relativ früh wurden diese besonderen Eier auch besonders farblich geschmückt und verziert. In manchen Volksgruppen, wie etwa bei den Sorben, entwickelte man bei dieser Tätigkeit geradezu eine hohe künstlerische Fähigkeit. Bald gab es auch schön geformte Eier aus allen Materialien: aus Gold, Silber, Glas, edlem Holz und aus allen möglichen Steinen und Mineralien. Besonders bekannt und begehrt wurden dabei die von dem russischen Goldschmied Peter Carl Fabergé kunstvoll und meisterhaft gearbeiteten Schmuckstücke, „Fabergé-Eier“ genannt. 

Eine Ei-Geschichte

Ein Bauer, so erzählt eine alte Geschichte, soll einmal einer armen Witwe ein Ei geschenkt haben. „Sie ruft ihre Kinder herbei und sagt ihnen: ‚Liebe Kinder, von nun an brauchen wir uns nicht mehr zu sorgen. Es wird uns an nichts fehlen. Seht, mir wurde ein goldenes Ei geschenkt. Aber wisset, wir werden kein Omelett damit zubereiten, sondern wir werden unseren Nachbarn bitten, dass er das Ei unter seine Henne legen soll, damit aus dem Ei eine Henne schlüpft. Auch die Henne werden wir nicht essen, sondern sie wird goldene Eier legen und wir werden sie auf die Eier setzen und aus den Eiern werden neue Hennen schlüpfen und die neuen Hennen werden noch mehr goldene Eier legen und so werden wir am Ende ganz viele goldene Eier und ganz viele Hennen haben. Wir werden aber weder die goldenen Eier noch die Hennen essen, sondern wir werden sie verkaufen und uns ein Kalb kaufen … und am Ende werden wir reich sein.‘ Und während die arme Frau so schwätzte und schwätzte, fiel ihr das Ei aus der Hand und zerbrach auf dem steinernen Fußboden in hunderttausend winzige Splitterchen“.

Vielleicht möchte uns diese Geschichte ja sagen: Ostern ist ein Geschenk. Es ist der Beginn eines neuen Lebens. Wir sollten es heute leben, jetzt, nicht erst morgen oder übermorgen. Das Handeln zählt, nicht nur alle möglichen Überlegungen und Planungen. Nein! Hier und jetzt! Das ist gut! Ein gutes Osterfest!

Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe
In: Pfarrbriefservice.de