Junge Menschen im Mittelpunkt des Pfarrbriefs

Die Pfarrei St. Ludwig in München zeigt wie´s geht

von Ronja Goj am 13.02.2021 - 06:00  

Titelblatt der Posaune „Jung sein in St. Ludwig".

„Jung sein in St. Ludwig“ – Das besondere Schwerpunktthema des Pfarrbriefs „Posaune“ der Pfarrei St. Ludwig in München. Ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt. Zwischen Jung und Alt. Generationsübergreifend. Mit der Jugend im Mittelpunkt. Ein Interview mit Pfarrer Markus Gottswinter, der ehrenamtlichen Redaktionsleiterin Dr. Denise Reitzenstein und einer Vertreterin der Jugend Magdalena Jansing.

Pfarrbriefserivce.de: „Die Welt vergöttert die Jugend, aber regieren lässt sie sich von den Alten“, so ein Zitat von Henry de Montherlant, einem französischen Schriftsteller. Die Pfarrbriefredaktion der „Posaune“ hat es in der Pfarrbriefausgabe „Jung sein in St. Ludwig“ anders gemacht. Sie hat die jungen Menschen zu Wort kommen lassen.

Dr. Denise Reitzenstein: Unser Gemeindereferent Hermann Höfler ist für die Pfarrjugend zuständig und hatte dieses Thema in den Raum gestellt. 

Magdalena Jansing: Ich fand es sehr cool, dass uns in der „Posaune“ eine Bühne für unsere Anliegen und Themen gegeben wurde. Und dass der Pfarrbrief mit den Jugendlichen ein Gemeinschaftsprojekt gemacht hat. Denn er ist sonst etwas für Leute ab 40, 50. 

Pfarrnachrichten St. Ludwig München

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„Jung sein in St. Ludwig als Institution: die Pfarrjugend" – ein Interview von Dr. Denise Reitzenstein.

Viele Jugendliche klicken sich lieber durch „Instagram“ oder „TikTok“. Kannten sie den Pfarrbrief überhaupt? 

Dr. Denise Reitzenstein: Nur ein Teil der Jugendlichen wusste davon, dass es das Heft gibt. Die medialen Gewohnheiten der Jugendlichen sind andere. Darum haben Hermann Höfler und ich das Medium „Pfarrbrief“ in einer Pfarrjugendrunde vorgestellt.

Pfarrer Markus Gottswinter: Die Pfarrjugend hat sich vorher nicht damit beschäftigt, dass es ein solches Medium wie die „Posaune“ gibt. Das liegt auch daran, dass die Jugend bei uns sehr autark ist.

Die Jugendlichen hatten bis vor kurzem ihr eigenes Magazin – „Jugendstil“.

Magdalena Jansing: Wir hatten 56 Ausgaben, aber 2019 konnten wir die „Jugendstil“ nicht mehr fortführen. Die Leute, die das Know How beim Layout hatten, die Korrektur gelesen haben, die sind nach und nach immer älter geworden und mussten es aufgeben. Sie haben es zeitlich vom Studium her nicht mehr geschafft und es gab keinen Nachwuchs. 

Die Spezialausgabe der „Posaune“ war für die jungen Menschen daher eine alternative Plattform. Aber einen Pfarrbrief „auf jung machen“ kann einen gegenteiligen Effekt haben und Jugendliche abschrecken.

Magdalena Jansing: Ja, ich finde Jugendthemen oftmals gezwungen cool. Wenn Erwachsene Themen vorgeben, die Jugendliche ansprechen sollen, geht das zu 99 Prozent schief. Deshalb finde ich es gut, wie wir das bei uns in der Pfarrei machen. Es gab diesen Themenschwerpunkt und man wollte hören, was Jugendliche dazu sagen. Ich glaube, das kommt bei Jugendlichen am besten an. 

Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Magdalena Jansing: Frau Reitzenstein hatte diese Idee und ist auf uns zugekommen. Als wir miteinander gesprochen haben, hat sich die Idee konkretisiert.

Dr. Denise Reitzenstein: In der Pfarrjugendrunde haben wir unser Projekt vorgestellt. Ich habe auf diese Weise einige Mailadressen der Jugendlichen gesammelt und diese Runde angeschrieben. Das wurde über Whatsapp-Gruppen, Social Media, digitale Plattformen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen geteilt. 

Aber ein Pfarrbrief ist kein Youtube-Kanal. Wie konnte das Pfarrbriefteam Jugendliche motivieren als Autorinnen und Autoren mitzuwirken?

Dr. Denise Reitzenstein: Wir hatten das Glück, dass aus dem Kreis der Oberministranten sehr viel Zuspruch kam. Das hatte auch damit zu tun, dass die Oberministrantin Magdalena Jansing selbst beim Jugendmagazin der Gemeinde mitgewirkt und Erfahrungen hatte. Sie ist sehr engagiert und hat Leute motiviert, sich zu beteiligen. Sie hat die Pfarrjugend mobilisiert sich zu Themen zu äußern, die den Jugendlichen wichtig sind. 

Magdalena Jansing: Ja, wir haben eine sehr, sehr große Jugend bei uns in der Pfarrei. Dieser große Kreis heißt „Jugendrunde“. Da sind wir rund 30 Jugendliche. Es gibt Untergruppen, zum Beispiel die Ministranten oder die Gruppenstunden. Es hat sich herauskristallisiert, dass es fünf, sechs Leute gibt, die Lust haben, Artikel zu schreiben. 
 

Pfarrnachrichten St. Ludwig München

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„Meine Jugend in St. Ludwig" – ein autobiografischer Artikel von Magdalena Jansing.

Wie sind die Themenideen der Beiträge entstanden?

Magdalena Jansing: In einer guten Zusammenarbeit. Es waren einerseits unsere eigenen Ideen. Wir haben überlegt, was jeder einzelne von uns beitragen kann. Andererseits waren es Ideen von Frau Reitzenstein, die gesagt hat: Es wäre schön, wenn wir zu diesem Thema etwas hätten. 

Können Sie ein Beispiel nennen?

Magdalena Jansing: Ich habe etwas zu meinem Werdegang gemacht. Ich bin 21 Jahre alt und wohne mein ganzes Leben auf dem Pfarreigebiet. Deshalb habe ich super viele Verbindungen hierher. Ich habe meinen Werdegang beschrieben und gezeigt, wie eng mein Leben mit der Pfarrgemeinde verbunden ist. Es gab auch eine neue Oberministrantin, die geschrieben hat, wie es ist, in einem führenden Amt zu arbeiten. 

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„Junge Erwachsene zwischen den Gruppen" – ein Artikel von Erika Ditler.

Eine gelungene Zusammenarbeit.

Dr. Denise Reitzenstein: Die ersten beiden Beiträge, die zum Thema „Jung sein“ eingingen, kamen von älteren und erfahreneren Gemeindemitgliedern. Ich hatte das unkommentiert an die Pfarrjugend weitergegeben. Das führte zu einem Erwachen von Interesse (lacht). Die Jugendlichen fühlten sich aktivierter ihre angekündigten Beiträge zu schicken. Ich denke, das war ein Impuls, der die Jugendlichen wach gerüttelt hat ihre Chance wahrzunehmen, wenn ein Pfarrbrief da ist, der sich dem Thema „Jung sein“ zuwendet. Damit es aus Sicht der Leute gespiegelt wird, um die es geht. 

Magdalena Jansing: Ja, es hätten ruhig mehr Leute Artikel schreiben können. Da wäre Kapazität nach oben gewesen, aber die Faulheit hat bei manchem gesiegt (lacht)

Hürden, die zu jedem Projekt dazu gehören. Die normal, natürlich sind. Die herausfordern. Die dazu beigetragen haben, dass aus der Spezialausgabe der „Posaune“ ein außergewöhnliches Gemeinschaftsprojekt wurde. Ein Gemeinschaftsprojekt, das Jung und Alt verbindet. Das die Jüngeren in die Lebenswelt der Älteren eintauchen lässt und die Älteren in die Lebenswelt der Jüngeren. Das die Generationslücke schließt. 

Pfarrer Markus Gottswinter: Das Heft hat eine Wissenslücke bei vielen Älteren der Pfarrei geschlossen, die nicht wussten, dass wir so eine große Pfarrjugend haben. Durch dieses Projekt ist es gelungen, dass nicht jeder vor sich hin plant, sondern jeder weiß, was der andere macht. Das Heft war eine Frucht des Aufeinander Zugehens. 

Magdalena Jansing: Ich glaube, dass diese Ausgabe der „Posaune“ auch viele Ältere gelesen haben und sich gedacht haben: „Ach so ist das. Das ist eine gute Sache!“

Dr. Denise Reitzenstein: (lacht) Ja, ich kann von einigen lustigen Begegnungen mit Eltern erzählen, die erst durch den Pfarrbrief erfahren haben, dass ihre Kinder, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen etwas zum Pfarrbrief beigetragen haben. Über das Wirken und das Engagement der jungen Leute hat der Pfarrbrief Kommunikation in die Familien hineingetragen.

Astrid Eckert

Dr. Denise Reitzenstein

Stellvertretend für das Pfarrbriefteam: Ehrenamtliche Redaktionsleiterin Dr. Denise Reitzenstein und Pfarrer Markus Gottswinter.

Gab es seither weitere gemeinsame Pfarrbriefausgaben mit Jugendlichen?

Magdalena Jansing: Durch die Corona-Zeit wurde vieles aufgeschoben und wir konnten nicht daran weiterarbeiten. Wir haben uns bisher nicht überlegt, wie wir Jugendliche noch mehr zum Pfarrbrief beitragen können.

Ein Projekt für die Zukunft?

Pfarrer Markus Gottswinter: Es wäre der Wunsch da, dass dieser Informationsaustausch erhalten bleibt. Dass die einzelnen Gruppen in der Pfarrei wissen, was machen die anderen.

Magdalena Jansing: Ich finde es in der Pfarrei schön, wenn unterschiedliche Generationen aufeinander treffen und sich füreinander interessieren. Du merkst, dass die Gesellschaft zusammenhält und Interesse auf beiden Seiten besteht. Das fand ich bei dieser „Posaune“ toll. Du liest, wie das Thema ältere Menschen sehen, und wie jüngere Menschen dazu stehen. Es ist gut, wenn man miteinander redet, anstatt übereinander. Und wenn zwischen den Generationen Austausch herrscht.

Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

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