Mit und für die Menschen

Ein Interview

Was ist das Besondere an einem kirchlichen Beruf? Was motiviert junge Leute heute, einen solchen zu ergreifen? Und ist es schwieriger geworden, für kirchliche Berufe zu werben? Achim Wenzel, Priester, Religionslehrer und Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche in Würzburg, nimmt im Interview Stellung:

Lieber Herr Wenzel, was ist Ihrer Meinung nach das Reizvolle an einem kirchlichen Beruf?

Achim Wenzel: Es ist ein Beruf mitten unter den Menschen und für die Menschen, voller Abwechslung und Kreativität. Es gibt für mich nichts Schöneres als Menschen bei der Suche nach Gott in ihrem Leben zu begleiten. Dafür gibt es die kirchlichen Berufe in ihrer ganzen Vielfalt von Aufgaben und Lebensformen.

Seit der Aufdeckung von sexuellem Missbrauch im Raum der Kirche 2010 zeigen Umfragen einen deutlichen Vertrauensverlust in kirchliche Amtsträger wie in die Kirche selbst. Ist es seitdem schwieriger geworden, für kirchliche Berufe zu werben?

Achim Wenzel: Leider muss ich sagen: Ja, es ist schwieriger geworden. Das Skandaljahr 2010 war ein schmerzliches Jahr für die Kirche, weil es ihre Wunden offengelegt hat. Damit diese Wunden heilen, braucht es zum einen eine klare Konsequenz in der schonungslosen Aufklärung dieser Fälle, zum anderen braucht es meiner Meinung nach eine neue Wahrhaftigkeit und Authentizität bei den Amtsträgern und Hauptberuflichen in der Kirche in allen pastoralen Berufen. Junge Menschen spüren schnell, ob jemand authentisch ist, ob er oder sie das auch lebt, was er oder sie sagt und verkündet. Die ersten und besten Werbeträger für kirchliche Berufe sind nämlich die Priester und hauptamtlichen Frauen und Männer vor Ort in den Gemeinden. Von ihnen hängt daher auch wesentlich die Fruchtbarkeit der Arbeit von mir und meinen Referentinnen in der Diözesanstelle ab, was die Werbung für kirchliche Berufe angeht.

Sie gehen in Schulen und kommen mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch. Welche Erfahrungen machen Sie dort?

Achim Wenzel: Ich mache in der Regel gute Erfahrungen. Schüler und Schülerinnen lassen sich auf das Thema „Kirchliche Berufe“ durchaus ein, sind offen für Informationen und stellen dazu ihre kritischen Fragen. Daraus ergibt sich oft eine lebhafte und kontroverse Diskussion.

Was motiviert Ihrer Erfahrung nach heute junge Menschen, einen kirchlichen Beruf zu ergreifen?

Achim Wenzel: Interesse am christlichen Glauben, Freude am Umgang mit Menschen und die Möglichkeit, in einem kirchlichen Beruf eigene Kreativität entfalten zu können.

Was müsste sich ändern, damit mehr Menschen bereit sind, sich in und für die Kirche hauptamtlich zu engagieren?

Achim Wenzel: Das religiöse Klima in unseren Familien und Gemeinden muss wieder stärker werden. Es kann nicht sein, dass junge Leute sich teilweise vor den eigenen Eltern schämen, wenn sie Interesse an einem kirchlichen Beruf haben. Und die Priester und Hauptamtlichen vor Ort müssen wieder mehr den Mut haben, junge Menschen gezielt auf einen kirchlichen Beruf anzusprechen und mit der eigenen Freude darüber zu motivieren. Leben entzündet sich immer nur am Leben!

Die Fragen stellte Elfriede Klauer, www.pfarrbriefservice.de.

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Text: Achim Wenzel/Elfriede Klauer
In: Pfarrbriefservice.de