Geschichte der Heiligenverehrung

Als Heilige werden im Neuen Testament (Kolosserbrief 1,2) alle Mitglieder der christlichen Gemeinde bezeichnet. In der kirchlichen Verwendung wurde dieses Prädikat jedoch schon sehr früh auf Menschen beschränkt, die in einem besonderen Maß als tugendhaft und glaubensstark galten, so wie die Apostel und die Evangelisten.

Verehrung von Blutzeugen und Nichtmärtyrern

Der Brauch der Verehrung der Heiligen geht bis auf die ersten christlichen Jahrhunderte zurück. Zuerst waren es vor allem die Märtyrer - von griechisch μάρτυς, (Blut-)Zeuge -, die man verehrte und um ihre Fürsprache bei Gott anrief. Diese Heiligenverehrung kristallisierte sich in der Regel um das Grab bzw. die Reliquien eines solchen Toten. Im Jahre 156 berichteten die Christen von Smyrna - dem heutigen Ízmir - in einem Rundschreiben über den Märtyrertod ihres Bischofs Polykarp: Christus beten wir an, weil er der Sohn Gottes ist. Die Blutzeugen aber lieben wir als Jünger und Nachahmer des Herrn. Über dem Grab der Märtyrer wurde der Gottesdienst gefeiert. Aus diesem Grund und in Erinnerung daran wird bis heute in den Altären der katholischen Kirchen, auf denen das so genannte Messopfer, die Eucharistie, gefeiert wird, eine Heiligenreliquie eingemauert. […]

Nach der Konstantinischen Wende von 313 gab es kaum mehr Hinrichtungen aus religiösen Gründen, nun wurden auch Nichtmärtyrer, die sich durch ein Gott besonders wohlgefälliges Leben ausgezeichnet hatten, als Heilige verehrt. Um das 4. Jahrhundert war die Heiligenverehrung dann weit verbreitet. Der erste Nichtmärtyrer, der als Heiliger galt, war Martin von Tours, gestorben 397. Bei der Christianisierung ersetzte die Kirche häufig die heidnischen Götter, die Bergkuppen und Quellen hüteten, durch ihre Heiligen.

Oft mit Aberglauben verbunden

Da die Heiligenverehrung oft mit Aberglauben verbunden war, wandten sich schon vor der Reformation Bogomilen und Waldenser gegen diese Praxis. Die Reformation lehnte die Heiligenkulte ab, da sie sich nicht von der Bibel her begründen lassen. Das Konzil von Trient bestätigte jedoch, dass es gut und nützlich sei die Heiligen anzurufen, um durch ihre Fürbitte Gottes Wohltaten zu erlangen. […]

In der christlichen Kunst werden Heilige und Christus häufig mit einem Heiligenschein - auch Nimbus, Aureole oder Gloriole genannt - dargestellt, einem Ring oder leuchtenden Bereich, der den Kopf oder die ganze Gestalt umschließt. Viele Heilige sind mit Attributen abgebildet, an denen man sie leicht erkennen konnte.

Zahlreiche Schutzpatrone

Märtyrer, die mit bestimmten Orten fest verknüpft waren, wurden schon im 4. Jahrhundert als deren Schutzheilige bezeichnet. Auch Handwerker und Stände hatten Patrone, und man konnte für jede Krankheit einen Heiligen anrufen, der dem Patienten helfen sollte. Bekannte Schutzheilige für ganze Länder sind Andreas für Schottland, Dionysius für Frankreich, Georg für England, Nikolaus für Russland, Patrick für Irland, Jakobus der Ältere für Spanien, Stephan für Ungarn sowie Michael für Deutschland. […]

Besondere Feiertage

Viele dieser Heiligen wurden alljährlich durch einen besonderen Feiertag geehrt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt machten diese Feiertage etwa zwei Drittel des liturgischen Kalenders der katholischen Kirche aus, obwohl von manchen Heiligen nur noch der Name bekannt war. 1964 beschloss das 2. Vatikanische Konzil, die Kirche solle nur das Gedächtnis solcher Heiliger feiern, die wirklich von allgemeiner Bedeutung sind. Andere Heilige sollten der Feier in den einzelnen Teilkirchen, Nationen oder Ordensgemeinschaften überlassen bleiben. Dem Wunsch des Konzils folgend, stimmte Papst Paul VI. 1969 einer Neugestaltung des liturgischen Kalenders zu. Der reformierte Kalender, gültig seit dem 1. Januar 1970, enthält außer den Feiertagen für Christus, für die Jungfrau Maria sowie den heiligen Joseph und die Apostel nur noch 58 reguläre oder gebotene Gedenktage und 92 nichtgebotene Gedenktage von Heiligen. […]

Heilige als Beispiel und Antrieb

Als Sinn und Ziel der Heiligenverehrung nannte das 2. Vatikanische Konzil: Beispiel und Antrieb für uns, in allen Wechselfällen des Lebens die Einheit der ganzen Kirche zu erfahren und einzuüben und so zu Christus als der Krone aller Heiligen zu gelangen.

Die katholische Kirche gewährt demjenigen Gläubigen Teilablass, der am Festtag eines Heiligen ein entsprechendes Gebet aus dem Messbuch oder ein anderes kirchlich approbiertes Gebet zu Ehren des betreffenden Heiligen verrichtet. […]

Quelle: www.heiligenlexikon.de

zum vollständigen Text: http://www.heiligenlexikon.de/Grundlagen/Heilige_Verehrung.htm

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Text: Heiligenlexikon
In: Pfarrbriefservice.de