Jugendliche suchen nach neuen Liedern

Zum Stellenwert des Neuen Geistlichen Liedes für die Gemeinden von heute. Von Dr. Peter Hahnen

Neben prominenten Geschwistern wie „Normal Generation?“ kann ein Großteil aktueller Neuer Geistlicher Lieder (NGL) im direkten Vergleich verblassen. Dabei muss das NGL gar nicht - wie weiland der Hase den Igeln - dorthin hasten, wo es gar nicht hin will. Stärken hat es nämlich nach wie vor. Unzählige Rezipienten greifen auf die Lieder zurück. Die aber stehen selten im Lichte.

Dass das NGL im Nachfolgeprodukt vom GOTTESLOB angemessen vorkommen muss, hört man auch aus dem Umfeld der entsprechenden Unterkommission der Bischofskonferenz. Der Boom an jungen Chören signalisiert ebenfalls hohen Bedarf an Liedern.

Fragt man nach, erfährt man, dass sie als „Lieder, die mit uns zu tun haben”, „die uns ernst nehmen” usw. geschätzt werden. Es fehlt nicht an Multiplikatoren und an Anwendern des NGL. Vielleicht sind diese weniger ambitioniert als in Zeiten des Kölner Politischen Nachtgebets und der Düsseldorfer Beatmessen, aber es fehlt weithin auch der „Gegner”, den eine feurige Theologie zur Selbstentfachung braucht. Zudem: Längst hat sich das NGL etabliert, gehört es mehr zum Repertoire denn zum revolutionär oder innovativ Neuen. Aber auch in diesem Status erlebt man Gottesdienste, in denen man sich mit diesen Liedern (übrigens über alle Altersgrenzen hinweg) mit spürbarer Freude und Anteilnahme „aussingt”.

Fragt man etwa, was sich Jugendliche im Gottesdienst wünschen, sieht man sich zu neuen Liedern geradezu herausgefordert. Als es Ende der neunziger Jahre durch das Diözesanjugendamt Osnabrück eine breit angelegte Untersuchung (quantitative Befragung) unter Schülern des Faches Katholische Religion gegeben hat, kritisierten diese vorrangig langweilige (39,64%) und altmodische Messen (25,84%). Gefragt, was ihnen wichtig ist, ergab sich folgende Reihung:

  • Kommunion (41,64%)
  • Lieder (30,06%)
  • Friedensgruß (24,69%).

Tatsächlich ist es die zeitgenössische Form, die sich viele Jugendliche ausdrücklich für die Liturgie wünschen: moderne Instrumente (41,72%), moderne Lieder (37,42%), moderne Texte (34,36%), Spielszenen (26,3%) und gemeinsames Singen (22,93%) bilden hier die Spitze. Die höchste Zustimmung überhaupt gibt es für das NGL, Lieder aus dem GOTTESLOB liegen abgeschlagen auf dem letzten Rang. Das Material einer Vorstudie, die das Forschungsprojekt der „Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz“ zur spirituellen Valenz der Weltjugendtage gesammelt hat, bestätigte unlängst, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen (und hier liegt die Altersspanne von 16-28 Jahren) den Gottesdienst ihrer Heimatgemeinde als mangelhaft vorbereitet und 39% als „eintönig“ empfinden. Die Jugendlichen suchen nach neuen Liedern: Die Hälfte der Befragten (48%) geben dies als einen ausdrücklichen Beweggrund ihrer Teilnahme beim Weltjugendtreffen an.

Die These von der „Sanglosen Generation“ ist gesamtgesellschaftlich gesehen vielleicht richtig. Die jüngste Shell Jugendstudie hat denn schon gar nicht mehr nach eigener Musik-Aktivität (Instrument spielen, geschweige denn Singen) gefragt. Die Zahl der Chöre hat in Deutschland innerhalb der letzten 15 Jahre aber von 34.000 auf 45.000 zugenommen und die Zahl der Sängerinnen und Sänger hat um 200.000 auf über 1,4 Millionen zugenommen. In den rund 25.000 Chören der beiden großen christlichen Konfessionen sind 700.000 Christen aktiv.

Hierzu korreliert eine Untersuchung der innerkirchlichen Klientel, die Anfang 2001 auf der „Fachkonferenz Neues Geistliches Lied“ von Peter Deckert vorgestellt werden konnte. Demnach gibt es in den deutschen Bistümern über 1.895 Jugendchöre und Bands, die mit NGL arbeiten. Diese Gruppen sammeln mehr als 33.000 aktive Jugendliche um sich. Das NGL stellt also eine nicht unerhebliche Größe im Leben unserer Gemeinden dar.

Auszug aus dem Text „Schlechte Zeiten für den Charme des Kiesels Davids?“ Zur pastoralen Standortbestimmung des Neuen Geistlichen Lieds von Dr. Peter Hahnen. Den vollen Wortlaut des Textes können Sie weiter unten als rtf-Dokument herunterladen.

Dr. Peter Hahnen ist bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) u.a. für das Themenspektrum musisch-kulturelle Bildung zuständig.

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Das Schwerpunktthema für November 2010

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Text: Dr. Peter Hahnen
In: Pfarrbriefservice.de