Kleinteilig oder mit Blick auf das große Ganze?

Geprüft: Pfarrbrief der Pfarrei Seliger Eduard Müller

von Christine Cüppers am 11.02.2021 - 06:00  

Titelseite der Ausgabe Dezember 2020 bis Februar 2021

Sie ist immer wieder aktuell und immer wieder Thema: die Frage nach der guten Präsentation einzelner Gemeinden im Pfarrbrief. Im vorliegenden Fall hat sich die Redaktion für ein Farbkonzept entschieden, mit dem die einzelnen Gemeinden am bunten Randstreifen auf den ihnen zugeordneten Seiten zu erkennen sind. Rot steht für Bad Bramstedt/Kaltenkirchen, gelb für Bad Segeberg/Wahlstedt und so weiter. Wo welche Gemeinde zu finden ist und unter welcher Farbe, darüber informiert das Inhaltsverzeichnis. Diese Struktur ist nachahmenswert, schafft sie doch Klarheit im Pfarrbrief. Wertvoll ist auch die jeweilige Übersicht über die „Gemeindeorganisation“, die die Ansprechpartner zu den einzelnen wichtigen Bereichen samt Kontaktmöglichkeit aufführt.

Aber: Das Gute birgt auch die Gefahr, im Kleinteiligen stehenzubleiben und das Ganze aus dem Blick zu verlieren. Sicher bleiben beispielsweise die Senioren wohl eher in ihren Gruppen vor Ort verbunden und aktiv. Aber die Sternsinger, die Frauengemeinschaften oder die ökumenische Männergruppe? Gibt es da nicht gemeindeübergreifende Interessen und Aktivitäten? Entdeckt der Leser diese aber, wenn er doch nach „seinen grünen Seiten“ schaut und die roten, gelben und blauen weniger aufmerksam liest?

Titel

Ja, diese Titelseite spricht an, lädt zum Hinschauen und zum Einsteigen in die Pfarrbrief-Lektüre ein. Das Foto vom Turm der Geburtskirche deutet auf den Zeitraum der Gültigkeit hin, ebenso wie das Bibelzitat. Nach dem Blick auf diese Kulisse und den fast vollen Mond am nachtblauen Himmel blättert der Leser um – und findet Erläuterung und Vertiefung zu Bild und Zitat. Und auf den folgenden 78 Seiten auch die ebenfalls angekündigten „Informationen aus allen unseren Gemeinden“.

Pfarrei Seliger Eduard Müller, Neumünster

Bild 1

Pfarrei Seliger Eduard Müller, Neumünster

Bild 2

Gelungen

Bild 1: Der schon angesprochene Bezug von Seite 2 auf die Titelseite sowie der Ausblick auf die weiteren Inhalte in Gestalt des Inhaltsverzeichnisses sind hier genau richtig platziert und als Einstieg in die Lektüre gelungen. Mit den Gedanken zum „Efrata“-Zitat erhält der Leser einen ersten thematischen und geistlichen Input, kann seine eigenen Gedanken zum Titelfoto reflektieren und eventuell ergänzen. Und dann kann er mit guter Orientierungshilfe die Reise durch die gut gefüllten, inhaltlich wie optisch ansprechend gestalteten Seiten beginnen.

Bild 2: Wachsende Gemeinden und kompliziertere Strukturen erschweren für die einzelnen Gläubigen die Kontaktaufnahme und das Finden von Ansprechpartnern. Dem wirken die Gemeindeteams in der Pfarrei Seliger Eduard Müller entgegen. Jeweils als Einstieg in die „Gemeindeseiten“ werden die Teams vorgestellt. Dabei berichten sie über ihre Aktivitäten in den vergangenen Monaten sowie Pläne und Aussichten für die kommende Zeit. Und sie zeigen Gesicht(er). Das ist ein wertvolles Plus dieser Präsentation, bietet sie doch die Gelegenheit, die Team-Mitglieder auf der Straße oder in der Kirche zu erkennen und anzusprechen. So wird die Arbeit sowohl transparent als auch persönlich.

Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind Gesichter von Personen auf den gezeigten Beispielseiten teilweise unkenntlich gemacht.

Pfarrei Seliger Eduard Müller, Neumünster

Bild 3

Pfarrei Seliger Eduard Müller, Neumünster

Bild 4

Pfarrei Seliger Eduard Müller, Neumünster

Bild 5

Pfarrei Seliger Eduard Müller, Neumünster

Bild 6

Ausbaufähig

Bild 3: Wenn das mal kein Beispiel für eine Bleiwüste ist. Da hat der Leser sich auf der vorherigen Seite durch die interessante Überschrift „Denk mal an was anderes!“ einladen lassen, sich mit dem Beitrag über Dokumente aus dem Vatikan zu beschäftigen – und dann das. Eine ganze Seite reiner Text. Nicht, dass an dieser Stelle die Fähigkeit von Pfarrbrief-Lesern angezweifelt würde, längere Texte lesen und auch verstehen zu können. Ganz im Gegenteil. Aber: Das Auge möchte angesprochen werden durch optische Elemente. Statt eines Fotos würden sich hier Zwischenüberschriften eignen oder eingeschobene, in Schriftgröße und -farbe hervorgehobene Zitate.

Bild 4: Es ist natürlich eine schwierige Sache mit der Präsentation der vielen Erstkommunionfeiern im Pfarrbrief. Schon auf vorherigen Seiten gab es Bilder von Kommunionkindern. Ob gerade bei diesem Thema nicht eine oder mehrere reine Fotoseiten sinnvoll wären? Auf jeden Fall müssten die Fotos in ansprechender Größe präsentiert werden: In den hier zu sehenden winzigen Formaten sind die Kindergesichter nur schwerlich zu erkennen. Außerdem fehlen die Bildunterschriften! Wer ist zu sehen? Wenigstens die Namen der Kommuniongruppen sollten genannt sein.

Bild 5: Auch auf dieser Beispielseite geht es um das Thema der Fotos. Hier erläutern zwar erfreulicherweise die Bildunterschriften die abgebildeten Fotos. Die Bilder an sich sind aber viel zu klein, um auch nur annähernd etwas richtig erkennen zu können. Damit läuft eine richtig gute Idee Gefahr, überblättert zu werden. Der Beitrag über das Hobby des seligen Eduard Müller, des Namensgebers der Pfarrei, würde mit großen Fotos wesentlich stärker wirken und damit deutlich mehr Leseanreiz bieten. Gerade solche „Geschichten“ gehören zur Kür in der Pfarrbrief-Arbeit, sollten aber auch so gestaltet und vor allem mit dem nötigen Raum präsentiert werden.

Bild 6: Im Grunde ist die Gliederung der Pfarrbrief-Seite in zwei Spalten nicht verkehrt. An diesem Beispiel zeigt sich aber, dass sie nicht immer eindeutig und optisch ansprechend wirkt. Die Fotos können – auch wegen der fehlenden Bildunterschriften! – auf den ersten Blick nicht eindeutig zugeordnet werden. Gehört die telefonierende Dame zum nebenstehenden Beitrag „Telefonseelsorge“ oder, wie sich beim genaueren Hinschauen herausstellt, zum Telefonimpuls-Text? Für solche Kurzmeldungen, die es sicherlich in jeder Pfarrbrief-Ausgabe gibt, bietet sich ein eigenes Gestaltungsschema an, das die beschriebenen Probleme umgeht. Nachstehendes Beispiel-Layout veranschaulicht dies: Für jede Meldung ist eine Spalte reserviert. Die Überschriften und die Bilder erscheinen dabei in jeder Spalte an derselben Stelle, in derselben Größe. So erschließt sich den Lesern auf einen Blick, welches Bild zu welcher Meldung gehört. Das Erscheinungsbild wirkt ansprechend und aufgeräumt. Hier stört auch nicht, dass bei kürzeren Nachrichten unten Weißräume entstehen. Im Gegenteil, diese bereichern das Layout, indem sie den Lesern Raum zum Durchatmen und Verweilen geben.

Beispiel-Layout für Kurzmeldungen im Pfarrbrief:

Beispiel-Layout für Kurzmeldungen im Pfarrbrief (siehe dazu den obigen Abschnitt „Ausbaufähig“, Bild 6)

Allgemeine Informationen

  • Erscheinungsweise: alle drei Monate
  • Auflage: 1.800 Exemplare
  • Umfang: 80 Seiten
  • Format: DIN A 5
  • Verteilung: durch ehrenamtliche Helfer an spezielle Gruppen (z.B. Senioren), Auslage an den neun Kirchorten in Kirchen, Gemeindehaus, Sekretariat etc.
  • Kontakt zur Redaktion: Pfarrei Seliger Eduard Müller, Bahnhofstraße 35, 24534 Neumünster, E-Mail: redaktion-pfarrbrief@seliger-eduard-mueller.de.

Logo Pfarrbrief-Check

Sind Sie interessiert an einer wohlwollend-kritischen Besprechung Ihres eigenen Pfarrbriefes?

Die beiden Journalistinnen Christine Cüppers und Ingrid Fusenig nehmen Pfarrbriefe unter die Lupe. Wer diesen kostenfreien Service von Pfarrbriefservice.de nutzen möchte, schickt am besten sowohl eine pdf-Datei des Pfarrbriefs an elfriede.klauer@pfarrbriefservice.de als auch die gedruckte Version per Post an Pfarrbriefservice.de, Team Pfarrbrief-Check, Haus Sankt Bruno, Promenade 37, 97437 Haßfurt. Jede Pfarrbriefredaktion erhält einen kostenfreien schriftlichen Prüfbericht, ausgewählte Beispiele werden nach Absprache online besprochen.

Rubrik „geprüft” (Übersichtsseite)

Diese Seite teilen