Fronleichnam als Feier der Gegenwart Christi

Natürlich ist Fronleichnam von Anfang an ein Fest, in der die Gegenwart Christi besonders herausgestellt und gefeiert wurde – aber eben ausschließlich in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein, vor allem, nicht zuletzt aus praktischen Gründen, des Brotes. Realpräsenz wurde so jahrhundertelang sehr isoliert gesehen; der Zusammenhang zwischen Opfer, Wandlung und Kommunion wurde erst ab der Zeit der Liturgischen Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts stärker betont. Bis zum II. Vatikanum bildete sich allmählich ein Konsens darüber, dass die Gegenwart Christi in der Eucharistie nicht auf die somatische Realpräsenz in den Gestalten von Brot und Wein beschränkt werden darf, sondern in der Vergegenwärtigung seines Opfers am Kreuz gründet und diese im Tun der Kirche, d.h. des Priesters zusammen mit der versammelten Gemeinde, geschieht.

Die (antihäretische) Betonung der eucharistischen Gegenwart auf dem Trienter Konzil (1545-1563), nach der Christus „mit Leib und Blut, mit der Seele und der Gottheit … wahrhaft, tatsächlich und wesenhaft“ unter den eucharistischen Gestalten gegenwärtig sei, hatte in der Folgezeit dazu geführt, dass die anderen Gegenwartsweisen für die Gläubigen aus dem Blick gerieten. Auch das änderte sich im 20. Jahrhundert nachhaltig; in der Enzyklika „Mediator Dei“ von Pius XII. (1947) wurden die verschiedenen Gegenwartsweisen Christi in der Liturgie angesprochen: im erhabenen Altarsakrament, in den übrigen Sakramenten und in der Gemeinschaft der Beter. Damit wurde auf die Schrift und die Überlieferung, auch auf die Praxis der Ostkirchen zurückgegriffen und letztlich nur gelehrt, was im Bewusstsein vieler Gläubigen in den Hintergrund getreten war.

An die Enzyklika anschließend wurden in Artikel 7 der Liturgiekonstitution die verschiedenen Gegenwartsweisen Christi benannt, wobei auch die Gegenwart Christi in der Person des Priesters und in seinem Wort genannt wurden. Die Aussagen des Vorentwurfes wurden auf dem Konzil heftig diskutiert, im endgültigen Artikel auch teilweise modifiziert. Es scheint, dass sich erst mit dieser Verlautbarung das Bewusstsein für die verschiedenen realen Gegenwartsweisen Christi unter den Gläubigen verbreitete. In der Gestaltung der Eucharistiefeier erhielt der Wortgottesdienst eine eigene Bedeutung als erster Hauptteil der Messe, die Gegenwart Christi in seinem Wort wurde durch besondere Riten nochmals betont.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Guido Fuchs: Fronleichnam – Ein Fest in Bewegung. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 2006, ISBN 978-3-7917-1992-4. www.pustet.de  

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Text: Guido Fuchs
In: Pfarrbriefservice.de