Ermutigung

Der Königsweg in der Kindererziehung

Positiv sollten Sie den Tag beginnen – so lautete in den 80er Jahren eine Radiosendung mit der ich jeden Morgen in meinen Tag startete. Interessant, was sich das Gehirn so merkt. Sie hat anscheinend einen bleibenden Eindruck hinterlassen, diese fast schon Mantra-artige Stimme der Sprecherin.

An die Inhalte kann ich mich nur dunkel erinnern. Ich glaube, es hatte etwas mit Körperübungen zu tun. Was mich wohl ansprach, war der tägliche Fokus auf das POSITIVE. Finden wir es nicht alle superschön, wenn andere Menschen positiv, mit guter Laune und kleinen Freundlichkeiten auf uns zukommen?

Eine fröhliche Begrüßung „Guten Morgen, liebe Beatrix“ hebt sofort meine Stimmung. Oder wenn mir ein aufmerksamer Autofahrer die Vorfahrt lässt und mich nett anlächelt, dann ist das doch so ein kleines bisschen Alltagsglück: Hey, da nimmt dich jemand wahr, da ist dir jemand wohlgesonnen, da fühlt sich das Leben einfach gut an.

Das Gegenteil von gut

Und dennoch sind wir selber unaufhaltsam am rumnörgeln, meckern, verbessern, richtig stellen, verbieten, schimpfen, strafen. Ganz besonders bei unseren Kindern. Wir merken gar nicht, dass wir lauter Dinge machen, die uns selber ziemlich nerven würden, wenn UNS jemand so behandeln würde.

Ein Beispiel: Meine Tochter kommt von der Schule nach Hause und erzählt ganz aufgeregt, was heute los war. Dabei macht sie im Eifer des Gefechtes einige (kleine) Grammatikfehler. Und ich? Habe nichts Besseres zu tun als sie zu verbessern – schließlich ist sie schon in der 9ten Klasse und da dürfen solche Fehler doch nicht mehr passieren, denke ich.

Was ist die Folge?

Sie wird in ihrem Redeschwall unterbrochen, ist irritiert, gestört, verliert den Faden und hört schließlich ganz auf zu erzählen und geht enttäuscht in ihr Zimmer. Die Stimmung ist angespannt zwischen uns, ich weiß nichts von dem, was sie mir sagen wollte, und sie ist unzufrieden.

Da hab ich jetzt wirklich nichts gekonnt mit dieser Aktion, denke ich im Nachhinein. Denn: Ist es nicht wichtiger, meinem Kind aufmerksam zuzuhören? Kommt es wirklich immer auf perfekt und richtig an? Oder darauf, was der Mensch mir eigentlich mitteilen will? Darauf, dass ich teilhaben darf an seinen Gefühlen, Empfindungen und Gedanken? Ich finde schon, und so reiße ich mich seitdem sehr zusammen in solchen Situationen und korrigiere sie nicht mehr.

ABER …

Ja, ich höre Sie schon sagen: aber …. Kinder muss man ja doch auf Dinge aufmerksam machen, sonst lernen sie ja nicht, was sich gehört und was richtig ist. Stimmt vielleicht. Aber hat die Methode mit dem Nörgeln, Meckern, Schimpfen, Strafen etc. wirklich den gewünschten Erfolg? Verhält sich unser Kind dann so, wie es soll? Vor allem: Verhält es sich dann dauerhaft so?

Jetzt mal ehrlich!

Aus meiner Erfahrung sage ich: Nein. Es gehorcht vielleicht kurzfristig, aber nächstes oder übernächstes Mal macht es wieder das, was es eigentlich nicht darf oder soll. Und so beginnt der ewige Teufelskreis: Kind ist ungezogen, Mutter/Vater schimpft und straft, Kind heult, fühlt sich unverstanden und ungerecht behandelt, gibt vielleicht noch klein bei, Mutter/Vater hat dann aber schlechtes Gewissen, und nächstes Mal … das Gleiche von vorne.

ERmutigung anstelle von ENTmutigung

Versuchen Sie es doch mal mit Ermutigung. Ist auch gar nicht so schwer. Und die Logik dahinter ist ganz simpel:

Das, worauf ich mein Augenmerk lege, verstärkt sich!

– leider eben auch das schlechte Verhalten, auf das wir mit meckern, verbessern, schimpfen etc. reagieren.

Richten Sie nun aber Ihr Augenmerk auf das Positive an Ihrem Kind, verstärkt sich das und nimmt immer mehr Raum ein, sodass die sogenannten schlechten Verhaltensweisen immer weniger werden.

Hier einige Beispiele für die tägliche kleine Ermutigung:

  • Danke, dass du mir geholfen hast den Tisch zu decken.
  • Ich habe gesehen, mit wie viel Spaß du Fußball spielst. Das finde ich gut.
  • Deine Zeichnung ist so schön bunt, die hänge ich jetzt hier in der Küche auf, dann habe ich gleich gute Laune wenn ich sie ansehe.
  • Du hast ja schon prima angefangen, dein Zimmer aufzuräumen. Ist ziemlich viel Arbeit, das sehe ich. Aber du schaffst das schon.
  • Es war schön, dass du gestern mit mir zusammen spazieren gegangen bist.
  • Prima, dass du mit deinen Hausaufgaben gleich nach dem Essen angefangen hast. Dann hast du jetzt noch viel Zeit zum Spielen.

Übung macht den Meister

Das sind nur unwichtige Kleinigkeiten, denken Sie? Probieren Sie es aus. Und vor allem: Achten Sie beim Aussprechen dieser Dinge (die Sie allerdings auch wirklich so meinen müssen!!) auf den Gesichtsausdruck Ihres Kindes. Daran können Sie die Wirkung des Gesagten sehr gut ablesen. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf beim „Finden“ von Ermutigungen. Nur zu, beginnen Sie einfach mal. Schaden können Sie damit keinen anrichten und Geld kostet es auch nicht.

Eine Zeitspanne von 4 Wochen sollten Sie sich aber schon geben, denn jede Veränderung braucht ein wenig Zeit, um zu wirken und vor allem auch ein wenig Übung für Sie selbst. Denn wie oft sprechen Sie sich selbst ein Lob aus? Wie ermutigend sind Ihre eigenen Gedanken, wenn Sie vor einer neuen oder herausfordernden Aufgabe stehen?

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Umsetzung!

Beatrix Vecchioni
Quelle: http://the-coach.net/, In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Juni 2017

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Text: Beatrix Vecchioni, http://the-coach.net/
In: Pfarrbriefservice.de