So kommt der Pfarrbrief zu seinen Leserinnen und Lesern

Pfarreien praktizieren individuelle Verteilwege – Fünf Beispiele

von Elfriede Klauer am 14.07.2022 - 06:00  

Viele Ressourcen sind nötig, damit der Pfarrbrief seine Leserinnen und Leser erreicht.

Wie gelangt der Pfarrbrief zu seinen Leserinnen und Lesern? Das ist neben der inhaltlichen und optischen Gestaltung eine weitere zentrale Frage für alle, die das große Potenzial dieses Mediums für das Gemeindeleben schätzen und nutzen wollen. Wir haben uns bei einigen Gemeinden umgehört. Ihre Verteilwege sollen hier vorgestellt werden – zur Inspiration, aber auch zur beispielhaften Dokumentation all des wertvollen Engagements in den Gemeinden. Deutlich wird, dass die Verteilwege sehr individuell sind, je nach Ausgangslage vor Ort.

Nachfolgend lesen Sie:

Eine Titelseite des Pfarrbriefes „Ennert lebendig“

Mitglieder der Pfarrausschüsse verteilen den Pfarrbrief

„Nein, da gibt es keine Diskussion“, sagt Dr. Brigitte Linden am Telefon. „Die Verteilung des Pfarrbriefes gehört für die Mitglieder der Pfarrausschüsse einfach dazu.“ Pfarrausschüsse – so heißen jetzt in der Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“ in Bonn-Beuel die früheren Pfarrgemeinderäte. Es gibt sie in jeder der drei Pfarreien, die die Pfarreiengemeinschaft bilden. Die einzelnen Gemeinden sind sehr lebendig und unterschiedlich, schildert Brigitte Linden. „Es ist wichtig, dass wir als Kirche auf die Menschen zugehen. Der gedruckte Pfarrbrief ist dafür der Türöffner“, ist sie überzeugt. Sie ist Mitglied im Redaktionsteam und im Pfarrausschuss ihrer Heimatgemeinde Christ König.

Zweimal im Jahr, zu Advent und zu Ostern, bringen rund 30 Personen der drei Pfarrausschüsse den Pfarrbrief „Ennert lebendig“ in einer Auflage von 4.800 Stück in alle katholischen Haushalte – in einem Ort sogar in alle Haushalte. Jede Person trägt durchschnittlich 150 Exemplare aus. „Das ist ein kleiner Spaziergang“, sagt Brigitte Linden. Die Koordination und Organisation der Verteilung übernimmt das Pfarrbüro. Hier werden die Straßenlisten erstellt und gepflegt und nach der Verteilung aus Datenschutzgründen auch wieder vernichtet.

„Öffentlichkeitsarbeit verstehen wir als einen wichtigen Auftrag. Dabei helfen auch die Pfarreihomepage und verschiedene andere Medien. Dennoch ist es allein der Pfarrbrief, der wirklich jeden katholischen Haushalt erreicht. Das sagen wir auch allen Neugewählten“, betont Brigitte Linden. Dem Ziel, einladend zu sein, fühle sich das Redaktionsteam des Pfarrbriefes verpflichtet. Mit einem „inhaltlichen Spagat“, so Linden, sollen sowohl die aktiven Katholikinnen und Katholiken als auch eher fernstehende Interessierte angesprochen werden. (zurück zur Übersicht)

Zum Pfarrbrief „Ennert lebendig“

Eine Titelseite des Pfarrbriefes aus St. Severin Köln

50 Ehrenamtliche beliefern die katholischen Haushalte in der Großstadt

Ein großer Kreis von 50 Frauen und Männern kümmert sich in der Pfarrei St. Severin in der Kölner Südstadt darum, dass dreimal im Jahr der Pfarrbrief in einer Auflage von 6.500 Stück alle katholischen Haushalte erreicht. Zwischen 50 und 300 Exemplaren verteilt jede Person, den zeitlichen Aufwand schätzt Ingrid Rasch vom Redaktionsteam auf durchschnittlich zwei Stunden pro Austräger. Dennoch ist die Verteilung in der Kölner Innenstadt herausfordernd. Viele Häuser haben keine Außenbriefkästen. So müssen die Verteiler klingeln, um zu den Briefkästen innen zu gelangen. „Wenn dann jemand von oben aus dem Fenster ruft ‚Wir wollen keine Werbung‘, muss man im Brustton der Überzeugung entgegnen ‚Der Pfarrbrief ist keine Werbung‘. Diesen Teil muss man können und wollen“, schmunzelt Ingrid Rasch.

Stets sei sie mit dem Lasso unterwegs, wie ihr Pfarrer scherzhaft sagt, und bitte weitere Menschen um Unterstützung bei der Pfarrbriefverteilung. Denn durch Wegzug und Alter ändert sich der Kreis der Ehrenamtlichen. „Ich argumentiere dann, dass die Verteilung des Pfarrbriefes ein wichtiger Dienst ist, ja fast schon eine missionarische Aufgabe. Untersuchungen zeigen, dass der Pfarrbrief das Medium ist, das die Menschen erreicht. Pfarrbriefausträger bringen die Kirche zu den Menschen“, so Ingrid Rasch. Ihrer Erfahrung nach sagen die derart Angesprochenen selten ab. „Das ist das Geheimnis der persönlichen Ansprache“, verrät sie. Bei personellen Engpässen aufgrund von Krankheit oder Urlaub steht der Pfarrei eine Person zur Verfügung, die für das Verteilen ein kleines Honorar erhält.

Eine weitere ehrenamtliche Person organisiert die Verteilung, d.h. sie ordnet den Straßenlisten, die das Pfarrbüro erstellt, die Namen der Verteiler zu, informiert diese rechtzeitig und pflegt den Bestand an Verteilern. Frau Rasch schätzt den Zeitaufwand hierfür pro Ausgabe auf 10 Stunden. Dazu kommen die Stunden, die Frau Rasch und zwei weitere Redaktionsmitglieder aufbringen, damit alle Pfarrbriefe auch wirklich zu den Verteilern kommen. Die Druckerei liefert die Pfarrbriefe an die verschiedenen Abholorte (Kirchen, Bücherei). Doch wenn für einen Austräger mal ein anderer Abholort günstiger ist, bringen Frau Rasch und ihre Kollegen die Päckchen dorthin: „Da kommen wir unseren Austrägern entgegen.“

Rund alle zwei Jahre bedankt sich die Pfarrei mit einer kleinen Feier bei Sekt und Imbiss bei den vielen Helferinnen und Helfern und lädt zum Austausch ein. Es ist „sehr viel Man- bzw. Woman-Power nötig, um diesen Kreis zu halten und zu pflegen“, so Ingrid Rasch. „Aber es hilft ja nichts. Wir stecken sehr viele Überlegungen und sehr viel Herzblut in den Pfarrbrief und die Arbeit macht uns großen Spaß. Da muss das Heft doch zu den Menschen.“

Mit seinen thematischen Beiträgen richtet sich das Redaktionsteam bewusst auch an fernstehende Kirchenmitglieder. Das Thema der aktuellen Ausgabe ist „Versöhnen“, das Thema der kommenden das „Teilen“. „Uns ist es wichtig, dass die Themen immer auch mit unserer Pfarrei zu tun haben“, berichtet Ingrid Rasch. Neben dem Schwerpunktthema gibt es einen Gemeindeteil mit Informationen aus der Pfarrei.

Hat sie einen Tipp für Pfarreien, die einen Kreis an ehrenamtlichen Pfarrbriefausträgern neu aufbauen möchten? „Wichtig finde ich, dass anerkannte Menschen aus der Pfarrei dafür eintreten und werben. Und ich rate dazu, erst mal straßen- oder gebietsweise zu beginnen und Erfahrungen damit zu sammeln, nach dem Motto: Wir fangen einfach mal an!“ (zurück zur Übersicht)

Zu den thematischen Beiträgen des Pfarrbriefs (der Gemeindeteil wird nicht online veröffentlicht)

Eine Titelseite des Pfarrbriefes der Pfarrei Seliger Eduard Müller

Ein neues Verteilernetz entsteht

Dr. Karl Gather vom Redaktionsteam des Pfarrbriefes ist gerade dabei, ein ehrenamtliches Verteilernetz in seiner Gemeinde Bad Bramstedt/Kaltenkirchen aufzubauen. „Momentan tragen 12 Ehrenamtliche 400 Exemplare aus. Eigentlich hätten wir ein Potenzial von 1.000 Pfarrbriefen. Aber jeder einzelne Pfarrbrief, der verteilt wird, ist besser als der, der nicht verteilt wird“, ist er überzeugt. Bad Bramstedt ist eine Stadt mit etwas mehr als 15.000 Einwohnern im schleswig-holsteinischen Diaspora-Gebiet. Nur rund 8 Prozent Katholiken leben hier. Entsprechend weitläufig sind die Wege, die die Verteiler zu den Briefkästen gehen müssen. „Ich selbst verteile 80 Exemplare, das ist ein knappes Drittel von Bad Bramstedt“, berichtet Karl Gather. Zwei Nachmittage ist er dafür mit dem Fahrrad unterwegs.

Zur kirchlichen Gemeinde gehören neben den Städten Bad Bramstedt und Kaltenkirchen rund 30 umliegende Dörfer. Die Wege zwischen den einzelnen Briefkästen sind hier durchaus schon mal fünf bis sechs Kilometer lang. Doch das schreckt Karl Gather und seine Helferinnen und Helfer nicht. „In einem Newsletter von Pfarrbriefservice.de habe ich gelesen, dass die Wirkung eines Pfarrbriefes oft unterschätzt wird. Gerade mit ihm gelingt eine niederschwellige Kontaktaufnahme. Das ist uns wichtig“, sagt er. Deshalb brachte er im Innovationskreis der Pfarrei die Idee ein, ein ehrenamtliches Verteilernetz aufzubauen. Bad Bramstedt ist das Pilotprojekt, das die anderen vier Gemeinden der Pfarrei Seliger Eduard Müller zur Nachahmung animieren soll, hofft Karl Gather. Das Ziel ist, mindestens 3.000 Exemplare möglichst flächendeckend verteilt zu bekommen. Denn „eigentlich gibt es nur Gewinner: Wir bekommen Kontakt zu unseren Kirchenmitgliedern und können weitere Ehrenamtliche für eine projektbezogene Mitarbeit motivieren.“

Und wie findet er diese Ehrenamtlichen? „Einige haben sich auf meinen Aufruf im letzten Weihnachtspfarrbrief gemeldet. Auch jetzt im Sommerpfarrbrief berichte ich kurz über den Stand des Projekts und bitte um Mithilfe. Andere Austräger stammen aus meinem Bekanntenkreis, ich bin gut vernetzt in unserer Gemeinde. Die persönliche Ansprache ist schon wichtig. Übrigens werben Austräger auch wieder andere Bekannte für diese Tätigkeit an der frischen Luft“, freut sich Karl Gather. Viermal im Jahr sind er und sein Team dann unterwegs mit dem Pfarrbrief. „Bis jetzt gab es erst eine Abbestellung. Das ist doch ein gutes Zeichen“, so Gather. Ein Begleitbrief informiert die Haushalte über die Abbestellmöglichkeit.

Die Pfarrsekretärin erstellt die Adresslisten, die die Austräger abgehakt wieder ins Pfarrbüro zurückbringen – aus Datenschutzgründen. Die Pfarrsekretärin packt auch die entsprechenden Pakete. Diese holen die Austräger im Pfarrbüro ab oder bekommen sie vorbeigebracht, nachdem Karl Gather sie per E-Mail bei Drucklegung des Pfarrbriefes informiert hat, dass demnächst wieder eine Verteilung ansteht. „Das klappt alles sehr unkompliziert.“

Pfarrbriefredaktionen, die ebenfalls ein Verteilernetz aufbauen wollen, rät er, die personellen Ressourcen im Pfarrbüro vorab zu klären und die Gemeindegremien ebenso wie den Pfarrer einzubeziehen. „Der Pfarrer muss das wollen“, so Karl Gather. (zurück zur Übersicht)

Zum Pfarrbrief

Der Begleitbrief zur Ansicht

Eine Titelseite des Gemeindebriefs der Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden

Die Osterausgabe bringt die Post

„Einmal im Jahr leisten wir uns den Luxus und versenden den Ostergemeindebrief an alle katholischen Haushalte des Pfarrgebiets mit der Post“, sagt Philippe Jaeck. Er ist mit einer halben Stelle Referent für Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden und u.a. für Grafik, Design und Redaktionsleitung des Gemeindebriefes zuständig. Zur Pfarrei gehören etwa 20.000 Mitglieder, die Osterausgabe hat eine Auflage von 16.500. Da kommt einiges an Kosten zusammen für den Druck, für die Kuvertierung und das Porto: laut Philippe Jaeck fast 20.000 Euro. Doch der Pfarrgemeinderat habe diese Entscheidung ganz bewusst getroffen. „So erfahren unsere Mitglieder zumindest einmal im Jahr, dass sie Teil unserer Gemeinschaft sind“, so Jaeck. Das sei wichtig, gerade in der Innenstadtgemeinde, wo man sich nicht so gut kenne.

Eigentlich erscheint der Gemeindebrief in Wiesbaden zehnmal im Jahr. Neunmal wird er in einer Auflage von 2.000 bis 3.000 Stück zum größten Teil in den Kirchen und Seniorenheimen ausgelegt. Auch alle neuzugezogenen Kirchenmitglieder werden mit einem Anschreiben und dem aktuellen Gemeindebrief begrüßt.

Philippe Jaeck könnte sich vorstellen, dem Päckchen mit dem Ostergemeindebrief jeweils ein persönliches Anschreiben des Pfarrers beizufügen und die Beiträge inhaltlich noch stärker an den Interessen von eher fernstehenden Kirchenmitgliedern auszurichten. Einen Austausch darüber in den zuständigen Gremien hat Corona in den vergangenen zwei Jahren unmöglich gemacht. Ein neuer Anlauf ist geplant. Einerseits sei die Belieferung aller katholischen Haushalte einmal im Jahr ein toller Service, andererseits müsse man sich angesichts der Kosten immer wieder auch fragen, ob es nicht andere Lösungen gebe, die möglicherweise effektiver seien, so Jaeck. Er denkt dabei an die Erfahrungen in der Corona-Zeit, in der der Pfarrer Briefe an seine Pfarreiangehörigen geschrieben hat, die ebenfalls mit der Post versendet wurden. (zurück zur Übersicht)

Zur Pfarreihomepage (der Gemeindebrief wird nicht als pdf veröffentlicht; seine Inhalte sind bis auf wenige Ausnahmen auf der Pfarreihomepage zu finden)

Eine Titelseite des Pfarrmagazins „GEISTREICH“ aus Biberach

Ein Pfarrmagazin für zwei Seelsorgeeinheiten: Auch das Amtsblatt kommt ins Spiel

Ein gemeinsames Team aus den zwei Seelsorgeeinheiten (SE) Biberach und Biberach Umland gestaltet miteinander das Magazin „GEISTREICH“. Es erscheint zweimal im Jahr in einer Auflage von 9.350 Stück. Für dessen Verteilung nutzen die Biberacher einen Mix aus unterschiedlichen Möglichkeiten, je nach den Gegebenheiten vor Ort.

In Warthausen zum Beispiel (SE Biberach Umland) ist es möglich, das Magazin zusammen mit dem Mitteilungsblatt der Kommune austragen zu lassen. So gelangt es in einer Auflage von 2.500 Stück sogar in alle Haushalte, nicht nur in die katholischen. „Nein, da gibt es keine Beschwerden“, berichtet Monika Stuchlik vom Pfarrbüro. Das Mitteilungsblatt der Kommune erscheint wöchentlich, die Austräger organisiert der Verlag. Ihnen zahlt die Kirchengemeinde pro verteiltem Pfarrmagazin einen kleinen Obolus.

Anders dagegen in der SE Biberach. „Dort, wo die Stadtteile eher dörflich strukturiert sind, übernehmen Ministranten und Pfadfinder das Austragen in die katholischen Haushalte. In einem anderen Stadtteil verteilen Gemeindemitglieder; manche machen das schon Jahre lang. Es wird in den Vermeldungen in der Kirche gesagt, dass Austräger gesucht werden, allerdings melden sich in letzter Zeit immer weniger“, berichtet Wiebke Mahlbacher vom Redaktionsteam. Rund 4.000 Exemplare gelangen auf diese Weise in die Briefkästen der katholischen Haushalte. Während die Ministranten und die Pfadfinder nach Stundenaufwand einen kleinen Obolus für die Gruppenkasse erhalten, um davon Ausflüge und Freizeiten zu finanzieren, übernehmen die Gemeindemitglieder diesen Dienst ohne Bezahlung. Das Pfarrbüro erstellt die jeweiligen Verteilerlisten und koordiniert.
 
Im Stadtgebiet dagegen werden 400 Exemplare des Magazins nur ausgelegt – in der Kirche, der Stadtbücherei und in den Kindergärten. „Anfangs haben wir es probiert, auch dort an alle katholischen Haushalte zu verteilen. Aber das hat nicht funktioniert, wir fanden dort nicht so viele Ehrenamtliche, die Gemeinde ist zu groß“,  berichtet Wiebke Mahlbacher.

Im Jahr 2016 zeichnete die Diözese Rottenburg-Stuttgart das Magazin „GEISTREICH“ in einem Wettbewerb als eine von fünf besten Zeitschriften von Gemeinden aus. 80 Pfarrbriefredaktionen hatten daran teilgenommen. (zurück zur Übersicht)

Zum Magazin „Geistreich“

Elfriede Klauer, In: Pfarrbriefservice.de

Diese Seite teilen