Angstfasten

Sieben Wochen üben, der Angst zu begegnen

Einige Wochen vor der Fastenzeit überlege ich mir immer, was in der kommenden Fastenzeit mein Fastenschwerpunkt sein könnte. Sozusagen mein Vorsatz, worin ich Verzicht üben will. Genaugenommen überlege ich es mir nicht, vielmehr wächst es mir zu. Ich fühle mich dann innerlich gedrängt oder positiv ausgedrückt, auf etwas aufmerksam gemacht, was bei mir einer Korrektur, einer Neuausrichtung bedarf.

In diesem Jahr lautet mein persönliches Fastenmotto: Angstfasten. Sieben Wochen ohne Angst. Oder treffender gesagt: sieben Wochen üben, der Angst zu begegnen, ihr etwas entgegenzusetzen. Wenn ich hier von Angst schreibe, dann meine ich weniger die Angst, die einen erfassen kann, wenn der Zahnarzt zum Bohrer greift oder einem ein respekteinflößender Hund entgegenläuft, dessen Besitzer außer Sichtweite ist. Vielleicht lässt sich die Angst, von der hier die Rede ist, am besten mit Sorgen umschreiben.

Sorgen, die einen umtreiben und richtig besetzen können. So sehr, dass man zuerst nur diese Sorgen sieht, dass man fast schon einen Sorgen-Tunnelblick hat. Wie schnell kann da die Dankbarkeit flöten gehen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich empfinde viele Dinge zurzeit als sehr beunruhigend. Das fängt mit dem an, was in der großen Welt passiert, geht bis in unser eigenes Land und reicht bis in meine persönliche Welt, etwa wenn ich an die Zukunft meines Sohnes denke. Und nun ist bei mir der Punkt erreicht, wo ich spüre, dass es so nicht weitergehen kann.

Ich will nicht, dass Sorgen mich lähmen. Vielleicht können sie mich ja beflügeln, antreiben, dass ich dort, wo ich etwas ändern kann, wirklich aktiv werde statt meiner scheinbaren Ruhe nachzutrauern. Außerdem ist es ja auch irgendwie Verrat an Gott, wenn ich mich meinen Sorgen hingebe. An etlichen Stellen überliefert uns die Bibel, dass Gott uns hilft, stärkt, trägt. Vertraue ich nun Gottes Zusage oder nicht? Also mein Fastenvorsatz steht: ich werde Angst fasten. Was für mich konkret heißt: Gottvertrauen üben. Das gilt eigentlich nicht nur in der Fastenzeit.

Andrea Wilke, in: Pfarrbriefservice.de

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Text: Andrea Wilke
In: Pfarrbriefservice.de