Der Pfarrbrief als Mittel der Katechese?

von Stefan Schneider am 18.05.2012 - 06:00  

Ist der Pfarrbrief ein geeignetes Medium für Katechese?

Für jedes Medium, sei es gedruckt oder im Internet, kann man sich verschiedene Ziele setzen. Man will informieren, das Gemeinschaftsgefühl stärken oder zum Nachdenken anregen, aber kann man mit einem Pfarrbrief auch Katechese?

Das Wort Katechese meint die theoretische und praktische Einführung in den christlichen Glauben in der Familie und in speziellen Gemeindeveranstaltungen. Im Gegensatz zum Religionsunterricht, dessen Ziel Wissensvermittlung ist, will die Katechese in die Glaubenspraxis einführen. Sie ist biografiebezogen, handlungsorientiert und zeitlich befristet. Die Begegnung des Menschen mit Gott, den Jesus Christus verkündigt hat, ist Grundaufgabe der Katechese.

Zunächst stößt man dabei auf ein grundlegendes Hindernis: Katechese funktioniert eigentlich nur, wenn sich (mindestens) zwei Menschen begegnen – präsentisch, persönlich und damit dialogisch. Das kann ein Medium an sich nur schwer, ein gedruckter Pfarrbrief aber gar nicht leisten. Und so, wie auch andere Vollzüge der Kirche, etwa die Sakramente, nur in diesem persönlichen Zusammensein möglich sind, so auch die Katechese.

Das ist aber nur die halbe Antwort: Denn es gibt durchaus Ziele, die eine Pfarrei mit ihrem Pfarrbrief verfolgen kann und die letztendlich zur Katechese – wie übrigens auch zu den Sakramenten – hinführen kann:

  • Sie kann in einem ersten Schritt Grundwissen vermitteln, denn es ist nicht mehr selbstverständlich, dass christliches Grundwissen – auch bei der Kerngruppe – vorhanden ist: Über christliche Glaubensvollzüge, über das katholische Kirchenverständnis, über das Frohe an der frohen Botschaft.
  • Sie kann dann Impulse geben, Gedanken anstoßen, Menschen helfen, Fragen zu formulieren, die sie umtreiben und für die ihnen vielleicht bisher die Worte fehlen.
  • Sie kann natürlich auch zeigen, wo Katechese stattfindet, wo kirchliche Vollzüge passieren. Und sie kann dies in einem Ton vermitteln, der nicht abschreckt, sondern einlädt.

Tipps

  • Um eines dieser sperrigen Modewörter zu nutzen: Arbeiten Sie crossmedial. Beziehen Sie die verschiedenen „Medien“ (und damit meine ich nicht nur im „engeren Sinne“ den Pfarrbrief, sondern im „weiteren Sinne“ das Pfarrfest, den Anrufbeantworterspruch, den Aushang, die diversen Konferenzen etc.) inhaltlich aufeinander. Also: Wenn Sie im Pfarrbrief eine Serie zu den Sakramenten starten, dann darf dieses Material gerne auch im Religionsunterricht wieder auftauchen oder in der Sonntagspredigt.
  • Ein Pfarrbrief ist nicht nur ein Amtsblatt, eine Verlautbarung. Sie dürfen ruhig an manchen Ecken „persönlicher“ werden. Mit Gedanken, Impulsen, Meinungen, die im Idealfall nicht als anonymes Zitat daherkommen, sondern als persönliches Statement eines erkennbaren Autoren.
  • Versuchen Sie spezielle Angebote für einzelne Katechesegruppen: Für Firmlinge, Kommunionkinder-(Eltern), für Bibelkreise. Vielleicht eine regelmäßige Rubrik? Ein kleines Interview? Im Sinne eines zu fördernden „Wir-Gefühls“ sollten Sie diese am besten mitschreiben lassen.
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