Pfarrbrief-Themen auch aus Sicht des Lesers anschauen

Geprüft: Pfarrbrief der Kath. Kirche in Schwerin, Rehna und Gadebusch

von Christine Cüppers am 11.03.2021 - 06:00  

Pfarrbrief der Katholischen Kirche in Schwerin, Rehna und Gadebusch, Ausgabe Januar 2021, Titelseite

Der Pfarrbrief als wichtiges Kommunikationsmittel in die und mit der Gemeinde – die meisten Gemeinden erfüllen diese Grundaufgabe des Mediums, transportieren wichtige Informationen zu den Menschen und halten sie über das auf dem Laufenden, was Kirchengemeinde und das Leben in ihr ausmacht. Davon zeugen auch die Inhalte des Pfarrbriefs aus Schwerin, Rehna und Gadebusch.

Beim Stöbern in den 28 Seiten stellen sich aber auch die Fragen: Wer kommuniziert hier genau mit wem? Wen will die Redaktion ansprechen? Und schon kommt die nächste Frage nach der Blickrichtung der Pfarrbrief-Redaktion auf: Schaut die eher aus Sicht des Lesers auf Service-Angebote und spannende Themen? Oder ist es eher der „interne“ Blick, aufgrund dessen die Themenauswahl stattfindet? Beim vorliegenden Beispiel scheint eher letzteres der Fall zu sein. Die Aussage des Titelfotos erkennt wohl nur jemand mit besten Insider-Kenntnissen. Wer oder was ist das „BSH“, in dem die Caritas-Helfer ihr Dankesfest feierten? Und wissen alle Pfarrbrief-Leser, was es mit dem „großen Dreesch“ auf sich hat? Leider gerät im einen und anderen Beitrag ein Stück weit aus dem Blick, dass gerade auch die Kommunikation mit „Nicht-Insidern“, mit kirchenferneren Menschen eine wesentliche Aufgabe und Herausforderung der Pfarrbrief-Arbeit ist.

Titel

Fangen wir mal bei den wichtigen Informationen über das Produkt an: Die sind im oberen Drittel der Titelseite zu finden. Es handelt sich also um den Pfarrbrief der Katholischen Kirche in Schwerin, Rhena und Gadebusch, zu der laut Silhouetten fünf Kirchen gehören. Und die Hauptpfarrei ist offenkundig St. Anna. Neben diesen Grundinfos lädt ein Bibelzitat zum Lesen und Nachdenken ein. Tja, und dann ist da ein Foto, das zwar irgendwie eindrucksvoll ausschaut, insgesamt aber doch ein Rätsel bleibt. Es braucht auch einiges Suchen und genaues Hinschauen, um im Impressum auf Seite 4 den Hinweis zu finden, dass das Bild offenbar ein Detail der „alten Kirchturmsuhr in Ostheim“ zeigt. Und was will dem Leser dieses Foto sagen? Ja, es steht im Kontext zum Zitat über die Fülle der Zeiten und auch zum Editorial über den Terminkalender. Darin würde ein Querverweis zum Foto dem Leser weiterhelfen.

Kath. Pfarrei St. Anna, Schwerin

Bild 1

Kath. Pfarrei St. Anna, Schwerin

Bild 2

Kath. Pfarrei St. Anna, Schwerin

Bild 3

Gelungen

Bild 1: Sehr gut! Diese Seite 4 ist eine gute Service-Seite. Da ist zunächst das umfangreiche und ausgesprochen vollständige Impressum. Das vielfach vernachlässigte rechtliche Muss im Pfarrbrief enthält in diesem Fall alle Angaben, die hineingehören. Besonders der Hinweis auf den Haftungsausschluss regelt die rechtliche Situation der Redaktion und bezieht in diesem Fall sogar die Übernahme von Inhalten in Online-Ausgabe und Internetpräsenz mit ein. Eine Absicherung, die mit Blick auf Datenschutz-Bestimmungen wichtig ist. Daneben findet der Leser auf dieser Seite auch die Informationen über regelmäßige Gottesdienst-Angebote an Sonn- und Werktagen. Kurz und knapp wird präsentiert, wann wo was angeboten wird. Dieser Grundservice gehört in jeden Pfarrbrief.

Bild 2: Lesen Kinder den Pfarrbrief? Eine Frage, die in zahlreichen Redaktionen teils heftig diskutiert wird. Und oft fällt die Entscheidung leider gegen eine eigene Kinderseite, weil ja schließlich so viele wichtige Pfarr-Informationen auf den wenigen Seiten Platz finden müssen. Dabei sind doch die Kinder von heute – hoffentlich – die Haupt-Pfarrbrief-Zielgruppe von morgen. Sie also mit speziellen Seiten schon jetzt an die Lektüre heranzuführen und gezielt anzusprechen, ist eine wertvolle und im günstigen Fall auch nachhaltige Aufgabe. Dass diese Ansprache in diesem Beispiel über den „Kirchenfloh“ erfolgt, erhöht die Individualität und den Bezug zur Kinder-Perspektive. Außerdem kann dieser Kirchenfloh sehr ortsbezogen und zu unendlich vielen Themen etwas zu sagen haben.

Bild 3: Der langjährige Hausmeister der Kirchengemeinde geht in den Ruhestand. In den meisten Fällen wird dies im Pfarrbrief mit einem kurzen oder auch mal längeren Text gewürdigt. Dazu das „traditionelle“ Foto vom Pfarrer, der die Abschiedsurkunde überreicht. Da bildet dieses Interview mit Guido Wellenbrock eine erfreuliche und ausgesprochen lesenswerte Alternative. Die Textform ist originell, weil der Verabschiedete selber zu Wort kommt. Und die Inhalte bieten einen hohen Leseanreiz. Was hat er erlebt? Woran erinnert er sich besonders gerne oder ungern? Welche Aufgaben hatte er in all den Jahren? Und was plant er für den neuen Lebensabschnitt? Rückblick und Ausblick stehen ebenso nebeneinander wie die beruflichen und privaten Einblicke. Durch diese gute Mischung wird der Beitrag besonders lesenswert.

Kath. Pfarrei St. Anna, Schwerin

Bild 4

Kath. Pfarrei St. Anna, Schwerin

Bild 5

Kath. Pfarrei St. Anna, Schwerin

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Ausbaufähig

Bild 4: Grundsätzlich enthält diese Seite Elemente, die allein gesehen zu loben wären: zum Beispiel das aus der Norm fallende Format des linken Fotos. In der Gesamtwirkung aber erscheint die Seite etwas zu voll und zu unübersichtlich, obwohl die Grundstruktur gut gewählt und im Gesamtkonzept stimmig ist. Das obere Seiten-Drittel aber ist gewissermaßen der „Überlauf“ der vorherigen Seite. War die etwas zu textlastig, so stimmt hier das Text-Bild (Logo)-Verhältnis nicht. Auch im Beitrag über den umgedrehten Adventskalender sind die beiden Bilder überproportional zum Text. Außerdem ist bei „Gestaltete Mitte Hoffnung“ das Motiv nicht wirklich gut zu erkennen, das Bild insgesamt zu dunkel. „Aufgeräumter“ wäre diese Seite, wäre das Logo auf der vorhergehenden Seite 6 platziert und das Adventskalender-Bild in die Mitte gerückt. Etwas mehr Abstand zwischen den Beiträgen wäre vertretbar gewesen.

Bild 5: Das Thema Foto beschäftigt auch beim Blick auf diese Seite. Trotz der beiden Bilder wirkt sie sehr gefüllt von Schrift. Das liegt sicher daran, dass der Text nicht aufgelockert und beispielsweise durch Zwischen-Überschriften deutlicher gegliedert ist. Abgesehen davon, dass bei den beiden Fotos die notwendigen Bildunterschriften fehlen, haben sie beide nicht das optimale Format. Das Portrait von Hausmeister Wellenbrock hätte durchaus noch etwas beschnitten werden können. Und im „Einsatz-Foto“ ist weder er noch seine Tätigkeit klar zu erkennen. Außerdem fällt auf, dass Kopfzeile und Überschrift identisch sind. Dagegen würde eine Überschrift, wie „Souverän alle Probleme gemeistert“ oder „Freundlich, humorvoll und ruhig im Team“, die Neugier wecken und einen Leseanreiz schaffen.

Bild 6: „Wichtige Termine 2021 für die Pfarrei St. Anna“ lautet die Überschrift. Und ja, es sind durchaus wichtige Termine genannt, die das Gemeindeleben prägen. Gremienwahl, Kommunion, Firmung und Wallfahrt setzen bestimmt Akzente, stellen bedeutsame Ereignisse nicht nur im Leben der direkt Betroffenen, sondern aller Gemeindemitglieder dar. Als „Nicht-Insider“ unter den Lesern stellt sich mir aber die Frage, ob und was darüber hinaus an Terminen ansteht. Wenigstens für den laufenden und den kommenden Monat. Einige Seiten weiter finden sich noch Hinweise auf Termine für Rehna und Gadebusch sowie von der Caritas. Und sonst? Treffen der Messdiener, der Frauengemeinschaft oder der Senioren? Natürlich sind die Möglichkeiten in dieser Coronazeit sehr eingeschränkt, vermutlich fällt gerade alles aus. Trotzdem fehlt eine Gesamtübersicht über Hinweise für die nähere Zukunft. Und darüber hinaus sollte der Leser einen Hinweis finden, wo er aktuelle Informationen erhalten kann: auf der Homepage, in der Tagespresse …

Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind Gesichter auf den gezeigten Beispielseiten teilweise unkenntlich gemacht.

Allgemeine Informationen

  • Erscheinungsweise: monatlich
  • Auflage: 500 Exemplare
  • Umfang: 28 Seiten
  • Format: DIN A 5
  • Verteilung: Der Pfarrbrief liegt in den Kirchen, in der Schule und der Kita sowie bei den Beratungsstellen der Caritas aus. Auf der Webseite ist er als PDF zu finden.
  • Kontakt zur Redaktion: Katholisches Pfarramt St. Anna, Klosterstraße 13, 19053 Schwerin, E-Mail: pfarrbrief@pfarrei-sankt-anna.de

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Sind Sie interessiert an einer wohlwollend-kritischen Besprechung Ihres eigenen Pfarrbriefes?

Die beiden Journalistinnen Christine Cüppers und Ingrid Fusenig nehmen Pfarrbriefe unter die Lupe. Wer diesen kostenfreien Service von Pfarrbriefservice.de nutzen möchte, schickt am besten sowohl eine pdf-Datei des Pfarrbriefs an elfriede.klauer@pfarrbriefservice.de als auch die gedruckte Version per Post an Pfarrbriefservice.de, Team Pfarrbrief-Check, Haus Sankt Bruno, Promenade 37, 97437 Haßfurt. Jede Pfarrbriefredaktion erhält einen kostenfreien schriftlichen Prüfbericht, ausgewählte Beispiele werden nach Absprache online besprochen.

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